Während der Premierenparty schwärmte Schauspieler Martin Semmelrogge noch von der vergangenen Saison am Segeberger Kalkberg

Bad Segeberg. Martin Semmelrogge schwärmte noch von vergangenen Tagen. "Im letzten Jahr, das war einfach ein Glücksfall, das Stück war stimmig, die Kollegen waren toll. Einfach großartig." Der Schauspieler, der im vergangenen Jahr den Erzschurken gespielt hatte, war mit Tochter Joanna und seiner Managerin zur Premiere der Karl-May-Spiele gekommen und redete sich, wie er befürchtete, "um Kopf und Kragen". Denn er wollte das diesjährige Stück natürlich nicht schlecht machen. Aber es war ihm anzumerken, dass er die Inszenierung des vergangenen Jahres, "Der Schatz im Silbersee", besser fand als die diesjährige. Ob Schauspieler Semmelrogge mit seiner Meinung alleine dastand, war schwer auszumachen.

Semmelrogge ist auch ohne Rolle gut für derbe Überraschungen: Als sich Winnetou während der Aufführung auf einen Kampf mit seinem Widersacher, dem Commanchen-Häuptling Tikvi-Kava (Peter Mustafa Daniels), vorbereitet, durchschnitt seine schnarrende Stimme die Stille im Freilichttheater "Mach' ihn platt, Erol". Heftiges Gelächter war die Folge. Die Spannung war vorerst heraus, als Winnetou dann aber sofort wieder knallhart zur Sache ging, waren auch die amüsierten Zuschauer wieder aufmerksam. Pech allerdings, dass die Aufführung durch die Kutschenpanne leicht aus dem Ruder gelaufen war. Erst im zweiten Teil lief dann wieder alles rund und flüssig.

Bei der Premierenparty herrschte gute Stimmung. Die Hauptdarsteller gingen sich allerdings aus dem Weg - ob das ein Indikator für die Atmosphäre im Team ist? Der Henstedt-Ulzburger Regisseur Donald Kraemer ließ sich im VIP-Zelt überhaupt nicht blicken und verschwand früh, während Alt-Regisseur Norbert Schultze die anwesenden Darsteller aus seinen früheren Inszenierungen herzte und umarmte. Eva Habermann, stellte sich noch für ein Foto zusammen mit dem Kollegen Naujoks auf, setzte sich dann aber zu Segebergs Bürgermeister Dieter Schönfeld und Landrätin Jutta Hartwig. Sie prosteteten sich zu, unterhielt sich die meiste Zeit aber mit Freundin Sybille und ihrer Familie. Ensemble-Star Erol Sander wurde gleich in eine dunkle Ecke abseits des Partyzeltes geführt, wo schon Ehefrau Caroline und Schwiegervater Jean-Pierre Godet auf ihn warteten. Nur für ein paar TV-Interviews und ein kurzes Foto kam er ins VIP-Zelt, wo sich die übrigen Darsteller das Grillfleisch schmecken ließen. Ingo Naujoks, dessen Familie zur Premiere angereist war, stand lange mit Regisseur Detlev Buck, dem prominentesten Gast des Abends, zusammen. Buck ist übrigens ein gebürtiger Segeberger, lebt jetzt aber im Kreis Stormarn und in Berlin. Irgendwann gesellte sich auch Martin Semmelrogge dazu. Sehr auffällig: Alle drei ähneln sich vom Typ her, Gesten und Mimik stimmen überein. Sollte Buck Interesse haben, bei den Karl-May-Spielen aktiv zu werden? Keiner weiß es, niemand würde es verraten, aber es wäre eine Sensation.

Mit zu den ersten Gästen im VIP-Zelt gehörte übrigens Schauspielerin Saskia Valencia, die 2005 am Kalkberg spielte, und Lebensgefährte Helmut Zierl. Beide saßen schon dort, als die Karl-May-Stars noch beim Abschminken waren. Sie waren schon häufiger zu Gast bei den Premierenfeiern und fühlen sich in diesem Trubel ganz offensichtlich sehr wohl. Schräg gegenüber hatte Patrick Bach Platz genommen, auf der anderen Seite des Ganges saß Dorkas Kiefer, die im vergangenen Jahr eine knallharte Westernlady bei Karl May gespielt hatte, mit ihrem Freund. Beide hatten sich Cowboy-Hütte aufgesetzt.

Die Überraschungsstars der Aufführung hatten sich indessen schon frühzeitig auf den Heimweg begegeben: Lina Warning (10) und Julian Graupner (12) sind noch etwas zu jung für eine Premierenparty, die erst weit nach Mitternacht in Schwung kam. Die beiden Kinderdarsteller hatten ergreifende und sehr lustige Szenen, mit denen sie den bei der Premiere den unfallbedingt noch etwas konfusen ersten Teil des Stückes retteten. Sie brachten Ruhe in die Aufführung und ließen sich selbst nicht aus der Ruhe bringen.

Premierengast war auch der britische Sänger Chris Andrews, der hier erst kürzlich bei der "Nacht der Hit-Giganten" auf der Bühne stand. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, sonst stets Ehrengast, fehlte natürlich, weil er seine Hochzeit feierte. Und der Ehrenhäuptling des vergangenen Jahres, Christian Wulff, Ministerpräsident aus Niedersachsen, war aus "karrieretechnischen Gründen" nicht anwesend. Mit dieser Anspielung auf Wulffs Kandidatur für das Bundespräsidentenamt sorgte Bürgermeister Schönfeld bei seiner Eröffnungsansprache für Heiterkeit.