Im Kaltenkirchener Krankenhaus soll eine psychosomatische Einrichtung mit bis zu 130 Betten entstehen. Paracelsus-Chef wehrt sich gegen Kritik

Kaltenkirchen/Henstedt-Ulzburg. Seit Monaten rätseln die Kaltenkirchener über die Zukunft des Krankenhauses, jetzt herrscht etwas mehr Klarheit: Wenn die Krankenkassen zustimmen, wird auf dem Gelände an der Alvesloher Straße eine psychosomatische Klinik mit bis zu 130 Betten entstehen, kündigte der Gesellschafter der Paracelsus-Kliniken, Manfred Georg Krukemeyer, an. Im Gebäude wird außerdem eine Portalklinik mit acht Betten untergebracht, in der leichtere Notfälle stationär behandelt werden können. Die Notfallambulanz bleibt 24 Stunden am Tag geöffnet. Im Trakt der Verwaltung, die inzwischen in die Paracelsus-Klinik nach Henstedt-Ulzburg umgezogen ist, zieht demnächst eine orthopädische Großpraxis mit acht Ärzten ein.

Mit diesen Ankündigungen reagierte die Klinik-Leitung auf Vorwürfe von Bürgermeister Stefan Sünwoldt (SPD) und Politikern aller Parteien, die sich vom Krankenhaus nicht ausreichend informiert fühlten. Klar war bislang lediglich, dass die meisten Abteilungen aus Kaltenkirchen im kommenden Frühling in die Klinik nach Henstedt-Ulzburg umziehen werden, die mit 40 Millionen Euro komplett erneuert und ausgebaut wird. Dort ist Platz für 203 Patienten. Offen blieb jedoch, wie die Krankenhaus-Gesellschaft den Standort Kaltenkirchen nutzen wird oder ob sie ihn ganz aufgibt.

"Paracelsus steht zu dem Standort Kaltenkirchen", sagte Krukemeyer, der die Fusion der Kliniken nochmals verteidigte: "Das war der Wunsch der Landesregierung und der Krankenkassen." Dass die Kaltenkirchen besonders aufmerksam beobachten, was sich auf dem Klinikgelände tut, geht auf einen jahrelangen Kampf um das Krankenhaus zurück. Vor zehn Jahren hatte der Kreis Segeberg gegen den massiven Protest der Kaltenkirchener Haus und Grundstück an die Osnabrücker Paracelsus-Gruppe verkauft. Dass die im Kaufvertrag gegebene Bestandsgarantie jetzt ausläuft, hatte zu Spekulationen geführt, ob der Standort möglicherweise doch noch geschlossen.

Obwohl eine abschließende Entscheidung über die psychosomatische Klinik noch aussteht, haben Krukemeyers Mitarbeiter damit begonnen, die Grünanlagen rund um die Gebäude herzurichten. Wenn in Kaltenkirchen der Krankenhausbetrieb im kommenden Frühjahr endet, sollen im Gebäude nach und nach Einzelzimmer für die neuen Patienten geschaffen werden. Außerdem wird Platz für ein umfangreiches Raumangebot für Sport, Ergo- und Gesprächstherapien geschaffen. Im April oder Mai will Krukemeyer zunächst mit 30 Betten starten. Im Jahr 2011 soll um 60 bis 100 Betten aufgestockt werden. "Das medizinische Konzept liegt vor", sagt Krukemeyer. Nur die Gespräche mit den Kostenträgern stünden noch aus. Die Paracelsus-Gruppe betreibt bereits drei psychosomatische Kliniken in Deutschland. Dass es zu einem Kampf um Patienten mit den bestehenden psychosomatischen Krankenhäusern anderer Träger in Bad Bramstedt und Bad Segeberg kommen könnte, glaubt Krukemeyer nicht: Die Zahl der psychosomatischen Erkrankungen in Deutschland steige weiter. Gehe das Konzept auf, werden in Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen mehr Menschen bei Paracelsus arbeiten als vor der Fusion der Krankenhäuser. Die Zusammenlegung kostet zunächst 28 der einst 310 Arbeitsplätze.

Krukemeyer sagte zur Kritik aus dem Rathaus, er habe den Bürgermeister regelmäßig über Ideen und Konzepte informiert. Behaupte Sünwoldt etwas anderes, sage er die Unwahrheit. Krukemeyer: "Ich bin davon ausgegangen, dass er die Kaltenkirchener unterrichtet." Er will demnächst die Mitglieder der Stadtvertretung in die beiden Häuser einladen und über die Zukunft der Einrichtungen informieren.