Eine Glosse von Wolfgang Klietz

Die Mythologie und Literatur sind reich an Geschichten von Menschen, die bis zum Ende ihrer Tage mit zweckloser Arbeit eingedeckt sind. Denken wir zum Beispiel an die homersche Schnurre von Sisyphos, der sich den lieben langen Tag damit beschäftigt, einen Felsstein auf einen Berg zu wuchten. Oben angekommen donnerte das blöde Ding wieder in die Tiefe, und Sisyphos legte wieder von vorn los.

Oder blicken wir auf das Epos "Der Räuber Hotzenplotz" und den Albtraum des Seppel vom ewiglichen Kartoffelschälen. Je mehr der Seppel schält, desto höher wächst der Kartoffelhaufen, den der Magier Petrosilius Zwackelmann verzaubert hat. Die Plackerei des ollen Sisyphos ist ein Witz dagegen.

Tatortkommissare liefern weitere gute Beispiele: Kaum haben sie den üblen Bagaluten mit dem fiesen Trucker-Gesicht und Knarre eingetütet und eingesperrt, wird in der nächsten Folge schon wieder drauf los gemurkst. Und täglich grüßt der Gerichtsmediziner: "Ergebnisse nicht vor Morgen früh!"

Seit gestern kann ich auch nicht mehr aufhören. Die Beinmuskeln hart wie Stahlbeton, der Kopf rot wie ein Feuermelder - aber an ein Ende ist nicht zu denken. Ich habe mich aufs Fahrrad gesetzt. Zugegeben: Es war heiß, ich habe geschwitzt, aber der Fahrtwind kühlte mich wie ein frischer Quell. Bis zur nächsten Ampel. Harmlos wie ein Kindergeburtstag erschienen mir die Eruptionen isländischer Vulkane, als meine Schweißdrüsen ans Limit gingen. Also weiterfahren und bloß nicht anhalten. Ich schreibe diese Zeilen von unterwegs. Wenn Sie das lesen, grüßen Sie bitte meine Frau und meine Kinder!