Eine Glosse von Frank Knittermeier

Viele Menschen in Norderstedt sind beunruhigt. In den von Wikileaks enthüllten Depeschen fehlt der Name von Bürgermeister Hans-Joachim Grote. Norderstedts Bedeutung für Amerikas nationale Sicherheit sollte doch eine Erwähnung Wert sein, meinen die hiesigen Sicherheitsexperten von SPD und CDU. Sie verweisen mit Recht darauf, dass viel Geld aus der Stadtkasse entnommen wurde, um einen Unbekannten zu bezahlen, der dem amerikanischen Botschafter Geheiminformationen aus dem Büro des Bürgermeisters übermittelt.

Neue Erkenntnisse erwarten sie nach der Verhaftung des Gründers der Enthüllungsplattform. Der Enthüllungsplattform-Experte der FDP will sogar nach England reisen und ein persönliches Gespräch mit dem verhafteten Julian Assange führen, um ein Absturz der fünfgrößten Stadt Schleswig-Holsteins in die Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Gegen diese Reise des FDP-Mannes haben jedoch viele Norderstedter Bedenken. Bei einer Umfrage sagten die meisten: Diese Partei ist mir nicht bekannt.

Wichtig ist eine Nennung des Namens Norderstedts vor allem für das Selbstverständnis und das angekratzte Ego der Ortspolitiker in den beiden großen Fraktionen. Denn 44 Prozent aller Norderstedter, die bei der letzten Kommunalwahl SPD oder CDU gewählt haben, leiden heute an Depressionen und hängenden Mundwinkeln. Die Politiker dieser Parteien setzen alle Hoffnungen auf Julian Assange.