Viel Premieren-Applaus für das Theater Pur, das in “Jackie & Hyde“ auch drastische Szenen auf die Bühne bringt

Norderstedt. "Ich bin einfach nur glücklich!", sagte Mareike Jonas, stand auf der Bühne und strahlte mit ihrem Team vom Theater Pur um die Wette. Jonas hat zweifach gewonnen: Einmal hat sie mit Esprit und mit Verleger Wolfgang Neruda den Thriller "Jekyll and Hyde" gerafft und neu geschrieben. Zum zweiten hat sie ihr Team als Regisseurin straff und profihaft geführt. Die Rollen waren perfekt besetzt, die Uraufführung von "Jackie & Hyde" im Theatersaal am Schulzentrum Süd ein triumphaler Erfolg mit Halloween-Party.

Forscherin Jacqueline Jackie Heinrich ist dem Bösen auf der Spur. Doch der Dekan der Universität neidet ihr den Erfolg, tatscht sie an, handelt sich eine Ohrfeige ein und setzt sie beleidigt unter Druck. Verzweifelt unternimmt sie einen Selbstversuch. Und verwandelt sich in das Böse, in Hyde. Dem Dekan bekommt das gar nicht gut.

Einige Szenen sind sehr heftig, zumal für die Kinder im Publikum

Mareike Jonas spart nicht mit drastischen Szenen, sei es der Mord an Dekan Kalmus, der erst mit der Nase auf den Tisch fällt, blutüberströmt zusammenbricht und schließlich durch den Schlag mit einer Weinflasche auf den Kopf und einen Schnitt durch die Kehle ins Jenseits fährt. Oder der Mord an Connie, der filmedrehenden Assistentin des Dekans. Hyde baggert sie erst an, verätzt ihre filmbesessenen Augen und nagelt sie ans Kreuz. Das ist vor allem für die Kinder im Publikum heftig, zumal der zweite Vorhang auch dann nicht vor der blutüberströmten Connie am Kreuz gezogen wird, wenn schon andere Szenen über die Bühne im Schulzentrum Süd gehen.

Höhepunkt im Norderstedter Amateur-Theaterleben - zumindest bisher in diesem Jahr - sind die schauspielerischen Leistungen. Ann-Kathrin Hubrich gibt in der Titelrolle alles und meistert den Wechsel zwischen der guten Jackie und der bösen Hyde mit wahrlich bestechender Schärfe. Sie spielt nicht. Sie ist es und wahrt trotzdem den Abstand zu den Figuren, einen Abstand, ohne den sie diese Kalt-Heiß-Sprünge nicht bestehen würde. Eine grandiose Leistung!

Sven Boldt ist die zweite zwielichtige Gestalt. Geradezu perfide spiegelt er in seinem Spiel die Verwandlung des einst gutgläubigen Forschers zum Monster, der auch seine schwangere Ehefrau Daniela, eine verlässlich spielende Nadine Lüders, für seine Forschungszwecke instrumentalisiert. Der Schluss des Thrillers von Mareike Jonas und Wolfgang Neruda erinnert an einen großen Hit der Filmgeschichte. Den fiesen Dekan spielt Michael Scharbert, eine Paraderolle für den Theater-Pur-Gründer. Ein einigermaßen normales Gegengewicht zu diesen Irrsinnsgestalten bieten Kathrin Clasen als fröhliche, ironische, Kaugummi kauende und ständig filmende Connie und der faule Kiffer Kai, den Sebastian Hofmann auf die Bühne lümmelt.

Aufführungen: Sonnabend, 6. November, 20 Uhr, im Kleinen Hoftheater, Bei der Martinskirche 2, in Hamburg, und am Sonnabend, 13. November, 19 Uhr, im Schulzentrum Süd. Karten zu 7 Euro gibt es im Vorverkauf, unter Telefon 040/52 63 05 22 und an der Abendkasse.