Seniorenbeirat feiert 20. Geburtstag . Oberbürgermeister Grote skizziert das künftige Zusammenleben der Menschen in Norderstedt

Norderstedt. "Die Jungen laufen zwar schneller, aber die Älteren kennen die Abkürzungen." Mit diesem Zitat machte Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote die ganz speziellen Fähigkeiten älterer Arbeitnehmer deutlich. Er sprach während der Feierstunde zum 20. Geburtstag des Norderstedter Seniorenbeirats im Norderstedter Rathaus und wies darauf hin, wie sich die Arbeitswelt verändern muss. Die Rente müsse flexibilisiert werden, drei von vier Beschäftigten wollten über 65 hinaus arbeiten, wenn die Bedingungen stimmen. "Und die Wirtschaft braucht die Erfahrung der Älteren", sagte der Verwaltungschef.

Die Zusammenarbeit zwischen Seniorenbeirat und Stadt sei bis heute ideenreich und konstruktiv. Für die weitere Stadtentwicklung sei die Kooperation unverzichtbar. Die demografische Entwicklung gehe auch an Norderstedt nicht vorüber. Schon jetzt seien 21 500 Einwohner und damit fast 30 Prozent der Bevölkerung 60 Jahre und älter, Tendenz steigend. "Inzwischen ist ein ganzer Stadtteil in die Jahre gekommen", sagte Grote. In den 80er-Jahren sei Norderstedt-Mitte mit vielen und vorbildlichen Spielplätzen für junge Eltern gebaut worden. Doch die hätten jetzt auch das Seniorenalter erreicht.

Wohnungsbauunternehmen und Stadtplaner müssten ihre Konzentration auf die Kleinfamilie aufgeben, Norderstedt müsse sich zur Mehrgenerationen-Stadt mit flexiblen Wohnformen weiterentwickeln. "Wir müssen uns vom Individualismus verabschieden und ihn durch ,soziale Konvois', miteinander verbundenen Generationen, ersetzen", sagte Grote. Die Jungen würden für die Alten auf dem Weg zur Arbeit die Einkäufe erledigen, die Älteren dafür die Kinder nach der Schule in Empfang nehmen und versorgen. Auch Senioren-Wohngemeinschaften seien eine denkbare und offenbar von Älteren auch gewollte Wohnform. So hätten acht Männer und Frauen im Alter zwischen 66 und 92 Jahren ihr Altenheim in Hamburg verlassen und sich eine Villa am Ratzeburger See gekauft. Den Ortswechsel habe die Senioren-Kommune als Jungbrunnen empfunden. "Der demografische Wandel ist eine große Chance für mehr gemeinschaftliches Leben in der Stadt", sagte der Oberbürgermeister.

Segebergs Landrätin Jutta Hartwieg wies darauf hin, dass das, was die Soziologen mit neuen Begriffen wie "sozialer Konvoi" als gesellschaftliche Innovation verkaufen, so neu gar nicht ist. "Früher war es üblich, dass Großeltern, Eltern und Kinder zusammengewohnt haben." Verändert habe sich allerdings der Alters-Begriff. Während die Menschen früher mit 50 alt waren, wirkten heute viele mit 70 noch frischer und vitaler als manch 30-Jähriger. Für diese jungen Alten müsse es Angebote geben, da reichten Seniorenkreis oder Tanztee nicht mehr, und sie müssten stärker ins gesellschaftliche Leben eingebunden werden. "Mein Mann meinte, mit 60 könne er sich von der Hausarbeit zurückziehen. Von dieser Meinung habe ich ihn abgebracht, als ich gesagt habe, Hausarbeit hält jung", sagte Hartwieg.

Dieter Sell, Vorsitzender des Landesseniorenrates, überbrachte die Glückwünsche aus Kiel: "Bis heute zählen die Norderstedter zu den aktivsten Seniorenbeiräten im Land", sagte er. Reinhard Zahn, stellvertretender Vorsitzender des Geburtstagskindes, zeichnete die wichtigsten Stationen nach. "Am Anfang standen wir wider den Zeitgeist, der noch voll auf die Jugend setzte. Das zeigte sich äußerlich daran, dass wir ein kleines Büro weit ab vom Schuss hatten, dass wir auch noch mit anderen teilen mussten." Inzwischen liege das Büro an exponierter Stelle im Rathaus und biete einen respektablen Besprechungsraum mit moderner Technik - äußeres Zeichen für den Wandel des Zeitgeistes.