Vor allem Jakob Schneider überzeugt in der neuen Theater-Pur-Komödie “Lebensretter“

Norderstedt. Er gibt den schwafelnden Kellner Giovanni, den schrulligen Bruder Jakob, den schwulen Jens, die schwangere Jacqueline, den schwatzhaften Yogalehrer Jo und den schrägen Pfarrer Johannes - alles in einer Person und in rasantem Tempo: Jakob Schneider tobt seine Schauspiellust in der Komödie "Lebensretter" voll aus. Das Norderstedter Amateurtheater Pur bringt das Stück von Julie May und Nick Walsh jetzt auf der Bühne des Theatersaals am Schulzentrum Süd. Das Premieren-Publikum feierte das Schauspielteam um Regisseur Michael Scharbert begeistert.

Ein derartiges Verwandlungsrepertoire wie Jakob Schneider muss der Mensch erst einmal haben. Und dann auch noch gezielt für die jeweilige Rolle anlegen können. Schneider gelingt trotz des hohen Tempos eine klare Abgrenzung, und das nicht nur dank des raschen Kostümwechsels. Bei ihm findet der Rollenwechsel auch im Kopf statt. Obendrein gelingt es ihm in den Rollen hervorragend, die allesamt eine Steilvorlage zum Chargieren bieten, die Balance zwischen Klamauk und Komödie zu halten.

Jakob Schneider mal als Kellner, mal als Optiker und mal als Schwangere

Als Giovanni mit angeklebtem Bart zieht er alle Register eines italienisch schwätzenden Kellners. Als Optiker Jens gelingt ihm eine klare Linie zwischen schwul und schwuchteln, als schwangere Jacqueline mit dickem Ball unterm Kleid und blonder Plastikperücke berlinert er wie der größte Proll aus Neukölln, bremst aber immer kurz vor der Lächerlichkeit ab. Als Yogalehrer Jo zeigt er in wenigen Gesten, wie all-inclusive-Touristen verladen werden, und als Pfarrer Johannes schließlich verspöttelt er kurz, aber prägnant den Zölibat. Chapeau! Das hat wirklich Spaß gemacht.

Jakob Schneider setzt mit seinen sechs Rollen die Zäsuren in der Komödie, in der sich alles nur "ums eine" und darum dreht, wie wer wenn wann bekommt oder warum nicht.

Durchgeknallt und blond im und auf dem Kopf, in knappen Outfits und auf Sandaletten stolziert Kathrin Clasen als Sandra über die Bühne. Intuitiv gelingt es ihr, die Komplexe der männergeilen Sandra im Spiel durchschimmern zu lassen.

Olga Keck bringt mit ihrem gelassenen Spiel Ruhe auf die Bühne

Ihr Gegenstück ist Olga Keck als Hebamme Helen. Mit ihrem gelassenen Spiel bringt sie etwas Ruhe auf die Bühne. Gleichzeitig gelingt ihr eine Parodie auf die stereotype Mimik und Gestik der Party-Szene.

Michael Scharbert, dem als Regisseur eine gute Personenführung gelungen ist, legt als Fitnesstrainer Oliver einen herrlichen Proll auf die Bretter. Matthias Hübner spielt den Anwalt Tom mit Charme, Intelligenz und Witz. Viel Beifall gab es auch für Requisitenschieber Sven Boldt.

Aufführungen: Sonnabend und Sonntag, 18. und 19. September, jeweils 19 Uhr, Theatersaal am Schulzentrum Süd, Poppenbütteler Straße 230, Norderstedt, und am Freitag, 1. Oktober, 20 Uhr, Bürgerhaus Ellerau, Hojersweg 2 in Ellerau. Karten zu sieben Euro gibt es im Vorverkauf, unter Telefon 040/52 63 05 22 und an der Abendkasse. Weitere Infos auch unter www.theaterpur.de