Eine Glosse von Anne Pamperin

Eigentlich habe ich mir fest vorgenommen, die am Sonnabend stattfindende Ü-30-Party im Herold Center dezent zu ignorieren. Obwohl ich mit meinen nun schon 44 Jahren wahrscheinlich genau zur gewünschten Zielgruppe gehöre, verspüre ich keine Lust, mit 2500 anderen "Oldies" auf zwei Etagen nach Hubert Kah und den Weather Girls zu tanzen, Cocktails zu schlürfen oder in Gesichter zu blicken, die auch schon hier und da ein Fältchen ziert. Womöglich treffe ich sogar noch Leute, die ich kenne. Hilfe!

Nein, ich bin dem Jugendwahn verfallen und treibe mich lieber im sozialen Netzwerk von Facebook herum. Es lohnt sich: Ich weiß jetzt, wann die nächste Abiparty steigt, lese, wer gerade mal wieder frisch verliebt ist, blicke neidvoll auf die tollsten Urlaubsfotos und weiß immer, was meine Facebook-Freunde gerade machen.

Doch die Ü-30-Party lässt sich nicht abschütteln. Zuerst meldet sich meine Friseurin. "Alle meckern, dass in Norderstedt nichts los ist. Jetzt ist was los, also sollte man da auch hingehen." Kurz danach meldet sich mein Bruder. "Ich habe schon Karten, was ist mit euch?" Mir gehen die Ausreden aus. Und dann passiert es: Ich entdecke einen Link zu Facebook. Ja, tatsächlich: Das soziale Netzwerk ist auch für die Besucher dieser Veranstaltung offen. Mein Widerstand ist gebrochen, ich habe mich mittlerweile geoutet und "Ü-30-Party - gefällt mir", angeklickt. Jetzt muss ich nur noch meinen Computer ausschalten und mich auf den Weg machen...