So kommen Frauen und Männer in diesen Tagen bei ihren schweißtreibenden Tätigkeiten über die Runden

Kreis Segeberg. Die Ventilatoren laufen auf Hochtouren, auf vielen Schreibtischen stehen große Flaschen mit Wasser oder Apfelschorle - und trotzdem macht uns die Hitze in diesen Tagen ganz schön zu schaffen. Ob mit hochmoderner Klimaanlage oder ohne, auch in den Büros in Norderstedt und der Umgebung wird über fast tropische Temperaturen jenseits der 30-Grad-Grenze gestöhnt.

Doch während viele Hitzegeplagte die hochsommerlichen Temperaturen auch nutzen können, um auf dem Balkon oder der Terrasse zu entspannen oder sich in den Urlaub verabschieden, gibt es viele Mitmenschen, die es besonders hart trifft: Sie müssen arbeiten - und zwar in Berufen, in denen sie schon bei Normaltemperatur ganz schön ins Schwitzen kommen. Die Norderstedter Zeitung hat einige Männer und Frauen bei ihrer schweißtreibenden Tätigkeit besucht:

Im Grillwagen wird es bis zu 70 Grad heiß - da helfen nur kalte Wickel

Die 22-jährige Nina Vehrs vom Grillstand Sönke Vehrs & Tochter arbeitet mit ihrer Kollegin bei 65 bis 70 Grad im Grillwagen. Zehn Stunden steht sie unter anderem jeden Freitag auf dem Wochenmarkt am Herold Center in Norderstedt. Zu überstehen sei das nur mit bis zu vier Litern Wasser und kalten Wickeln, "aber die sind ja auch nach spätestens 30 Minuten wieder warm", sagt die gelernte Friseurin. Morgens nimmt die 22-Jährige Kreislaufmittel, um einem Kollaps zwischen Currywurst, Pommes und Schaschlik-Spieß vorzubeugen. Beim Verkauf lohnt sich dieser Einsatz für den Familienbetrieb aus Quarnstedt im Kreis Steinburg leider nicht. "Bei solchen Temperaturen, wie sie zurzeit herrschen, verkaufen wir bis zu 50 Prozent weniger als im Winter", sagt Nina Vehrs.

Andere Branchen hingegen profitieren von der Wetterlage: Wie kaum anders zu erwarten, verzeichnet die Magnus Mineralbrunnen GmbH in Norderstedt ein Absatzplus von 30 bis 50 Prozent. Das sei auch im Vergleich zu den Vorjahren ein überproportionaler Anstieg in den Sommermonaten, sagt Geschäftsführerin Gaby Gassmann. Sie hat aber trotzdem Sorgen: "Auf Grund der vielen Mehrwegflaschen, die im Umlauf sind, schwindet unsere Reserve zur Befüllung. Gerade Leergut, das sich bei Kunden befindet, die in den Urlaub gereist sind, wird benötigt. Wassernot besteht aber nicht. Das Wasser liegt so tief, dass die hohen Temperaturen keinen Einfluss darauf nehmen." Ihr Appell an alle Wassertrinker. "Bringen Sie Ihr Leergut zurück!"

Die Straßenarbeiten in der Poppenbütteler Straße sind im vollen Gange - trotz der extremen Temperaturen. Den gelernten Straßenbauer und Geschäftsführer der NSR-Nord-Schacht-Regulierung, Ingwer Harbeck, 43, lässt das kalt. "Nach 25 Jahren Arbeit in der Sonne macht einem das nichts mehr aus", betont er. Viel mehr Wasser als sonst nimmt er ebenfalls nicht mit. Auch der 32-jährige Ramiz Kartaj cremt sich morgens nicht extra ein. Er sagt, seine Haut sei schon an die Sonne gewöhnt. Einzige Maßnahme gegen die Hitze: Er arbeitet mit freiem Oberkörper und trägt eine Kappe gegen die Sonne.

Und auch sie sind täglich für uns trotz der Hitze im Einsatz: die Müllwerker des Wege-Zweckverbandes Kreis Segeberg (WZV). Gerhard Buskies, 58, ist seit 42 Jahren im Geschäft und das Arbeiten bei extremen Temperaturen gewöhnt. Er weiß, wie man den Tag übersteht: "Viel trinken ist besonders wichtig bei dem Wetter", sagt Buskies. Auch Thomas Böhm, 49, Fahrer des Müllfahrzeugs, hat immer mindestens zwei große Flaschen Wasser in seiner Kabine. Gegen den verstärkten Gestank, der durch die hohen Temperaturen rund um die Müllbehälter entsteht, hilft jedoch nichts.

Die Müllwerker bekommen vom Wege-Zweckverband kurze Hosen gestellt

Froh sind die Müllwerker jedoch über die Unterstützung des WZV. "Wenn wir es wünschen, bekommen wir kurze Hose gestellt. Das ist nicht bei allen Firmen selbstverständlich", betont der Borsteler. Außerdem, so Böhm, sind die Lkw technisch auf dem neusten Stand, und die Fahrerkabine ist angenehm klimatisiert. An besonders heißen Tagen schalten aber auch die Müllwerker mal "einen Gang runter". Dann suchen sie sich ein nettes Plätzchen im Schatten um zu frühstücken.

Eine große Nachfrage verzeichnen in diesen Tagen die Elektronik-Händler der Region. Thomas Schmalbrock von der Norderstedter Firma Tilly Expert Elektrogeräteverkauf kann seinen Kunden schon seit knapp zwei Wochen keine Ventilatoren mehr anbieten. Die gesamte Branche war davon ausgegangen, sagt er, dass die Haushalte seit dem heißen Sommer 2006 größtenteils mit Ventilatoren ausgestattet seien. Der Ansturm in diesem Jahr kam somit überraschend. "Die nächsten Ventilatoren gibt es erst wieder Weihnachten. Bis dahin haben wir nur noch einen, und den geben wir Mitarbeiter nicht her, weil wir den selber brauchen", grinst Schmalbrock. Andere Kühl- und sonstige Sommergeräte gebe es in ausreichenden Mengen.