Das fordern FDP und Jusos. Die Kreisfreiheit koste Millionen. Außerdem müsse sich die Stadt solidarisch zeigen

Norderstedt. Die FDP und die Jusos lehnen die Forderung der Jungen Union (JU) ab, dass Norderstedt kreisfrei werden soll (wir berichteten). "Für die FDP steht fest, dass sie bis zu einer möglichen Neuordnung der Landkreise in Schleswig-Holstein an der bewährten Zugehörigkeit zum Kreis Segeberg festhalten wird", sagt Klaus-Peter Schröder, Fraktionschef der Norderstedter Liberalen. Auch der SPD-Nachwuchs spricht sich dafür aus, dass die größte Stadt im Kreisverbund bleibt. Das gebiete schon die Solidarität. "Die JU verkennt, dass Norderstedt auch gewachsen ist, weil die Stadt finanzielle Zuwendungen vom Kreis bekommen hat", sagt Juso-Chef Yannick Regh. Norderstedt sei nicht von Anfang an das wirtschaftliche Kraftzentrum und die Milchkuh gewesen, die vom Kreis durch eine hohe Kreisumlage gemolken wird. "Als die Stadt gegründet wurde, war sie ein junges Kalb, das vom Kreis gestillt und aufgepäppelt wurde", sagt Regh.

Würde Norderstedt kreisfrei, müsste die Stadt viele Kosten übernehmen und zusätzlich Geld ans Land abführen. Die Kreisberufsschule müsste mit ca. 3,5 Millionen Euro finanziert werden, Kosten für die Stadtbücherei und Musikschule kämen noch hinzu. Die Jugendhilfe müsste vollständig selbst finanziert und organisiert werden. Die Ausgaben für soziale Leistungen würden allein durch die Zahl von knapp 2900 Arbeitslosen den städtischen Haushalt erheblich belasten. "Stärkere Schultern müssen mehr tragen. Wir sollten uns daher unserer solidarischen Verantwortung gegenüber dem Kreis und den umliegenden Kommunen bewusst sein", so der Norderstedter Juso-Chef.

In die gleiche Kerbe haut die FDP. So sei der Kreis nicht nur zuständig für Denkmalschutz, Gewässerplanung , EU-Förderung und Kfz-Zulassung, sondern auch für die wirklich kostenträchtigen Bereiche wie Kinder- und Jugendhilfe, Eingliederungshilfe für behinderte Menschen und soziale Sicherung sowie Schule und Kultur mit den Kreisberufsschulen, den Fachoberschulen und den Förderzentren. "So bekommt Norderstedt rund 4,1 Millionen Euro für das städtische Jugendamt vom Kreis", sagt FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Schröder.

Für die städtische Verkehrsgesellschaft zahle der Kreis 400 000Euro pro Jahr, und in den Loop am Stadtparksee fließen dieses Jahr 700 000 Euro. "Wenn die JU den Eindruck erweckt, der Stadt stünden bei Kreisfreiheit plötzlich 30 Millionen Euro mehr zur Verfügung, ist das eine Irreführung der Öffentlichkeit oder grobe Unkenntnis", so der FDP-Fraktionschef. Norderstedt sollte weiterhin solidarisch sein, denn als Stadt mit hohem Einpendleranteil profitiere der Wirtschaftsstandort auch von seinem Umland.

Anfreunden können sich FDP wie Jusos allerdings mit der zweiten Variante, die die JU ins Spiel gebracht hatte: eine Fusion der Kreise Segeberg, Pinneberg und Stormarn zum neuen Kreis Südholstein mit Norderstedt als Kreisstadt. "Diesen Vorschlag halten wir für eine gute Lösung. Wenn auch auffällig ist, dass es der JU offensichtlich stark um das Renommee Norderstedts als potenzielle Kreisstadt geht", sagt Yannick Regh. FDP-Fraktionschef Schröder bezeichnet die seit Jahren laufenden Verhandlungen mit den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn über eine Verwaltungskooperation als "sehr zähflüssig".