Dr. Hajo Brandenburg und Manfred Gihl stellten im Schleswig-Holsteinischen Feuerwehrmuseum in Norderstedt ihre neusten Bücher über die Feuerwehr vor

Norderstedt. Das Wasser spritzt wie ein Gartenschlauch mit Loch nach allen Seiten vom Kopf des Feuerwehrmannes. Er trägt einen Rauchhelm mit aufmontierter Wasserbrause, um sich gegen Feuer und Rauch zu schützen. Um 1900 demonstrierte ein Feuerwehrmann diese neuste Errungenschaft der Firma König in Hamburg-Altona auf einer Feuerwehrschau.

Das war zu einer Zeit, in der Feuerwehrfrauen höchstens Kaffee kochen und die Brote nach dem Einsatz schmieren oder Kuchen backen durften für den Gemeinschaftsabend der Feuerwehrkameraden. Heute sind die Wehren auf die Frauen angewiesen.

Das Foto ist ein Hingucker in dem Bildband "Die Geschichte der Feuerwehr - Fotografien aus zwei Jahrhunderten", den Dr. Hajo Brandenburg als sein neustes Werk über die Feuerwehren vorstellte. Es ist ebenso im Erfurter Sutton-Verlag erschienen wie der Bildband "Die Hamburger Feuerwehr" von Manfred Gihl. Die Autoren präsentierten ihre Bücher im Schleswig-Holsteinischen Feuerwehrmuseum in Norderstedt. Brandenburg ist seit 2005 Leiter des Feuerwehrmuseums am Friedrichsgaber Weg 290.

"Ich möchte den freiwilligen und hauptberuflich tätigen Feuerwehrkameraden mit meinem Buch ein Denkmal setzen und ihre gefährliche, oft ehrenamtliche Arbeit für die Allgemeinheit würdigen", sagt Hajo Brandenburg. Der 43-Jährige hat für den historischen Bildband in den Feuerwehrarchiven quer durch Deutschland und Österreich recherchiert und in Gemeinden, Städten und Kreisen mehr als 100 Bildbände für sein Buch ausgewertet. "Ich habe die interessantesten Fotos von Floriansjüngern und ihrer Arbeit ausgewählt", sagt der Feuerwehrhistoriker.

Die Fotografien zeigen spektakuläre Brände und den mutigen Einsatz der Feuerwehrmänner. "Die ältesten europäischen Fundstellen mit Feuerspuren datieren zwischen 600 000 und 400 000 vor Christi in der Zeit des Homo erectus. Das älteste europäische Schwefelkiesfeuerzeug, das vom Homo sapiens verwendet wurde, stammt aus der Vogelherdhöhle in Baden-Württemberg und ist rund 34 000 Jahre alt", beschreibt Brandenburg erste Nachweise von Feuerspuren.

Zum Schutz riefen die Menschen den Feuerheiligen St. Florian an

In der Neuzeit führten immer wieder Stadtbrände wie der Große Hamburger Brand 1842 zur Zerstörung ganzer Stadtviertel, weil sich ein kleines Feuer im Nu durch die eng aus Holz gebauten Häuser fraß. Das Feuerwehrmuseum in Norderstedt hat einige Geräte, mit denen beim Hamburger Brand gelöscht wurde, in seiner Ausstellung.

Brandstiftern drohten schreckliche Strafen. Sie wurden beispielsweise in ein umgestülptes Fass gesteckt, unter dem Feuer angezündet wurde. Um sich vor Bränden zu schützen, versprühten die Menschen bis zum 19. Jahrhundert geweihtes Wasser oder riefen den Feuerheiligen St. Florian an. Brandenburg beschreibt in seinem Buch gut verständlich die Entwicklung der Feuerwehren, ihre Strukturen, ihre Schutzkleidung, ihre Fahrzeuge und Geräte bis zur heutigen High-Tech-Ausrüstung für Feuer- und andere Katastrophen.

In einem geschichtlichen Diskurs geht Norderstedts Museumsleiter auf die Übernahme der Feuerwehren durch das Nazi-Regime ein. Am 1. Januar 1934 wurden auch die Feuerwehren gleichgeschaltet und direkt dem Reichsinnenministerium unterstellt. "Während der 'Reichskristallnacht' vom 9. auf 10. November 1938 verweigerten die Feuerwehren erstmals in ihrer Geschichte einer Gruppe von Bürgern die Nächstenhilfe. Die Feuerwehren standen untätig neben den brennenden Synagogen", schreibt Brandenburg (Seite 10). Der Historiker geht auch auf die Entwicklung der Feuerwehren in der DDR ein, die nach dem Reichsinnenministerium der Nazi-Zeit dem Innenministerium der DDR unterstanden. Heute haben Deutschlands Feuerwehren mehr als 1,3 Millionen Mitglieder, die nach dem Motto "Retten - Löschen - Bergen - Schützen" auch bei Natur- und Umweltkatastrophen helfen.

Literatur- und Fotohinweise machen Brandenburgs Buch zu einem kleinen Nachschlagwerk. (128 Seiten, 200 Schwarzweiß-Fotografien, 19,90 Euro im Buchhandel, ISBN 978-3-86680-450-0)

Die Geschichte der Hamburger Feuerwehr dokumentiert Manfred Gihl in seinem Bildband "Die Hamburger Feuerwehr". Der Hamburger Branddirektor a. D. ist Gründer und Vorsitzender des Vereins "Hamburger Feuerwehr-Historiker" und hat wie Hajo Brandenburg mehrere Bücher über die Feuerwehr veröffentlicht.

Neben sehenswerten Fotografien vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zu den 1990er-Jahren beschreibt er den Aufbau der Hamburger Berufsfeuerwehr, die Motorisierung, die Feuerwehr im Hamburger Hafen, die Feuerwehr- und Gerätehäuser in Hamburgs Stadtteilen, beispielsweise auch in Volksdorf und Kirchdorf, die Feuerwehr im Zweiten Weltkrieg, leider ohne wie Brandenburg auf das Nazi-Regime als Verursacher der größten Katastrophe des vorigen Jahrhunderts einzugehen. Im Kapitel "Die Feuerwehr nach dem Zweiten Weltkrieg" widmet Gihl der großen Flutkatastrophe von 1962 nur eine Seite mit zwei Fotos (Seite 116). Dafür schließt der Band mit einem Foto von Roger Moores Besuch am 31. Januar 1993 bei der Hamburger Feuerwehr am Berliner Tor. Als Vertreter des UN-Kinderhilfswerks besuchte Mr. 007 die Mädchen und Jungen der Hamburger Jugendfeuerwehr (Manfred Gihl, "Die Hamburger Feuerwehr", 128 Seiten, 196 Abbildungen, für 19,90 Euro im Buchhandel, ISBN 978-3-86680-635-1).