Eine Glosse von Michael Schick

Einen Stadtteil beschreiben, keine leichte Aufgabe. Was macht Glashütte aus? Die Redaktion macht sich Gedanken, der Redakteur nimmt die Recherche auf. Er trägt Fakten zusammen, spricht mit Menschen, sammelt Eindrücke, wirft Klischees über Bord. Stadtplaner berichten ihm von neuen Projekten, davon, dass der Glashütter Markt neu gestaltet, die Poppenbütteler Straße durch die Querspange Glashütte vom Verkehr entlastet und attraktive Wohnungen am Glashütter Damm entstehen sollen.

Der Block ist gut gefüllt, der Kopf auch. Die Erkenntnisse werden zu Papier gebracht, erscheinen in der Norderstedter Zeitung. Der Redakteur meint, den Lesern das Wesentliche mitgeteilt zu haben. Bis er am Telefon die falsche Ziffernkombination drückt. Die Seniorin, die den Hörer abnimmt, legt nicht gleich wieder auf, sondern ergreift geistesgegenwärtig die Chance: "Sie haben doch den Artikel über Glashütte geschrieben." Pause. "Ja". Kurze Pause. "Und leider haben Sie was ganz Wichtiges vergessen", sagt die Anruferin und bleibt ganz ruhig und freundlich.

Am anderen Ende der Leitung hingegen wächst die Spannung sekündlich. Das Hirn martert sich auf Hochtouren. Was kann das nur sein? Und dann, endlich, fällt der erlösende Satz: "In den Einkaufszentren Immenhorst und Glashütter Markt fehlen Toiletten. Wir Alten können ja nicht mehr so lange anhalten. Aber auf uns hört ja keiner." Wie konnte ich das nur vergessen?