Eine Glosse von Michael Schick

Nun strampeln sie wieder. Ob gedopt oder ohne unerlaubte Hilfsmittel - die Profis kämpfen sich bei der berühmtesten Rad-Rundfahrt der Welt über Alpen-Pässe, sammeln Punkte fürs Gelbe Trikot, für den Sieg in der Sprint- und Bergwertung. Im Pulk jagen die Radsportler mit einem Durchschnittstempo von 40 km/h und mehr über die Straßen. Und die sind natürlich für Autos, Fußgänger und den Alltags-Radler gesperrt, sodass sich Favoriten wie Wasserträger ganz auf ihre schnellen Beine konzentrieren können.

Gern kopieren manche sportlich ambitionierte Freizeit-Fahrer ihre Vorbilder. Sie sausen auf ihren Rennmaschinen bevorzugt nebeneinander über die Straßen. Ganz im Stile der Radler-Könige meinen sie, die Fahrbahn gehört ihnen allein. Wer als Fußgänger auf die andere Straßenseite will, muss verdammt schnell sein, gebremst wird nicht. Auch Autos werden ignoriert. Will der genervte Autofahrer nicht auf Dauer hinterher fahren und drückt auf die Hupe, um sein Recht durchzusetzen, den Radler-Haufen zu sprengen und zu zwingen, hintereinander zu fahren, wird er angepöbelt oder bekommt den berühmten Finger gezeigt.

Wer so reagiert, verkennt die Situation - die Straße ist für alle da. Also, liebe Rennradler, schön hintereinander fahren. Das vermeidet nicht nur unnötigen Streit, sondern schont die Nerven und ist auch ökonomisch: Der Windschatten des Vordermanns entlastet die Muskulatur.