Psychosomatische Klinik und orthopädische Praxis können im kommenden Jahr ins Kaltenkirchener Krankenhaus einziehen

Kaltenkirchen. Ein Satz fällt immer wieder, wenn Manager aus der Führungsetage der Paracelsus-Kliniken über die Zukunftsperspektiven sprechen. "Wir stehen zum Standort Kaltenkirchen", hieß es in der Stadtvertretung und in Presseveröffentlichungen. Ein klarer Satz, der wie ein Bekenntnis klingt, den aber viele Kaltenkirchener nicht glauben. Das Misstrauen ist groß, weil die Paracelsus-Gruppe bislang keine Entscheidungen verkündet hat, wie es auf dem Krankenhaus-Gelände weitergeht, wenn im kommenden Jahr die stationäre Versorgung nach Henstedt-Ulzburg verlegt wird. Das Unternehmen präsentierte Pläne und sprach von Verhandlungen - mehr nicht. Die Norderstedter Zeitung hat nachgefragt, ob das Misstrauen berechtigt ist.

Die Antwort der Klinik-Gruppe fällt eindeutig aus. Pressesprecherin Nina Knauer wiederholt, dass es bei drei Säulen für die "Nachnutzung" bleibe. Im einstigen Krankenhaus solle eine psychosomatische Klinik eingerichtet werden. Im ehemaligen Verwaltungstrakt ziehe eine orthopädische Praxis ein. Die Notfallambulanz bleibe erhalten.

Doch sind die Pläne realistisch? Vor Wochen hatte die FDP verkündet, dass für eine neue psychosomatische Klinik keine Betten im Krankenhausplan des Landes vorgesehen seien und dass die Kassenärztliche Vereinigung eine neue orthopädische Praxis nicht genehmigen werde. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.

Zwar bestätigte der Sprecher des Kieler Gesundheitsministeriums, Christian Kohl, dass kein Antrag für neue psychosomatische Betten im Krankenhausplan vorliege. Dennoch könne ein Krankenhausbetreiber eine Klinik einrichten, wenn er sich mit den Kostenträgern einig werde. Im Klartext: Wenn eine Krankenkasse oder ein Rentenversicherungsträger zusage, die Behandlung von Patienten zu zahlen, sei eine Genehmigung des Landes nicht erforderlich. Diese Regelung gelte für die medizinische Rehabilitation kranker Menschen, nicht für die Krankenhausbehandlung, sagte Kohl. Er bestätigte außerdem die Darstellung der Kliniken, dass das Ministerium über die Pläne der Paracelsus-Gruppe unterrichtet worden sei.

Wie berichtet, hatte die Geschäftsführung der Kliniken angekündigt, im kommenden Jahr zunächst 30 neue Betten für die psychosomatische Behandlung zu schaffen und danach die Zahl der Plätze weiter aufzustocken. "Die Gespräche dauern sehr lange", räumte Klinik-Sprecherin Nina Knauer ein.

Auch die Chancen für eine neue Praxis stehen nicht so schlecht, wie sie dargestellt werden. Zwar betrage der Versorgungsgrad bei orthopädischen Praxen im Kreis Segeberg 119 Prozent, so dass neue Praxen nicht zugelassen würden, sagt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, Marco Dethlefsen.

Doch auch im Fall der Praxis ist die Klinik auf die Genehmigung nicht angewiesen. Denkbar sei eine Praxis, die als "Berufsausübungsgemeinschaft" geführt werde, der mehrere Mediziner angehören, die nach dem Rotationsprinzip zeitweise nach Kaltenkirchen kommen, sagte Dethlefsen.

Die Paracelsus-Klinik hatte angekündigt, die Praxis bereits zum Jahresbeginn zu eröffnen.