Bernd Schauer schrieb in Boostedt “Stoppt Nazis“ auf einen Weg

Boostedt. Bernd Schauer hat etwas gegen die NPD. Schlimm genug sei es, dass Versammlungen der Partei nicht verboten werden können. Aber tatenlos zusehen, wenn sie in seinem Wohnort einen Infostand aufbauen? Das kam für den Gewerkschafter (Landesgeschäftsführer Erziehung und Wissenschaft) nicht in Frage, als er von einer solchen Aktion im Ort erfuhr.

Er habe spontan nach der Kreidespraydose gegriffen und sei zum Kleinen Kaufhaus in Boostedt gefahren, wo drei "Nazis" ihren Stand aufgebaut hatten. "Stoppt Nazis" schrieb er in großen blauen Lettern auf den Bürgersteig. Direkt neben den NPD-Stand. Zweimal. Das war am 28. April.

Ein teurer Protest: Für den Schaden und die Reinigung des Weges soll Schauer nun aufkommen. Er erhielt eine Rechnung über 467 Euro. "Das bezahle ich nicht", sagt Schauer bestimmt, der die Reaktion der Gemeinde für völlig überzogen hält. Die habe für die Reinigung nämlich die Feuerwehr gerufen. 140 Euro soll laut Rechnung allein das Löschfahrzeug gekostet haben. Drei Feuerwehrleute wurden jeweils für 25 Euro die Stunde abgerechnet plus 220 Euro für eine Reinigungsfirma. Alles in allem 467,67 Euro. Zahlbar binnen 14 Tagen, sonst werde Strafanzeige gestellt.

Die Frist läuft in den nächsten Tagen ab. "Das sind 20 Euro pro Buchstabe." Dabei sei doch gar kein dauerhafter Schaden entstanden. "Die Farbe geht nach dreimal Regen von allein weg", sagt er. Da die von der NPD gerufene Polizei seine Personalien aufgenommen und die Dose konfisziert habe, hätte die Gemeinde auch wissen müssen, dass es sich bei der Farbe um Kreide gehandelt habe, so Schauer.

Er hätte den Protest gern anders gestaltet, wie es in Neumünster am 1. Mai der Fall war. Nur wenige Tage nach der Sprayaktion. Mit einem Bündnis aus Politik und Verbänden, mit Transparenten. Doch Bürgermeister Rüdiger Steffensen habe die Boostedter nicht informiert, so Schauer. Als er von dem NPD-Stand erfahren habe, habe er keine Zeit mehr gehabt, etwas anderes zu organisieren. Da sei ihm nur das Kreidespray eingefallen. "Und wenn man mir nach drei Tagen gesagt hätte: ,Nun ist aber gut, mach das mal weg.' Ich hätte es getan", versichert Schauer.

Bürgermeister Steffensen weist die Vorwürfe auf Nachfrage zurück: Weder habe er im Vorfeld von der NPD-Aktion gewusst, noch habe er überreagiert. "In Boostedt lassen wir alle Schmierereien sofort entfernen", betont er. Insbesondere "Nazi-Schmierereien". Ungeachtet des Zusammenhangs. Die seien immer kontraproduktiv, so Steffensen, egal, ob da noch ein ,Stopp' davor stehe oder nicht. Außerdem habe er nicht gewusst, dass es sich um Kreide gehandelt habe, und die Feuerwehr wiederum sei von der beauftragen Reinigungsfirma gerufen worden, da diese einen Hochdruckreiniger benötigte. Und für Steffensen ist klar: Wer einen Schaden verursacht, der muss zahlen.