Eine Glosse von Birgit Jaklitsch

Meine Freundin Sabine hat es wirklich gut getroffen. Frederik, ihr Mann, ist ein Frauentraum auf zwei Beinen. Er ist klug, erfolgreich, sieht gut aus und ist auch nach 20 Jahren Ehe noch zuvorkommend wie am ersten Tag - wenn da nur diese Kleinigkeit nicht wäre . . .

Wie fast alle Männer, die ich kenne, meint Frederik, er habe den Orientierungssinn schon mit der Muttermilch eingesogen. Wann immer eine gemeinsame Autofahrt ansteht, übernimmt er mit dem Satz "Ich kenne da 'ne Abkürzung" das Steuer des Wagens. Der simple Weg von A nach B führt bei ihm aus ungeklärten Gründen über X, Y und Z.

Männer und Frauen scheinen von der inhaltlichen Bedeutung des Wortes "Abkürzung" vollkommen gegensätzliche Vorstellungen zu haben. Wir Frauen folgen vernünftigerweise der eigentlichen Wortbedeutung. Das heißt schlicht, der Fahrtweg soll verkürzt, Kilometer und vor allem Zeit sollen eingespart werden. Männer hingegen verblüffen uns Frauen mit Argumenten, die in die Abteilung "kreative Sinnfindung" einzusortieren sind.

Argument Nummer eins: "Auf den Hauptstraßen herrscht zu starker Verkehr, dem können wir so ausweichen." Männer, seid stark, die Wahrheit ist, dass die Strecke durch die Pampa allenfalls den Titel Schleichweg verdient, in den meisten Fällen aber einen langen Umweg bedeutet.

Argument Nummer zwei: "Was willst du eigentlich? Diese Strecke ist landschaftlich viel schöner." Wir Frauen sind weit davon entfernt, Spielverderber zu sein. Auch wenn die Aussicht unser Leiden ein wenig lindert, nimmt sie uns nicht den Zeitdruck, wenn es heißt, pünktlich zu sein.

Argument Nummer drei: "Ich fahre immer so!" Na wenn das so ist, ich kapituliere, dazu fällt mir echt nichts mehr ein.

Oh, und Frederik - wir sind doch noch Freunde, oder?