Zwei Dinge sind mir wichtig, um meinen Alltag gut bewältigen zu können: Mit beiden Beinen fest auf dem Boden stehen und in den Himmel wurzeln.

Luftig aufgespannt zwischen Himmel und Erde. Gut gegründet und dennoch nicht starr. Fast so wie ein Baum. Wobei die Wurzeln eben nicht in die Erde gehen. Die Wurzeln sind frei. Denn der Himmel, den ich meine, ist nicht der Himmel, der sich über uns wöbt. Es ist die Kraft, die Leben ermöglicht. Der Ort, an dem die Seele und der Körper erfrischt werden, um leben zu können. Die Sphäre, in der Gott zu spüren ist.

Das ist kein Ort, den man sehen kann. Man findet ihn eher, indem man die Augen schließt, sich ganz in den gegenwärtigen Augenblick versenkt und spürt. Einfach nur da sein. Mit den Gedanken nicht im Gestern, Morgen oder im Nachher. Sondern anwesend im eigenen Leben. Wem das gelingt, glückt oft auch eine Begegnung mit Gott, und durch die Berührung des Heiligen werden die Quellen, aus denen wir alle schöpfen, um ein gelingendes Leben zu führen, wieder sichtbar.

Derart gestärkt, kann ich mit beiden Beinen auf dem Boden stehen, also einen realistischen Blick auf das eigene Dasein und die Dinge der Welt haben. Ich brauche mich nicht um das zu sorgen, was möglicherweise passieren könnte, weil ich durch die Erfahrung der Gegenwart und durch den Kontakt mit Gott weiß, dass nur zählt, was tatsächlich passiert. Eine solche Haltung erdet ungemein und hilft, befreit zu leben.

Jetzt ist eine gute Zeit, um Himmelswurzeln auszubilden. Der Sommer spannt die Segel, und das Tempo des Lebens ist ein anderes. Vielleicht haben Sie Zeit, um zu schauen, sowohl nach innen als auch nach außen und können sich mit dem verbinden, was dem Leben Tragfähigkeit verleihen kann. Mögen Sie einen offenen Himmel finden und Wurzel bilden oder schon vorhandene fest werden lassen, um mit beiden Beinen auf dieser Erde zu stehen.

Pax et bonum! - Frieden und Gutes!

Alexandra C. Hector ist Pastorin an der Emmaus-Kirchengemeinde in Norderstedt