Das neue Karl-May-Stück spielt in New Orleans und Mexico. Sonnabend ist am Kalkberg Premiere. Erol Sander und Dunja Rajter spielen mit.

Bad Segeberg. So fröhlich kann es im Wilden Westen sein: Eine Jazzband kommt um die Ecke, viele Leute tanzen und freuen sich des Lebens. Der Tote im Sarg bekommt ein spaßiges Begräbnis. Aber so lustig bleibt es nicht lange. Denn der Erzschurke Santer führt natürlich wieder Böses im Schilde. Eigentlich geht es in der neuen Karl-May-Inszenierung in den Wilden Süden: Zum erstenmal in der Geschichte der Segeberger Karl-May-Spiele führt ein Abenteuer nach New Orleans, der quirligen Stadt am Mississippi. "Winnetou II" hat am Sonnabend, 23. Juni, 20 Uhr, Premiere im Freilichttheater am Kalkberg in Bad Segeberg.

Wenn ein Theaterstück in New Orleans angesiedelt ist, liegt es natürlich nahe, alles, was diese Stadt zu bieten hat, zu einem unterhaltsamen Mix zu vermischen: Jazz, Voodoo, Bourbon Street, leichtes Leben, Sklaverei. Da ist es denn auch egal, dass es Jazzmusik im Jahr 1865 noch nicht gab - diese Spur von lockerer Ausgelassenheit passt natürlich gut in die Szenerie. Niemand nimmt es dem versierten Bühnenautor Michael Stamp übel, dass er tief in den Topf dieser Zutaten gegriffen hat, um daraus ein munteres Karl-May-Stück zu machen.

+++ Das Karl-May-Plakat ist ein echter Hingucker +++

Die exotische Voodoopriesterin Marie Laveau - 1865 tatsächlich eine der einflussreichsten Persönlichkeiten von New Orleans - vollzieht ihre geheimnisvollen Rituale. Dunja Rajter spielt die Priesterin. Massa Bob (Mola Adebisi) betreibt in der Bourbon Street einen Salon. In Mexiko geht es ganz anders zur Sache: Dort jagen Winnetou (Erol Sander), Old Shatterhand (Joshy Peters) und Old Death (Jörg Kleinau) den Erzschurken Santer (Timothy Peach), der nicht nur Winnetous Schwester und Vater umgebracht hat, sondern wieder eine Betrügerei anzettelt.

Wie die beiden Schauplätze New Orleans und Mexiko schließlich zusammengefügt werden, bleibt ein bis zur Premiere gehütetes Geheimnis. Die Beobachter der Medienpräsentation konnten zumindest erkennen, dass Regisseur Norbert Schultze viele Stilmittel anwendet, um aus "Winnetou II" ein gewaltiges Spektakel mit Action, Spannung, Humor, Liebe, jungen Uhus und allerhand anderem Federvieh zu konstruieren.

Die Arena wird durch ein in der Mitte platziertes Felsplateau unterbrochen

Interessant ist die Bühnengestaltung: Weil zwei Häuserreihen hintereinander stehen, wirkt das Bühnenbild dreidimensional. Die Arena wird durch ein genau in der Mitte platziertes flaches Felsplateau unterbrochen. Auf den Felsen geschieht so allerhand. Als gestalterisches Mittel ist das Plateau ein wichtiges Element der Inszenierung. Vor 20 Jahren schuf der rumänische Filmregisseur Sergiu Nicolaescu einen ähnlichen Bühnenmittelpunkt, als er die Karl-May-Stücke mit Pierre Brice inszenierte. Die gute Idee von damals wird erst jetzt erstmals wieder aufgegriffen, obwohl die Nicolaescu-Inszenierungen bis heute unübertroffen geblieben sind.

Die Zuschauer können sich also auf ein Spektakel freuen, bei dem auch der große Showdown nicht fehlen wird. Der spielt sich in einer Goldmine ab und endet natürlich mit einer Explosion und einem filmreifen Sturz aus 17 Metern Höhe. Aber keine Angst: Der Stuntman fällt weich, sodass er seine artistische Leistung in jeder Vorstellung wiederholen kann.

Vier Millionen Euro stecken in dieser Inszenierung, aber die Ausgaben bleiben für die Kalkberg GmbH dennoch übersichtlich: Wenn 200 000 Zuschauer Eintrittsgeld gezahlt haben, sind diese Kosten gedeckt. Alles, was darüber hinaus eingenommen wird, ist Gewinn. Zuletzt hatten die Karl-May-Spiele mehr als 300 000 Besucher.

Wer als einer der ersten "Winnetou II" erleben will, hat dazu am Freitag, 22. Juni, um 20 Uhr bei der Generalprobe im Freilichttheater am Kalkberg Gelegenheit. Die Besucher können zu einem günstigen Preis - Erwachsene zehn Euro, Kinder acht Euro bei freier Platzwahl - zuschauen.