Noch immer keine Einigung über das Gastschulabkommen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein

Norderstedt. Hamburgs Gastschüler bleiben Spielball der Politik. Wer in Schleswig-Holstein wohnt, aber sich trotzdem traut, jenseits der Landesgrenze die Schulbank zu drücken, gehört schon seit zwei Jahren zur Verhandlungsmasse der Landesregierungen. Wie es weitergehen soll, ist völlig offen. Eine Einigung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ist noch nicht in Sicht. Eile ist geboten: Das aktuelle Gastschulabkommen läuft zum 31. Dezember aus. Am 3. Dezember kommen die Verhandlungspartner beider Bundesländer erneut zusammen.

Staatssekretär Eckhard Zirkmann aus dem Kieler Bildungsministerium war vor einigen Tagen auf "Durchreise" in Norderstedt, bevor er zu Verhandlungen in das Hamburger Rathaus weitereilen musste. "Ich schätze, wir werden nicht zu einer Einigung kommen", vermutetet der Regierungsbeamte. Mit dieser Einschätzung lag er richtig. "Das Gespräch hat nichts ergeben", sagte gestern Thomas Schunck, Sprecher des Bildungsministeriums in Kiel.

Und das ist fatal: Eltern, die ihre Kinder auf Hamburger Schulen schicken, wissen noch nicht, wie es in fünf Wochen weiter geht. Die meisten Eltern allerdings können die Haltung der Stadt Hamburg nachvollziehen, die Schüler aus dem Nachbarland nur dann aufnehmen will, wenn Kiel die dafür in Schleswig-Holstein geltenden Kostensätze pro Schüler mit überweist. Aber genau das scheint an der Förde niemand hören zu wollen: "Wir können keine pauschale Zahlungsverpflichtung gegenüber Hamburg eingehen", sagt Thomas Schunck, Sprecher des Kieler Bildungsministeriums.

6226 Schleswig-Holsteiner besuchen staatliche und private Schulen in Hamburg, aber nur 1001 junge Hamburger schleswig-holsteinische Schulen. Das macht, haben die Hamburger ausgerechnet, ein jährliches Minus von 22,5 Millionen Euro. So viel wollen die Schleswig-Holsteiner, die bislang jährlich 8,5 Millionen Euro nach Hamburg überwiesen, aber nicht zahlen. In Norderstedt gibt es 56 Gastschüler aus Hamburg, 397 junge Norderstedter lernen in der Metropole. Die Gründe sind unterschiedlich: Die Großstadt hat viele Angebote wie Privat- und Berufsschulen, die es in Schleswig-Holstein nicht gibt. Andere flohen vor der Profiloberstufe - und noch immer hält sich das Gerücht, dass in Hamburg das Lernen leichter sei.

Thomas Schunck vom Bildungsministerium wirft den Hamburgern vor, sie hätten die Gesprächsgrundlage verlassen. Er mahnt Hamburg zur Eile und fordert Planungssicherheit für die Schulen in Schleswig-Holstein ein. "Es wird Zeit", sagte Schunck.

Nach dem Vorschlag aus Hamburg sollen die Heimatkommunen der Kinder, die Hamburg unterrichtet werden, den normalen schleswig-holsteinischen Schulkostenbeitrag zahlen. Das Land soll dann einen Personalkostenbeitrag an Hamburg drauflegen. Welche Gesamtsumme dann erreicht wird, ist unklar. Am 2. Dezember trifft sich in Kiel der Bildungsausschuss des Landtages, um unter anderem über das Gastschulabkommen zu sprechen. Am 3. Dezember gibt es ein Gespräch auf höherer Ebene: Ministerpräsident Peter Harry Carstensen und Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus wollen gemeinsam beratschlagen, wie es weitergehen kann. Schleswig-Holsteins Bildungsminister Ekkehard Klug hofft auf eine schnelle Einigung, stellte in einem Gespräch mit der Norderstedter Zeitung aber auch klar, dass die Vorstellungen der Hansestadt nicht denen des Landes Schleswig-Holstein entsprächen. "Wir brauchen so schnell wie möglich klare Verhältnisse."