Für die Global Player sind offenbar die Gewerbegrundstücke, die noch zur Verfügung stehen, nicht groß genug

Kreis Segeberg. Die schleswig-holsteinischen Betriebe mit dem höchsten Jahresumsatz und den meisten Beschäftigten liegen mehrheitlich im Hamburger Umland - aber nicht im Kreis Segeberg. Zwar siedeln sich vor allem zwischen Norderstedt und Neumünster viele Unternehmen an, doch die Umsatz- und Mitarbeiterriesen zieht es anderswo hin. Diese Entwicklung wird von den Machern der Ansiedlungsportale Nordport in Norderstedt und Nordgate an der Ansiedlungsachse entlang der A 7 aufmerksam verfolgt, ernsthaft beunruhigt ist jedoch niemand. Trotzdem bleibt die Frage, warum es nicht gelingt, große Unternehmen anzulocken.

Bei der Anzahl der Beschäftigten stehen die Unternehmen der vier direkt an die Hansestadt angrenzenden Landkreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum-Lauenburg an zweiter Stelle - hinter Kiel, aber vor Lübeck. 19 der 100 größten Betriebe liegen im Hamburger Umland und beschäftigen fast 25 000 Menschen, so die neueste Statistik, die die HSH-Nordbank jetzt veröffentlicht hat. Allerdings: Kein Unternehmen aus dem Kreis Segeberg liegt auf einer unmittelbaren Spitzenposition.

Johnson & Johnson rutscht auf Platz 15 ab

In der aktuellen Statistik der HSH-Nordbank stehen vier Betriebe aus dem Kreis Segeberg unter den 100 mitarbeiterstärkten Unternehmen in Schleswig-Holstein. Auf Rang 15 die Johnson & Johnson Medical GmbH aus Norderstedt mit 2044 Mitarbeitern. 2009 belegte das Unternehmen noch Platz 11. Auf Platz 22 steht die Segeberger Kliniken Gruppe mit 1557 Beschäftigten, Platz 32 geht an Jungheinrich Norderstedt mit 1300 Beschäftigten, Platz 72 an die Grundfos Pumpenfabrik aus Wahlstedt mit 622 Beschäftigten und Platz 96 an das Windenergieunternehmen Nordex aus Norderstedt mit 500 Beschäftigten. Nordex allerdings packt demnächst in Norderstedt ein und in Hamburg wieder aus. Ende des Jahres zieht das Windkraft-Unternehmen, das in Norderstedt auf mehrere Standorte verteilt ist, an die Langenhorner Chaussee kurz hinter die Norderstedter Stadtgrenze. "Dort haben wir dann einen gemeinsamen Standort", sagt Unternehmenssprecher Felix Losada. "In Norderstedt war das leider nicht möglich." Platz 40 geht an die Sparkasse Südholstein mit 1092 Beschäftigten. Die meisten Filialen liegen im Kreis Segeberg, doch die Zentrale ist in Neumünster.

Das Universitäts-Klinikum hat die meisten Mitarbeiter

Spitzenreiter in der Beschäftigten-Statistik ist das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein mit 10 500 Mitarbeitern. Umsatzstärkstes Unternehmen in Schleswig-Holstein ist das Telekommunikationsunternehmen Freenet AG aus Büdelsdorf (3,65 Milliarden Euro). Aus dem Kreis Segeberg erscheint kein Unternehmen auf der Liste der 20 umsatzstärksten Unternehmen.

Auffällig ist, dass sich viele größere Unternehmen im Kreis Pinneberg niedergelassen haben. Unter den 20 umsatzstärksten Unternehmen haben fünf ihren Sitz im Nachbarkreis. Darunter der Tankstellenbetreiber Orlen in Elmshorn und die E.on Hanse in Quickborn. Der Kreis Segeberg ging in dieser Hinsicht leer aus.

Das HSH-Ranking sagt nichts aus über die Gesamtzahl der Unternehmen in den jeweiligen Regionen und über die Ansiedlungsintensität aus. Hier dürfte der Kreis Segeberg mit der Nordgate-Region, dem Norderstedter Nordport und den neuen Gewerbegebieten in Henstedt-Ulzburg landesweit mit an der Spitze liegen. Das sieht auch der Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EgNo), Mario Bertermann, so. In den Orten des Nordgate-Verbundes zwischen Norderstedt und Neumünster haben sich innerhalb von zwei Jahren 50 neue Betriebe angesiedelt. Die meisten in Norderstedt und Neumünster, sehr viele aber auch in Henstedt-Ulzburg. "Wir sind damit hochzufrieden", sagt Bertermann. "Auch die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Orten ist sehr vertrauensvoll; jeder hat davon profitiert."

Ein anderes Erfolgsmodell ist der Norderstedter Nordport mit seinen zwei markanten bunten Bürotürmen zwischen Niendorfer Straße und Flughafenlandebahn. Zwei Drittel der Flächen sind verkauft. Der Geschäftsführer verweist auf einige namhafte Unternehmen, die in Norderstedt angesiedelt sind, und ist froh über den breiten Branchenmix in den Industriegebieten der Stadt. "Ich halte es nicht für wünschenswert, sich auf große Betriebe zu konzentrieren, weil diese Ansiedlungspolitik auch ein großes Risiko birgt." Im Falle einer Insolvenz oder eines Umzuges könne der Stadt ein großer finanzieller Schaden entstehen. Auf die Frage, warum sich in den vergangenen Jahrzehnten keine Branchenriesen in Norderstedt und im übrigen Kreis Segeberg niedergelassen haben, weiß er auch keine plausible Antwort.