Jungheinrich und AKN erhielten am Mittwoch, 27. Juni, den Ausbildungs-Award 2012 der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck.

Norderstedt. Mit viel Routine und ein wenig Stolz schreitet Hermann Sinn durch sein Revier, die Ausbildungshalle der Jungheinrich AG im Norderstedter Ortsteil Friedrichsgabe. Seit 31 Jahren zieht der Ausbildungsmeister hier Jahr für Jahr 14 Schützlinge zu ausgebildeten Mechatronikern und Industriemechanikern heran. Lediglich ein Abbrecher ist ihm in dieser langen Zeit untergekommen, und "wer hier keine goldenen Löffel klaut", sagt er, "der wird auch übernommen". Die sensationelle Quote ist umso erstaunlicher, da die Anforderungen seit zehn Jahren konstant hoch sind. Allein dank der intensiven Betreuung durch die eigens abgestellten Ausbilder, die mit viel Herzblut bei der Sache sind, kann der Standard gehalten werden.

Diese Leidenschaft und Kontinuität beim Ausbildungsbetrieb Jungheinrich ist auch der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Lübeck aufgefallen; sie zeichnete das Norderstedter Unternehmen am gestrigen Mittwoch mit dem Ausbildungs-Award 2012 aus. Besonders in Zeiten einer alternden Gesellschaft und des daraus resultierenden Fachkräftemangels ist die professionelle Ausbildung im eigenen Betrieb für Jungheinrich wichtig. Nach dreieinhalb Jahren entscheiden sich dann auch die meisten Auszubildenden, bei Jungheinrich zu bleiben - trotz bester Aussichten auch bei anderen Unternehmen.

Matthias Schulz-Kleinfeldt, Hauptgeschäftsführer der IHK zu Lübeck, ist überzeugt, dass durch ein solch beispielhaftes Engagement künftig mehr Schulabsolventen in Schleswig-Holstein gehalten werden können. Derzeit liegt das Land in dieser Statistik nur an vorletzter Stelle.

AKN bietet ein duales Studium in Betriebswirtschaftslehre an

So ließ es sich auch Reinhard Meyer, Schleswig-Holsteins frisch vereidigter Wirtschaftsminister, nicht nehmen, einen weiteren vorbildlichen Ausbildungsbetrieb persönlich auszuzeichnen: Die in Kaltenkirchen ansässige AKN überzeugte ebenfalls durch fundierte und breit gefächerte Ausbildung.

Das Eisenbahn- und Infrastrukturunternehmen bildet Berufseinsteiger in den Bereichen Industriemechaniker, IT-System-Elektroniker aus und bietet zudem ein duales Studium in Betriebswirtschaftslehre an. Dafür werden jährlich rund 270 000 Euro in Aus- und Weiterbildung investiert. "Wir sind stolz, mit der AKN einen Landesbetrieb zu besitzen, der durch seine hohen Standards einen großen Beitrag zum qualifizierten Fachkräfteausbau in Schleswig-Holstein liefert", sagte Meyer. "Es ist eine andere Situation als noch vor zehn Jahren. Damals gab es viele Lehrstellensuchende, heute hat es sich umgekehrt. Daher ist es wichtig, dass gute Azubis auch übernommen werden."

Den Besuch nutzte der Landespolitiker auch, um ein Bekenntnis für den Standort abzugeben: "Ich bin davon überzeugt, dass die AKN eine Zukunft hat. Wir brauchen sie für die öffentliche Infrastruktur." Im neuen Koalitionsvertrag der Regierung aus SPD, Grünen und Südschleswigschen Wählerverband wird der seit Längerem kolportierte Verkauf der Landesanteile von 49,89 Prozent an den zweiten Hauptgesellschafter, die Freie und Hansestadt Hamburg (50 Prozent Anteile), zwar weiterhin nicht ausgeschlossen. Infrage käme dieser aber einzig, wenn sämtliche Arbeitsplätze erhalten blieben und Gleise sowie Bahnhöfe nicht privatisiert würden. Zudem müsse ein Gutachten hinsichtlich der Zulässigkeit eines Verkaufs abgewartet werden. "Wir müssen mit Bedacht vorgehen und mit Hamburg auf Augenhöhe verhandeln", so Meyer. "Wir werden Tafelsilber wie die AKN nicht so einfach weggeben. Sie können sich auf die Landesregierung als Gesellschafter verlassen."