Segebergs Kreispolitiker schieben die Entscheidung über die IT-Zusammenarbeit mit den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg hinaus

Kreis Segeberg. Alleine geht's, gemeinsam aber besser: Das meinen die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg, die mit dem Kreis Segeberg eine Informationstechnologie-Kooperation bilden wollen. Ob der Kreis Segeberg das auch will, steht noch nicht fest: Die Landrätin will nicht, die muss sich aber dem Willen der Politiker beugen. Und die entscheiden während der nächsten Kreistagssitzung im Dezember. In der Septembersitzung hatten sich die Politiker noch nicht zu einer Entscheidung durchringen können.

Die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der elektronischen Datenverarbeitung soll Kosten sparen. So heißt es aus den östlichen Nachbarkreisen. Sie beziehen sich auf die Arbeitsergebnisse einer Lenkungsgruppe: Es könnte zum Beispiel ein Zweckverband gegründet werden - das Favorisieren die Kreistage Stormarn und Lauenburg -, um die IT-Arbeit zu leisten. Die Vorteile für die Bürger: Keine. Die Voreile für die Verwaltungen: Alles läge in einer Hand, die einzelnen Kreisverwaltungen würden Mitarbeiter abstellen, die zusammen für alle drei Verwaltungen tätig werden könnten. Im Zuge der Zusammenlegung von Verwaltungsaufgaben zwecks Kostenersparnis wäre das ein weiterer Schritt in Richtung Zukunft. Glauben die Politiker aus den Nachbarkreisen. Sie wollen kommunale IT-Standarts und eine Zentralisierung von Programmen.

Die Politiker aus dem Kreis Segeberg sind sich da noch nicht so sicher und haben sich Bedenkzeit erbeten. Denn ist zum Beispiel erkennbar, dass es zwischen den Kreisen nicht unerhebliche Unterschiede bei den jeweils zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln gibt, was sich auch auf die Ausrüstung mit Hard- und Software auswirkt. Bekanntlich ist die Segeberger Kreisverwaltung gut ausgestattet - sie war schließlich jahrelang bundesweiter Taktgeber für die moderne Ausrichtung des "E-Governments", also der elektronischen Verwaltung, die auch Vereinfachungen für die Bürger mit sich bringt. Diesen Vorsprung hält der hiesige Kreis bis heute.

Wenn es nach Landrätin Jutta Hartwieg ginge, würde sich der Kreis Segeberg nicht in eine Kooperation mit den Nachbarkreisen begeben. Sie rät, über den Tellerrand hinauszusehen und keine kleinteiligen Lösungen anzustreben. "Gut wären Perspektiven für ein landesweites Backoffice", sagt die Landrätin, die sich auch nicht damit abfinden will, dass es für das gedachte Modell der drei Kreise noch keinen Businessplan gibt.

Trotz erbetener Bedenkzeit bis Dezember zeichnet sich im Segeberger Kreistag eine überfraktionelle Mehrheit für einen Zweckverband ab - obwohl erheblicher Mehrkosten auf die Kreise zukommen: Jeder der drei Kreise müsste jährlich etwa 60 000 Euro mehr berappen. Alleine der Geschäftsführer würde rund 80 000 Euro pro Jahr verdienen. In den ersten sechs Jahren könnte auch kein IT-Personal abgebaut werden.

In den Kreisen Stormarn und Lauenburg wurde diese "Kröte" bereits geschluckt. Hier wurden Tatsachen geschaffen: Beide Kreistage stimmten für die Gründung eines gemeinsamen Zweckverbandes. Und das hatten die dortigen Kreispolitiker auch den Segeberger Kollegen erwartet. Dass im September keine Entscheidung getroffen wurde, hat für Verärgerung gesorgt: "Wenn Segeberg nicht auf den Pfad der Tugend, also auf unseren gemeinsamen Weg zurückkehrt, ist das Projekt gestorben", sagt zum Beispiel Stormarns Landrat Klaus Plöger, der das Verhalten der Segeberger als einen "unfreundlichen Akt" bezeichnet, weil sich Politiker und Mitarbeiter der Verwaltungen aller drei Kreise für den Zweckverband ausgesprochen und entschieden hätten, in allen drei Kreistagen den gleichen Beschluss zu fassen. Schon im Januar 2011 sollte es eigentlich mit der gemeinsamen elektronischen Datenverarbeitung losgehen.