Im Kreis Segeberg läuft ein bundesweit beachtetes Modellvorhaben anlässlich einer nationalen Kampagne zur Wiedervernetzung von Lebensräumen

Kreis Segeberg. Nachdem quer durch die Republik Naturräume vom Menschen be- und zersiedelt wurden, und Tausende Kilometer Autobahnen und Bundesstraßen unüberwindbare Barrieren zwischen Lebensräumen bilden, soll wieder zusammenwachsen, was zusammen gehört. Im Kreis Segeberg läuft ein bundesweit beachtetes Modellvorhaben anlässlich einer nationalen Kampagne zur Wiedervernetzung von Lebensräumen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die 2008 fertig gestellte"Grünbrücke" Kiebitzholm über die Autobahn 21 bei Negernbötel nördlich von Bad Segeberg - das erste Brückenbauwerk dieser Art in Schleswig-Holstein. Das Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben "Holsteiner Lebensraumkorridore" wird vor allem auch vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert.

Matthias Herbert, Abteilungsleiter im BfN überbrachte jüngst vor Ort in Negernbötel einen Förderbescheid. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein als Projektträgerin bekommt 780 000 Euro an Bundesmitteln für das Hauptvorhaben; dazu kommen 480 000 Euro für die Uni Kiel für die wissenschaftliche Begleitung. Das Land selbst unterstützt die "Holsteiner Lebensraumkorridore" mit 300 000 Euro. Projektpartner sind unter anderem auch die Schleswig-Holsteinischen Landesforsten und der Wildpark Eekholt. Mit von der Partie sind zudem hiesige Jäger und Landwirte.

Vom Bau der "Grünbrücke" Kiebitzholm und den flankierenden Maßnahmen werden nicht nur Tiere und Pflanzen profitieren. Auch die Verkehrssicherheit wird erhöht, nachdem auf dem Streckenabschnitt zwischen Negernbötel und Daldorf eine auffällig hohe Zahl an Wildunfällen registriert worden war.

Ob Hirsch oder Haselmaus, ob Kreuzotter oder Heuschrecke: Zahlreiche Tierarten können die Querung über die A 21 nutzen. Besonders im Blick haben die Biologen auch das Rotwild. Die Baukosten für die "Grünbrücke" haben rund 2,5 Millionen Euro betragen. Ein weiteres solches Bauwerk ist im Kreis Segeberg an der A 20 bei Pronstorf entstanden.

Die annähernd 50 Meter breite Brücke fügt sich wie eine Hügelkuppe in die Landschaft ein. Erste Zählungen ergaben, dass täglich bis zu 40 Großtiere die "Grünbrücke" benutzen. Die Grünbrücke und der sich wenige 100 Meter nördlich anschließende Ottertunnel sind die ersten großen Wildtierpassagen in Schleswig-Holstein. Zusätzlich zu Brücken jedoch sind großräumig zusammenhängende Wanderweg für die Tiere notwendig - eben jene "Holsteiner Lebensraumkorridore". Sie sollen, als eine Art lockeres Band, intakte, großflächige Naturgebiete miteinander verbinden. Aus Sicht der versammelten Fachleute spielt das Gebiet zwischen Bad Segeberg und Bad Bramstedt eine zentrale Rolle in Schleswig-Holstein. Hier sollen wertvolle Naturräume und das schützenswerte Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten über die großen Verkehrsachsen hinweg wieder miteinander verbunden werden.

Wichtig bei den "Holsteiner Lebensraumkorridoren" ist, dass alle Interessengruppen, von Jägern bis zu den Naherholungssuchenden, möglichst eingebunden werden. Das Motto: Nutzen und Schützen in Einklang bringen!"