Der biblische Text für den heutigen Tag steht in der hebräischen Bibel. Es geht um den großen Wanderzug des Volkes Israel auf der Suche nach einem Ort, an dem sie heimisch werden können.

Moses scheint unsicher, denn er verhandelt mit Gott: "Wenn Du uns nicht selbst begleitest, wenn also Dein Angesicht nicht vorangeht, dann lass uns gar nicht erst von hier aufbrechen."

Es geht um Auszug, Umzug, Aufbruch, Wagnis. Sich aufmachen in eine Gegend, zu einem Ort, zu Beziehungen, von denen man nicht weiß, wie es einem gehen wird, in und mit dem Neuen, Anderen, Fremden. Die Zukunft ist nicht vorhersehbar, daher wird nach Sicherheiten gefragt. Mir fallen in diesem Zusammenhang die klugen Sätze von Eltern und Lehrern ein, die die Kinder zum Lernen motivieren wollen, indem sie ihnen deutlich machen, dass es für die Zukunft gut ist, wenn sie sich jetzt ganz doll anstrengen. Meist hilft das wenig.

Aber der zitierte Vers legt sein Gewicht gar nicht so sehr auf die Sicherheit oder das Glück in der Zukunft, sondern viel mehr auf das Gehen an sich. Man braucht einfach jemanden, mit dem man sich austauschen kann, wie es einem geht beim Gehen, was man erlebt, erleidet oder gewinnt.

Wir suchen also einen "Mit-Geher", einen Gesprächspartner beim Gehen. Natürlich: Im Selbstgespräch können wir, die Erwachsenen, uns auch selbst ein Gegenüber sein. Aber wenn wir ehrlich sind, ist das häufig eine nicht hinreichende Möglichkeit, da wir uns leicht in uns selbst verfangen. Und die Kinder? Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernst du, sagen wir ihnen und schicken sie auf ihr Zimmer mit dem Satz, nun lern mal schön.

Der im biblischen Text beschriebene Gott versteht das Ansinnen von Moses. Er verspricht, ein "Mit-Geher" zu sein. Die Menschen werden mehr Fehler machen, als auf eine Kuhhaut geht und es wird für den Mit-Geher eine ungeheure Herausforderung. Aber wie anders sollte Gehen gehen?

Horst Kämpfer ist Pastoralpsychologe im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein