Nach der Eröffnung der Ortsumgehung könnte Bad Bramstedt vor neuen Verkehrsproblemen stehen

Bad Bramstedt. Die Fertigstellung der seit Jahrzehnten ersehnten Ortsumgehung in Bad Bramstedt rückt immer näher. Doch viele Bramstedter werden sich vermutlich wundern, welche Folgen der Anschluss der neuen Trasse im Osten der Stadt an die Bundesstraße 206 haben wird. Die gute Nachricht: Der Durchgangsverkehr mit Tausenden Fahrzeugen wird ab Herbst 2011 nicht mehr durch die Innenstadt, sondern über die Umgehung rollen. Die schlechte Nachricht: Hunderte Autos fahren nach der Eröffnung zusätzlich durch die Innenstadt, weil aus der Segeberger Straße eine Sackgasse wird. Wer von der Autobahn 7 ins Kurgebiet fahren will, muss künftig den Weg über die Umgehung, den Lohstücker Weg und Butendoor wählen.

Der Bürger- und Verkehrsverein (BVV) hat sich mit den Folgen dieses Umweges befasst und sieht neue Verkehrsprobleme auf die Stadt zukommen, obwohl die Umgehung die Probleme eigentlich lösen sollte. BVV-Sprecher Ludwig Reese geht davon aus, dass die meisten Bramstedter immer noch nicht wissen, dass sich die Segeberger Straße in eine Sackgasse verwandeln wird. Zwar lagen die Pläne vor Jahren öffentlich aus. "Doch wer geht schon ins Rathaus und guckt sich Pläne an?", fragt Ludwig Reese.

Reese hat morgens zwischen 6 und 9 Uhr 200 Autos gezählt, die schubweise ins Kurgebiet zum Klinikum, zur Psychosomatischen Klinik und zum Hotel Gutsmann rollen. Zwar ist der zusätzlich zu erwartende Verkehr im Vergleich zur Entlastung durch die Ortsumgehung gering. Dennoch fürchtet der BVV, dass es zu neuen Engpässen kommen wird. In Stoßzeiten könnte sich besonders die Kreuzung Lohstücker Weg/Butendoor zum neuralgischen Punkt entwickeln.

"Die Kreuzung wäre überlastet", sagt Reese. Besonders problematisch: Die Pendler werden auf einem Linksabbiegerstreifen stehen, müssen den Gegenverkehr vorlassen und dürften kaum vorankommen. Für hohe Belastungen werden nach Ansicht des BVV außerdem die Autofahrer sorgen, die aus der Stadtmitte oder den westlichen Nachbargemeinden kommen. Da die geplante Anschlussstelle der Umgehung im Nordwesten der Stadt aus den Plänen gestrichen wurde, werden sie die Autobahn 7 ebenfalls über die Kreuzung Butendoor/Lohstücker Weg ansteuern und den Engpass verschärfen.

Die bevorstehenden Probleme sollten jetzt angepackt werden, meint der BVV. "Wir befürchten, dass das heutige tägliche Chaos auf der Kirchenkreuzung 500 Meter weiter verschoben wird", sagt Reese. Die Kreuzung vor der Maria-Magdalenen-Kirche, wo sich die B 206 und die ehemalige B 4 kreuzen, gilt seit Jahrzehnten wegen des großen Verkehrsaufkommens als Staufalle der Stadt.

Der BVV fordert jetzt, auch künftig das Kurgebiet über die Segeberger Straße anzubinden, jedoch den Lkw-Verkehr fernzuhalten. Reese ist sicher: "Man könnte technische Möglichkeiten finden." Um die Forderung durchzusetzen, plant der Verein Unterschriftenaktionen bei den Betrieben im Kurgebiet und in der Innenstadt.

Unterstützung bekommt der BVV von Bürgermeister Hans-Jürgen Kütbach. "Ich sehe die Problematik genauso", sagte er. Bereits vor Jahren hätten die städtischen Gremien beschlossen, die Anbindung des Kurgebiets über die Segeberger Straße zu erhalten. Doch bei der Planung der Umgehung habe sich das Landesamt für Straßenbau dagegen ausgesprochen. "Leider konnten wir uns nicht durchsetzen", sagt Kütbach.

Die einzige Chance, die Pläne vor Baubeginn zu ändern, wäre ein Klage gegen das gesamte Planfeststellungsverfahren gewesen. Damit hätte die Stadt das komplette Projekt blockiert, für das sie Jahrzehnte gekämpft habe. Kütbach: "Das war nicht durchsetzbar."

Die Stadt selbst werde die Verbindung ins Kurgebiet wegen ihrer finanziell schwierigen Lage nicht bauen können, sagte der Bürgermeister.