Große Maschinengemeinschaften gehören zu einer zeitgemäßen Landwirtschaft

Norderstedt. Carsten Piehl ist zwar erst 31 Jahre alt, aber als Unternehmer ist er bereits ein gewiefter Mann. Mit seinem Schlepper und seiner Drillmaschine ist er im Herbst in Norderstedt unterwegs und übernimmt für einige Bauern die Aussaat. Landwirtschaftliches Gerät im Wert von 150 000 Euro hat er dabei. Mit 200 PS braust er an der Straße Syltkuhlen über den Acker des Norderstedter Landwirts Jens-Walter Bohnenkamp - zehn Hektar Roggen sät er aus.

Bauer Bohnenkamp steht dabei und beobachtet die saubere und flotte Arbeit von Carsten Piehl, der die Maschinengemeinschaft Lindhof OHG zusammen mit seinem Zwillingsbruder Hauke betreibt. Die Gedanken an einen Bauernhof, der mit vier Kühen, acht Schweinen, zehn Hühnern und einem Schaf einen Vollerwerbsbetrieb darstellt, gehören längst der Vergangenheit an. Der "Bauer" von damals ist heute ein Landwirt, ein Spezialist, ein Unternehmer. Stillstand ist Rückschritt.

Jens-Walter Bohnenkamp gehört zu den Landwirten, die diese Zeichen der Zeit schon lange erkannt haben. Wer im Strom mitschwimmen will, muss ökonomisch denken. Maschinengemeinschaften in der Nachbarschaft und Lohnunternehmen - das sind Zeichen der modernen Landwirtschaft.

Das Prinzip dieser gemeinschaftlichen Nutzung ist wie Busfahren. Ein Bus ist groß und teuer, kann aber effizient viele Menschen transportieren. Folglich bezahlt jeder einen kleinen Beitrag und kann mit dem Bus sein Ziel erreichen. Eine Alleinfahrt wäre viel zu teuer. "Spezialmaschinen werden angeschafft, jeder zahlt seinen Beitrag, alle haben Vorteile", sagt Jens-Walter Bohnenkamp.

Die Zusammenarbeit der Familie Bohnenkamp mit der Maschinengemeinschaft Lindhof OHG der Brüder Piehl aus Leezen ermöglicht die ökonomische Ausnutzung eines 200-PS-Schleppers mit einer drei Meter breiten Väderstad Rapid Drillmaschine im Wert von 150 000 Euro. Mit dieser Maschinenkombination wird das Saatgut bodenschonend mit Geschwindigkeiten von bis zu 17 Kilometern in der Stunde eingearbeitet. Mit einer Flächenleistung von drei Hektar pro Stunde wird Roggen auf dem zehn Hektar großen Acker gesät.

Als die Leezener Zwillinge ihren Hof von den Eltern übernahmen, stellten sie schnell fest, dass mehr getan werden muss, um in der Landwirtschaft genug Geld zu verdienen, damit zwei Familien davon leben können. Sie entschieden sich, neben ihrem eigentlichen Betrieb ein Lohnunternehmen zu gründen. Alles, was auf dem eigenen Hof anfällt, können sie auch für andere erledigen - gegen Bezahlung natürlich: Drillen (Säen), Mähen und Dreschen, Pressen von Rundballen, Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln. Heute sind sie das ganze Jahr über für 15 andere Landwirte tätig, fünf davon aus Norderstedt. "Der Dienstleistungssektor ist in der Landwirtschaft ein wachsender Markt", sagt Carsten Piehl.

Ein Landwirt überlässt nichts dem Zufall und kennt die Kennzahlen seiner Produktion genau. Damit ein Liter Milch produziert wird, müssen 500 Liter Blut durch das Euter fließen. Die Kuh ist also wie ein Sportler, der auch nur Leistung erreichen kann, wenn er sich richtig ernährt und seine Umgebungsbedingungen optimiert. Die Kuh verlangt nach Bewegung, Frischluft und hat eine Wohlfühltemperatur von fünf bis 15 Grad. Das ist der Grund für die offenen Boxenlaufställe, die für Milchkühe gebaut werden.

Jens-Walter Bohnenkamp hat sich auf Schweinezucht spezialisiert und nutzt auch hier die Vorteile moderner Technik. Tragende Sauen werden in Gruppen gehalten, können sich frei bewegen und üben Sozialkontakte aus. Diese Art der Haltung trainiert den Körper und aktiviert den Kreislauf. Beides sind Merkmale, die sich positiv auf einen zügigen und reibungslosen Geburtsverlauf auswirken.

Und der Chip im Ohr? Auch der hat seinen Zweck. "Mit dem Chip im Ohr geht die Sau zu einer elektronisch gesteuerten Futterstation mit individueller Fütterung", erklärt der Norderstedter Ortsbauernvorsitzende. Die dünne Sau bekommt ein bisschen mehr, die dicke Sau ein bisschen weniger und jedes Tier kann in der Futterstation in Ruhe fressen und anschließend wieder in die Gruppe zurückkehren. Wer neugierig geworden ist, ist herzlich eingeladen Tage des offenen Hofes zu nutzen, um sich selbst ein Bild von der "modernen" Landwirtschaft zu machen.

Der Zukunft blickt Familie Bohnenkamp optimistisch entgegen und sieht im technischen Fortschritt und in der gezielten Arbeitsteilung die Grundlage zum weiteren Bestehen ihres Betriebes.