Jagen wie vor 3000 Jahren. Archäologische Zentrum bietet im Freilichtmuseum eine Auflebung der Bronzezeit an.

Konzentration. Der Blick ist auf das Wild gerichtet. Die Familie hat Hunger, der Schuss muss sitzen. Der Pfeil schnellt von der Bogensehne, doch im letzten Moment bewegt sich das Tier und springt ab. Wieder nichts. Jagd vor 3000 Jahren war mühsam und frustrierend. Wie sehr, lässt sich an der Oberelbe erfahren.

Dort lebt die Bronzezeit weiter. Das Archäologische Zentrum in Hitzacker bietet seinen Besuchern eine Reise in eine weit zurückliegende Epoche der Menschheitsgeschichte an. Bei den Ausflügen in die Zeit zwischen 2200 und 1200 vor Christus verspricht das Freilichtmuseum "Geschichte zum Anfassen" und übertreibt nicht.

Wer erfahren möchte, wie die Menschen vor mehr als 3000 Jahren lebten, wie sie ihre Werkzeuge herstellten, wo sie wohnten, wie sie sich kleideten, was sie aßen, welche Gefahren sie bedrohten und woher Archäologen das alles wissen, ist im Archäologischen Zentrum genau richtig.

"Wir zeigen, wie man Feuer aus dem Stein schlägt, Getreide gemahlen wird, Keramiktöpfe gebrannt werden, oder wie man mit dem Einbaum fährt", wirbt das erste bronzezeitliche Freilichtmuseum Deutschlands für sich. Zudem können Besucher Sommer- und Herbstkräuter entdecken, die unseren Vorfahren Nahrung und Heilung brachten. "Machen Sie sich im Flechtwerklabyrinth auf die Suche nach Vergangenheit und Zukunft. Versetzen Sie sich auf der Bogenschießbahn in die Rolle des Jägers und Versorgers der Familie."

Im Jahr 1969 gab es erstmals Erdarbeiten im Uferbereich der Jeetzel in Hitzacker. Niemand ahnte damals, welche Überraschungen im Boden schlummerten. Bis die ersten Keramikscherben und Erdverfärbungen ans Tageslicht kamen. Es wurde klar: vor Tausenden von Jahren hatten bereits Menschen an diesem Ort gelebt. Die ersten archäologischen Ausgrabungen bestätigten die Vermutungen. Es wurde ein mehr als 3000 Jahre alter Hausgrundriss entdeckt - ein für Norddeutschland seinerzeit aufsehenerregender Fund. 1987 wurden insgesamt 16 Hektar südlich der Stadt Hitzacker unter Grabungsschutz gestellt.

Seit 1990 sind an die Stelle der einstigen Baugruben und Sandberge die drei bronzezeitlichen Langhäuser des Archäologischen Zentrums getreten, deren Rekonstruktionen auf den Ergebnissen der Ausgrabung beruhen. Ergänzend kamen ein Grubenhaus, ein für Nordostniedersachsen typisches sogenanntes Totenhaus und ein Flechtwerklabyrinth hinzu.

Die "Geschichte zum Anfassen" machen die Museumsmitarbeiter bei vielen Veranstaltungen möglich. So heißt es sonnabends von 15 bis 17.30 Uhr "Ein Alltag in der Bronzezeit". Bei dem Erlebnisprogramm für Groß und Klein gibt es Spiel, Spaß und jede Menge Aktivitäten für die Zeitreisenden. Kosten pro Teilnehmer: Erwachsene 8,50 Euro, Kinder bis 18 Jahre 7 Euro.

Ein mittelalterliches Fest mit magischer Nacht ist am Sonnabend, 21. August, von 13 bis 24 Uhr und am Sonntag, 22. August, 11 bis 19 Uhr, im Archäologischen Zentrum geplant. "Von der Bronzezeit ins Mittelalter - und wieder zurück. . ." lautet das Motto. Nicht nur die Nachbauten der Häuser aus der Bronzezeit sind bei der Veranstaltung sehenswert. An diesem Wochenende hält der Tross der "Fogelvreien" Einzug ins Museum mit mehr als zwei Dutzend Handwerkern und Ständen, mit Gauklern und Musikanten. Höhepunkt wird die Magische Nacht mit Musik, Feuerzauber und Elfentanz sein.

Wer das Archäologische Zentrum besucht, sollte unbedingt auch die Umgebung erkunden. Das nur wenige Minuten entfernte Stadtzentrum Hitzackers ist allemal einen Ausflug wert. Die Flusslandschaft der Elbe prägt das Stadtbild. Hitzacker liegt auf einer Insel der schiffbaren Jeetzel vor deren Einmündung in die Elbe und hat malerische Fachwerkhäuser und einen der nördlichsten Weinberge Deutschlands zu bieten. Mitten auf der Stadtinsel steht das Zollhaus von 1589, eines der ältesten weltlichen Gebäude des Wendlands. In ihm verwaltete der Zöllner einst den lukrativen Elbzoll.

Seit neuestem gibt es auch ein technisches Bauwerk zu bestaunen: das Bollwerk gegen das Hochwasser der Elbe, in der Hitzacker bei den Jahrhundertfluten 2002 und 2006 noch kräftig "Land unter" meldete. Das ist nun Vergangenheit, denn rund um die Stadt ist eine Flutmauer zum Schutz der Altstadt entstanden.

Hitzacker ist auch ein optimaler Ausgangspunkt für Rad- und Wandertouren in die Rundlingsdörfer des Wendlandes, die Wälder und Heide und zu den vielen Schätzen der Natur, Kultur und Tradition. Außerdem ist die Stadt zweimal im Jahr Gastgeber für zwei ganz besondere Musikfestivals: die Musikwoche Hitzacker und die Sommerlichen Musiktage Hitzacker, die in diesem Jahr vom 31. Juli bis zum 8. August laufen.