Am Hohnerberg im Naturschutzgebiet Oberalsterniederung entsteht demnächst ein Zweckbau mit Stahlgeländer

Henstedt-Ulzburg. Es ist nur eine kleine Brücke, aber die ist für viele Henstedt-Ulzburger eines der markantesten Bauwerke in der Gemeinde: Die Steingeländer haben fast barocke Formen und stehen als Monument einer Zeit, in der Bauten nicht nur nach ihrer Zweckmäßigkeit beurteilt wurden, mitten in der Landschaft am Hohnerberg in der Gemarkung Horst. Jetzt wird die Straßenbrücke für knapp 160 000 Euro erneuert, die beiden Steingeländer müssen schlichten Stahlkonstruktionen weichen.

Der Hohnerberg gehört zu den landschaftlich schönsten Gebieten in der Umgebung von Henstedt-Ulzburg. Für Alt-Bürgermeister Volker Dornquast ist das weite Tal der Alsterniederung ein Ort, um die Seele baumeln zu lassen. Die alte Brücke über die Alster gehört zu diesem Landschaftsbild: Derartig aufgemauerte Brückengeländer sind höchstens noch irgendwo in historischen Stadtkernen zu entdecken.

Es gibt in der Gemeinde keine direkten Unterlagen mehr, wann sie errichtet worden ist. Gemeindearchivar Volkmar Zelck hat in alte Akten und in die Archive geguckt und festgestellt, dass sie irgendwann zwischen 1932 und 1954 gebaut worden sein muss. Keine geschichtsträchtige Brücke also, aber trotzdem bietet sie einen schönen Anblick und passt in diese Landschaft im Naturschutzgebiet Oberalster.

Im 1932 erschienen Buch "Die Alster" von Wilhelm Melhop ist an dieser Stelle noch von einer hölzernen Brücke die Rede. Sie muss recht alt gewesen sein, denn Melhop berichtet über eine 1845 von der Gemeinde Henstedt an die Stadt Hamburg gestellte Forderung, eine neue Brücke zu bauen. Offenbar waren die Henstedter der Ansicht, dass Hamburg finanziell dafür aufkommen sollte, weil die Alster schließlich ein prägender Fluss für die Hansestadt sei. Offenbar hat sich die Hamburger Landesregierung nicht auf die Forderung eingelassen. Unterlagen über die Reaktionen aus dem Hamburger Rathaus gibt es nicht, aber eine neue Brücke wurde nicht gebaut.

Aus dem Jahre 1954 wiederum gibt es eine Karte in den Liegenschaftsunterlagen der Gemeinde, in der neben einer zwischenzeitlichen Begradigung der Alster an dieser Stelle auch eine neue Brücke mit Steingeländer eingezeichnet ist. Volkmar Zelck geht also davon aus, dass irgendwann in den Jahren dazwischen eine neue Brücke gebaut worden sein muss. Ob vor, während oder nach dem Krieg, ist nicht bekannt.

Die steinerne Brücke über die an dieser Stelle noch recht schmale Alster, wenige Hundert Meter hinter der Quelle, ist aus dem Alstertal eigentlich nicht mehr wegzudenken. Sie scheint auch ein Treffpunkt zu sein: Davon zeugen die vielen Gravierungen, Malereien und neuerdings aufgesprühte Zeichen und Mitteilungen aller Art: Über Jahrzehnte haben sich hier junge Menschen verewigt.

Jetzt sind die Zeiten der Straßenbrücke mit den steinernen Geländern gezählt. Schon seit einiger Zeit zeigen sich Schäden im Mauerwerk der beiden Geländer, der Fahrbahnuntergrund ist marode. Als Mitarbeiter des Gemeindebauhofes die neuesten Graffitis beseitigen wollten, bröckelte nicht nur Putz ab. Wie das eingeschaltete Ingenieurbüro feststellte, wäre eine Sanierung der Brücke fast so kostspielig wie ein Neubau.

Die Gemeindepolitiker entschieden sich im Umwelt- und Planungsausschuss deshalb für den Bau einer neuen Brücke: Ein "Zweckbau" soll die alte Brücke ersetzen. "Es wird eine einfache Variante", sagt Horst Ostwald (SPD), Vorsitzender des Ausschusses. Jörn Mohr, Leiter der Bauverwaltung, kündigt den Bau einer schmaleren Fahrbahn an, sodass sich später keine Fahrzeuge mehr auf der Brücke begegnen können. Der Gegenverkehr muss geregelt werden, außerdem muss es im Brückenbereich eine Geschwindigkeitsbeschränkung geben. Die Straßenbrücke wird so stabil, dass sie auch für Schwerlastverkehr geeignet sein wird. Das ist in der Alsterniederung eine absolute Notwendigkeit, weil die Landwirte diese Straße ebenfalls benutzen. Mohr rechnet mit einer Bauzeit von drei Monaten. Während dieser Zeit wird der Gemeindeverbindungsweg Hohnerberg, der eine wichtige Verbindung der Ortsteile Henstedt und Rhen ist, für den Verkehr gesperrt. Fertig wird die neue Brücke wahrscheinlich erst Anfang des kommenden Jahres.

Für die Fraktion der Wählergemeinschaft (WHU) hatten die Diskussionen um den Brückenbau übrigens einen bitteren Beigeschmack: Ein Fraktionsmitglied musste zurücktreten, weil er sein Fachwissen unaufgefordert einsetzte und das beauftragte Ingenieurbüro, in dem er früher einmal tätig war, mit Vorschlägen "unter der Hand" konfrontierte, ohne die Verwaltung und den Fachausschuss zu informieren. Das Ingenieurbüro wiederum setzte sich mit dem Rathaus in Verbindung und informierte über diesen Vorgang.