Jugendliche aus China lernen in Norderstedt Deutsch, wollen in Kiel Betriebswirtschaft studieren und suchen noch Ausbildungsbetriebe

Norderstedt. "Stimmt", sagt sie. Das klingt entschlossen, norddeutsch. Ying, 22, die das verstärkende Wort so gern gebraucht, kommt aus China. Zusammen mit drei Landsleuten lernt sie zurzeit bei der Norderstedter Volkshochschule (VHS) Deutsch. Das braucht das Quartett für das duale Studium, das im Herbst beginnt. Betriebswirtschaft wollen die jungen Leute an der Wirtschaftsakademie in Kiel studieren. Warum gerade Deutschland und Kiel? "Das war Zufall. Als wir zu Hause auf die Uni gingen, wurde dort Deutsch angeboten, und wir haben das Angebot wahrgenommen", sagt Piaopiao, 22, die wie ihre Kommilitonen aus Schleswig-Holsteins Partnerprovinz Zhejiang kommt. Und dort, im Südosten Chinas, hat einer bildungspolitische Entwicklungshilfe geleistet, der lange die VHS in Norderstedt geleitet und zu einer anerkannten Weiterbildungseinrichtung entwickelt hat: Werner Hutterer. Er hat auch die Kontakte nach Kiel und zu seinem ehemaligen Arbeitgeber in Norderstedt geknüpft.

"Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit, ganz anders als in China", sagt wiederum Ying, die weniger schüchtern und zurückhaltend ist als die anderen drei, obwohl auch die schon relativ gut Deutsch sprechen. In ihrer Heimat herrsche Hektik, die Menschen hasteten aneinander vorbei. Besonders nett sei der Busfahrer, der ihr in Lüneburg immer Bescheid sagt, wenn sie aussteigen muss. "Die Häuser sehen alle gleich aus, da weiß ich nie genau, wie ich zu meiner Gastfamilie komme", sagt die junge Frau.

Die anderen drei haben es nicht ganz so weit zur VHS, sie leben bei Gastfamilien in Hamburg-Altona und in Norderstedt. Und haben schon viel gesehen und erfahren. Beim Essen mussten sie sich umstellen: "Wir essen häufiger und immer warm", sagt Lingqin, 21. Sind sie schon ins Nachtleben eingetaucht? Einmal seien sie über den Kiez gebummelt. "Wir Chinesen gehen nicht gern in Discos", sagt Tao, 21, dessen Auslandsaufenthalt wie bei den anderen von den Eltern finanziert wird. Und die erwarten natürlich, dass ihre Kinder eifrig lernen und ihr Studium erfolgreich absolvieren.

Gegen Heimweh helfen Handy und Internet. "Fleißig sind sie", sagt Kursleiter André Czerwinski, 42, der seinen Schülern dreimal pro Woche Wortschatz und Grammatik beibringt. Nun haben die Gäste aus dem fernen Osten nur noch ein Problem: Sie brauchen Firmen, in denen sie den praktischen Teil ihres Studiums absolvieren können. "Optimal währen Unternehmen, die Geschäftsbeziehungen zu China unterhalten", sagt der Dozent. Wer einen Ausbildungsplatz anbieten kann, wendet sich bitte unter Telefon 0173/605 81 71 an Werner Hutterer.