Tosender Beifall für Daniel und Anton Gerzenberg aus Norderstedt beim Schleswig-Holstein Musik Festival

Pronstorf. Über Stock und Stein und über alle Parkplatz-Absperrungen hinweg: Daniel Gerzenberg machte seiner Freude in Riesensprüngen Luft. Sein Bruder Anton Gerzenberg strahlte dagegen glücklich nach innen, genauso wie die Eltern, die Pianistin Lilya Zilberstein und der Trompeter Alexander Gerzenberg.

Der 19-jährige Daniel und sein 14-jähriger Bruder Anton hatten gerade beim Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF) auf Gut Pronstorf vor gut 500 Zuhörerinnen und Zuhörern ein unglaubliches Konzert als Klavier-Duo hingelegt und wurden stürmisch gefeiert. Das "Musikfest auf dem Lande" auf Gut Pronstorf stand unter dem Motto "Jugendlich frisch aufgespielt", und das Norderstedter Duo war ein Highlight des Wochenendes.

Mit dem gut ausgesuchten Konzert-Programm konnten Daniel und Anton Gerzenberg alle Facetten ihres Könnens zeigen. Mit Franz Schuberts berühmter Fantasie f-Moll, D 640, gingen sie das Risiko, mita nderern großen Pianisten verglichen zu werden. Sie bestanden die Herausforderung souverän. Sensitiv und mit Esprit brachte das Klavier-Duo die Komposition zum Leuchten.

Daniel und Anton Gerzenberg zeigten mit Schuberts Fantasie große Harmonie

Die romantisch perligen Passagen umgaben sie mit einem geheimnisvollen Hauch, um sogleich die aufbegehrenden, mutwilligen Elemente auszuspielen. Anton an der linken, der tiefen Tastenseite, Daniel an der rechten, zeigten sie gleich mit diesem Schubert eine große Harmonie. Nach dem letzten Ton herrschte sekundenlang Stille im großen Kuhstall. Dann brandete begeisterter Applaus auf.

Im lautmalerischen "Ma mère l'Oye" ("Meine Mutter, die Gans"), das Maurice Ravel erst als Ballett, dann für Klavier für vier Hände nach der Märchensammlung von Charles Perrault schrieb, schwelgten die Gerzenbergs in den lautmalerischen Episoden des Werks. Mit hörbarem Spaß an der abwechslungsreichen Komposition erzählten sie die Naturbetrachtung, betonten genüsslich das Rufen des Kuckucks und das Singen der Vögel und steigerten ihren Ausdruck gekonnt von Sanftheit bis zu kleinen theatralischen Ausbrüchen. Ihre klares, freudevolles Spiel des letzten Satzes "Le jardin féerique" mit eleganten Glissandi und Glockenschlag riss das Publikum abermals zu begeistertem Applaus hin.

Auch mit Sergej Rachmaninoffs "Six morceaux" zeigte das Klavier-Duo Höchstleistung. Daniel Gerzenberg bewies zudem Witz und Charme, während in Antons Spiel manchmal eine eher ernsthafte Stimmung liegt. In den oft vertrackten Sätzen mit irrwitzigen Trillern und Läufen, mit kleinen Plänkeleien und machtvoller Prachtentfaltung zeigten die gefeierten Nachwuchs-Talente ihre ganze junge Virtuosität. Beide sind mehrfache Preisträger des Bundeswettbewerbs "Jugend musiziert" und haben schon viele Stipendien und Auszeichnungen erhalten. Mit zwei Zugaben aus der Komiker-Kiste der Musikliteratur bedankten sich Daniel und Anton Gerzenberg für den überbordenden Applaus.

"Wir mögen uns einfach, das ist für die Harmonie eines vierhändigen Spiels am Klavier auch unerlässlich", sagte Daniel Gerzenberg. "Ich bin nicht unbedingt immer der Untergeordnete", sagte sein kleiner Bruder Anton, und Daniel konterte mit fröhlichem Grinsen: "Das ist manchmal hart, wenn da einer kommt und auch was zu sagen haben will", um dann selbstbewusst nachzusetzen: "Unser Ziel ist die Carnegie Hall." Nach dem grandiosen Konzert des jungen Duos dürfte das ein realistischer Zukunftsplan sein.

Doch jetzt geht es erst einmal mit Mutter Lilya Zilberstein und Vater Alexander Gerzenberg auf Konzertreisen durch Europa und im Dezember nach Taipeh. "Schule und Studium müssen aber trotzdem klappen", sagte Alexander Gerzenberg. Daniel studiert an der Hamburger Musikhochschule, Anton besucht das Norderstedter Coppernicus-Gymnasium.

Die Kindermusikwerkstatt des Musikfestes war gut besucht

Ausgelassen feierte die Familie Daniel und Antons Konzerterfolg auf dem Musikfestival mit Familie und Freunden auf Gut Pronstorf. Zum "Musikfest auf dem Lande" waren weiße Zelte mit Kunsthandwerk und Kulinarischem aufgebaut, und auch die "Kindermusikwerkstatt" war wieder gut besucht.