Der 46-jährige Norderstedter ließ der Konkurrenz beim Wettbewerb um das mieseste literarische Machwerk keine Chance
Norderstedt. Wie gut ist es, der Schlechteste zu sein? Der Norderstedter Torsten Ehlers ist jüngst zu dieser auf den ersten Blick fragwürdigen Ehre gelangt, und hat es Schwarz auf Weiß: Der 46 Jahre alte Autor hat "Die schlechteste Geschichte der Welt" verfasst! Er siegte beim Wettstreit um das mieseste literarische Machwerk, ausgeschrieben von der Autorenvereinigung "Autorendock" und Literaturveranstalter Sven Amtsberg. Hobby-Schreiber Ehlers nimmt es mit Humor und Selbstironie. "Gute Geschichten schreiben kann ja jeder", lautet sein Motto. Denn schließlich habe er die Story von den drei Hasen eigens verfasst, quasi extra schlecht, sagt Ehlers, dem die Schreiberei schon ein echtes, ernstes Anliegen ist. Und der jetzt im Rahmen des Schlechte-Geschichten-Wettstreits über sich lesen musste: "Neben seiner Erzählkunst wirkt jedes Groschenheft vom Bahnhofskiosk wie ein Kandidat für den Literaturnobelpreis."
Für Tochter Celina (zehn Jahre alt) ist und bleibt Papa "der weltbeste Geschichtenerzähler". Wie einst sein Vater ihm Abend für Abend erfundene Anekdoten vom "Lempi-Franz" erzählt hatte, fabulierte Torsten Ehlers beim Zubettgehen für Celina. "Ich weiß beim Erzählen nicht, wie es ausgeht", sagt der 46-Jährige. Aber wie es mit dem Schreiben anfing, weiß er noch genau. Celina nämlich bat ihn: "Schreib doch ein Buch." Ehlers konnte und wollte seiner Tochter diesen Wunsch nicht abschlagen. Er begann aus dem Fundus von wohl 3000 selbst erdachten Geschichten, die er bis dato zum Besten gegeben hatte, die besten aufzuschreiben.
"Erzählen ist einfacher, dabei kann ich improvisieren", bemerkte der Marathonläufer, dass es ein mühsamer Weg von der mündlichen Erzählung hin zur in Buchform gedruckten Geschichte ist. Aber die Sache war für den Verwaltungsangestellten der Hamburger Wasserwerke in Fluss gekommen, Ehlers' Schreiblust war geweckt. Während er an seinem Kinderbuch schrieb, nahm er mit einem selbst verfassten Drama zu den Themen "Afrika", "Wasser" und "Sport" an einem ersten Schreibwettbewerb der Initiative "Viva con aqua" und des Magazin "Prinz" teil. Der Norderstedter blieb ohne Preis, die Abschlussveranstaltung unter all den Autoren im Schauspielhaus jedoch beeindruckte ihn sehr, wie sich Ehlers erinnert.
Ende 2009 war der große Augenblick gekommen - der Literat hielt sein erstes Buch in den Händen. "Papa liest du mir was vor", hat 140 Seiten, enthält "35 lustige und nachdenkliche Kurzgeschichten, die von Kindern und Tieren handeln" und ist beim Norderstedter Verlag "Books on Demand" erschienen (ISBN 978-3-8391-3782-6). Ehlers machte aus der Not ("Ich kann nicht zeichnen oder malen") eine Tugend: Er ließ hinter jeder Geschichte eine weiße Seite frei. Appell an seine vier bis zehn Jahre alten Leser: "Ihr könnt zu jeder Geschichte euer eigenes Bild malen." 250 Exemplare seines Kinderbuches, das im Internet und bei örtlichen Buchhändlern zu bekommen ist, hat Ehlers an den Leser gebracht, die meisten davon unter Freunden und Sportkollegen wie der Autor zugibt, der seit vielen Jahren beim Glashütter SV Fußball spielt.
Als er dann die Ausschreibung für den Wettstreit um die schlechteste Geschichte fand, haute der Autor, der die Ideen zu seinen Geschichten meistens in der Bahn auf dem Weg zur Arbeit in Hamburg und mit Block und Bleistift verfasst, wieder in die Tasten. Die Story von den drei Hasen entstand. "Die ist langweilig", befand Kritikerin Celina - und Ehlers war's zufrieden. Er schaffte den Sprung unter die besten, oder besser: unter die schlechtesten Zehn. Im "Grünen Jäger" musste der Norderstedter vor Publikum und Jury vorlesen. Die Schlussabstimmung per Publikumsvotum war eindeutig: Torsten Ehlers hatte schlecht wie kein anderer getextet und heimste mit der kostenlosen Teilnahme an einem Wochenend-Schreibseminar mit einem namhaften Autor einen richtig guten Preis ein.
Und die Geschichte(n) geht weiter: "Es wird ein zweites Buch geben", kündigt Ehlers an. Schließlich hat Tochter Celina neue, möglichst spannende Krimigeschichten für ihre Altersklasse in Auftrag gegeben.
Urteilen Sie selbst! Die Norderstedter Zeitung präsentiert die (angeblich) "schlechteste Geschichte der Welt".