Tolle Stimmung beim Stadtfest “Spektakulum“ in Norderstedt. Aber viele Jugendliche wurden mit Alkohol erwischt

Norderstedt. Die Karussells sausten im Kreis. Der Duft von Grillwurst und anderen Köstlichkeiten hüllte Norderstedt-Mitte ein. Vor den Bühnen jubelten die Menschen den Bands und Solisten zu. Tausende Menschen haben sich am Wochenende beim Stadtfest "Spektakulum" amüsiert und die Budenstadt südlich des Rathauses gestürmt.

Bereits am Freitagabend war das "Spektakulum" gut besucht, nachdem Stadtpräsidentin Kathrin Oehme die städtische Party eröffnet hatte. Sogar an den Kinderkarussells herrschte noch Betrieb, als die Dunkelheit hereinbrach und die Norderstedter sich auf den ersten Höhepunkt des Festes freuten: Auf der großen Bühne traten die altgedienten Deutsch-Punks von "Extrabreit" auf. Zwar hatte die einstige Neue-Deutsche-Welle-Gruppe pausenlos mit technischen Problemen zu kämpfen. Dennoch begeisterten die Musiker ihre Fans mit den alten Hits "Polizisten", "Hurra, die Schule brennt" und "Flieger, grüß mir die Sonne". Kein Zweifel: Kai Havaii und seine Männer sind Garanten für eine gelungene Party. Auch die Auftritte von "Maggers United" am Sonnabend und von Gottlieb Wendehals am Sonntag sorgten für Jubel beim Publikum. Erstmals hatten die Veranstalter von "deltacom" fünf Bühnen für die Auftritte der Bands aufgebaut.

Polizei und Rettungsdienst sprachen von einem ruhigen Stadtfest im Vergleich zu den vorangegangen. Um für Sicherheit zu sorgen, hatte die Polizei für den Spät- und Nachtdienst 30 Beamte aus mehreren Dienststellen zusammengezogen. Auch mehrere Streifen des privaten Kaltenkirchener Sicherheitsdienstes Pütz Security waren im Einsatz.

Um den Alkoholkonsum von Jugendlichen einzudämmen, waren in diesem Jahr erstmals Mitarbeiter des Ordnungsamtes unterwegs. Um 21.15 Uhr begannen sie gemeinsam mit der Polizei ihren Rundgang, um 23.30 Uhr war Feierabend. 40 Minderjährige wurden am Freitag überprüft. 15 mussten an Ort und Stelle ihre Flaschen mit Alkoholika wie Wodka oder Jägermeister ausschütten. Schwerpunkt der Aktion war der Bereich zwischen Bahnhof und Autoscooter.

Die Polizei entdeckte einen volltrunkenen 14 Jahre alten Jungen. Ein Alkoholtest ergab einen Wert von 2,02 Promille. "Er wurde seinen Eltern übergeben", sagte Polizeieinsatzleiter Matthias Lüdke.

Dass Helfer der Norderstedter Rettungsorganisation KBA in diesem Jahr kaum betrunkene Jugendliche versorgen mussten, führt der Leiter der Sanitätsbereitschaft, Jan Göbel, auf den verstärkten Einsatz der Polizei und des Sicherheitsdienstes zurück. In den Jahren zuvor hatten Göbel und seine Kollegen alle Hände voll zu tun, um Minderjährige zu betreuen, die im Vollrausch aufgegriffen worden waren. "Es wurden jedes Jahr mehr", sagt Göbel. "Und sie wurden immer jünger."

Der KBA bekomme bei Großveranstaltungen zunehmend Probleme, betrunkene Jugendliche nach der Erstversorgung loszuwerden. Krankenhäuser seien nur in Ausnahmefällen bereit, die jungen Leute aufzunehmen. Rufe er die Eltern der Minderjährigen an und bitte sie, den hilflosen Nachwuchs abzuholen, bekomme er manchmal den Satz "Interessiert mich nicht" zur Antwort. Göbel sagt: "Wir können die Jugendlichen doch nicht einfach aus dem Zelt schubsen." Sorgen bereitete Göbel auch in diesem Jahr die wachsende Aggressivität vieler Besucher. Einige seiner Kollegen seien nicht mehr bereit, als Sanitätsstreife über das Festgelände zu gehen. "Wir arbeiten alle ehrenamtlich", sagt Göbel. "Ich kann die Leute dazu nicht zwingen."

Früher habe sich die Aggression gegen Polizei und Ordnungskräfte gerichtet. Doch inzwischen müsse er immer öfter feststellen, dass blindlings und grundlos zugeschlagen werde. Die Verletzten landen dann im KBA-Sanitätszelt und wissen nicht einmal, warum sie attackiert wurden.

Die Polizei erstattete in den beiden Stadtfest-Nächten neun Strafanzeigen, unter anderem wegen Körperverletzung, Widerstands und Sachbeschädigung. Bei einer Kontrolle entdeckten die Beamten einen Mann, gegen den ein Haftbefehl vorlag. Zwei Personen mussten den Abend in der Gewahrsamszelle verbringen, weil sie sich den Platzverweisen der Polizei widersetzt hatten.