Sülfelds Chronist Ulrich Bärwald hat für den Kreisheimatbund das Jahrbuch 2010 zusammengestellt - mit einem Beitrag zu historischen Postkarten

Vielerorts herrscht im Kreis Segeberg zum 2. Advent Bilderbuch-Winterwetter. Oder eben Postkartenidylle. Apropos: Eine historische Weihnachtspostkarte ziert auch das "Heimatkundliche Jahrbuch für den Kreis Segeberg 2010", das jetzt herausgekommen ist. Der auf dem Titel abgedruckte Weihnachtsmann (im damals grünen Mantel!) stammt von einer Postkarte aus dem Jahr 1905, die seinerzeit auf dem Postweg das kleine Sülfeld erreicht hatte - und inzwischen ihren Weg in die Sammlung des Sülfelder Gemeindearchivars Ulrich Bärwald gefunden hat.

Bärwald ist auch Schriftleiter und mithin Redaktionsleiter des Jahrbuchteams aus den Reihen des Heimatvereins des Kreises Segeberg. Nach einigen Monaten der Themensammlung hatten Bärwald und seine Mitstreiter im Sommer mit der eigentlichen Arbeit am Jahrbuch 2010 begonnen.

Der Sülfelder Chronist selbst, der jüngst erfolgreich um Unterstützung für die Restaurierung von in Sülfeld entdeckten Luther-Schriften geworben hatte (wir berichteten), beschert den Jahrbuch-Lesern kurz vor Weihnachten mit einem Beitrag zur Geschichte der Postkarte unter der Überschrift "Glückwünsche erreichen die Provinz".

Um die Jahrhundertwende 1900, so berichtet Bärwald seinen Lesern, erreichten die ersten Glückwunschkarten auch das Dörfchen Sülfeld, transportiert und verteilt durch die damalige Reichspost. Post- und Glückwunschkarten waren zu diesem Zeitpunkt bereits Massenware: 1899 wurden in Deutschland bereits 88 Millionen dieser Karten produziert; 1905 zählte die Reichspost eine halbe Milliarde von ihr verteilter Karten.

40 Jahre vorher, im Sommer 1865, waren in Preußen sogenannte Drucksachenkarten als offene Postmitteilungen eingeführt worden. Sie waren der Vorläufer der Postkarten und wurde vielfach dazu benutzt, den Besuch von Handelsvertretern anzuzeigen.

Kurz vor der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert wird das Postkartensammeln zum großen Renner. Die Sammler bekommen den wohlklingenden Titel "Philokartisten". Die Blütezeit des Postkartensammler endet 1914 mit dem Ausbruch des Weltkriegs.

Die Motive der 100 und mehr Jahre alten Postkarten, die zum Fest versendet wurden, erscheinen uns heutzutage sehr kitschig. Engel, Glocken, der Tannenbaum und natürlich Nikolaus und Weihnachtsmann sind dargestellt. Die Darstellung von Kindern ist stets adrett, die Mädchen tragen Rüschenkleid, die Jungen Matrosenanzug.

Das Gemeindearchiv in Sülfeld umfasst eine Sammlung von stolzen 270 unterschiedlichen Ansichts- und Grußpostkarten, die in den Jahren nach 1895 gen Sülfeld gingen. Das aktuelle Jahrbuch des Kreis-Heimatvereins zeigt auch eine Postkarte, auf der das Kaiserliche Postamt in Sülfeld selbst zu sehen ist. Inklusive der Schar der Mitarbeiter und Zusteller, die 1915 die Briefe, Karten und andere Postversandstücke zu Fuß, per Rad oder Kutsche verteilten.

Eine andere große Geschichte unter den insgesamt 25 Beiträgen des Jahrbuchs stammt von Wilhelm Sager aus Bad Segeberg. Der Militärhistoriker beschäftigt sich mit dem "Kriegsende in Schleswig-Holstein". Der ehemalige Bundeswehroffizier schildert die Gesamt(kriegs-)lage zu Beginn des Jahres 1945, skizziert nach, wie die Reichsregierung unter Admiral Dönitz nach Schleswig-Holstein verlegt wurde (zunächst ins Ausweichlager "Forelle" am Plöner See); wie der Vormarsch der britischen Streitkräfte nach dem Elbübergang bei Lauenburg bis in den heutigen Kreis Segeberg ablief - und wie schließlich die "Festung Schleswig Holstein" kapitulierte.

Weit länger zurück hat Peter Zastrow im Geschichtsbuch geblättert: Er erzählt im Kreis-Jahrbuch 2010, wie vor 750 Jahren Segeberg die Stadtrechte bekam. In einem anderen Kapitel erinnert Zastrow daran, wie "Vor 550 Jahren der letzte Schauenburger in Segeberg starb". Manfred Jacobsen schreibt im Jubiläumsjahr über "100 Jahre Bad Bramstedt".

"Das waren noch Zeiten - mit den Butterstücken auf der frischen Buttermilch", wird manch älterer Bürger des Kreises Segeberg sich denken. Wem es so geht, dem sei der Jahrbuch-Artikel von Jürgen Hein empfohlen. Er zeichnet umfassend die Geschichte der "Meiereien gestern und heute" nach. Vor 90 Jahren hatte es in Schleswig-Holstein noch sage und schreibe mehr als 900 Meiereien gegeben!

Das Jahrbuch für den Kreis Segeberg 2010 ist in vielen örtlichen Buchhandlungen zu bekommen beziehungsweise unter ISBN 978-3-00-032586-1 zu bestellen.