Im Gymnasium Kaltenkirchen präsentierten begabte Schüler , was sie in speziellen Workshops gelernt haben. Auch im nächsten Jahr Kurse.

Kaltenkirchen. Friederike Neumann weiß alles über die Vogellunge. Die 13-jährige Schülerin aus Boostedt steht im Raum A 102 des Gymnasiums Kaltenkirchen am Flottkamp vor einem Modell, das sie mit Unterstützung von Kursusleiter Christian Wagner von der Holstenschule Neumünster auf Lernworkshops in monatelanger Teamarbeit konstruiert und zusammengebaut hat.

Geduldig erklärt Friederike den Besuchern beim Präsentationstag des Projektes "Förderung hochbegabter Kinder und Jugendliche" das schwierige Atmungsprinzip in der Vogelwelt. Wie viele andere Schüler nutzten die jugendlichen "Vogelexperten" an diesem Tag die Möglichkeit, ihre Ergebnisse der gemeinsamen Arbeit vorzustellen.

+++ Schulnoten spielen keine Rolle +++

Im Klassenzimmer A 103 herrscht ebenfalls großer Andrang. Auf einem runden Tisch prallen gerade zwei Kampfroboter aufeinander. Der "Terminator" kennt keine Gnade, er stößt seinen Rivalen "Atom" von der Bühne. "Das ist Action", ruft Jiann Blessmann. Jiann ist zwölf Jahre alt und besucht die Klasse 6c der Gemeinschaftsschule Faldera in Neumünster.

Die Schüler haben viel gelernt und auch viel Spaß gehabt

Jiann hat die beiden Roboter und außerdem noch einen "Müllsammler" aus Legobausteinen gebaut, das Programmieren der Gegnererkennung hat ihm Kursusleiter Rathje Reimers in zwölf Doppelstunden beigebracht. "Die Schüler haben eigene Ideen eingebracht und in den Workshops eine Menge Spaß gehabt", so Reimers.

"Begabungs- und Hochbegabtenförderung im Sinne einer individuellen Stärkenorientierung ist als bildungspolitischer Akzent ein wesentlicher Motor für die Einrichtungs- und Schulentwicklung in Schleswig-Holstein geworden", sagte Holger Oertel, Vertreter des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft. "Eine wesentliche Säule der Begabtenförderung im Lande ist und bleibt das Enrichment-Programm, dessen Ergebnisse und Früchte wir heute bewundern können."

Holger Oertel war Lehrer am Gymnasium Kaltenkirchen und schob das Hochbegabten-Programm vor sieben Jahren im Kreis Segeberg und Neumünster an. Initiatorin war acht Jahre zuvor Schulpsychologin Marlen Bartels für den Kreis Pinneberg.

"Wir wollen den unterforderten Schülern ein inhaltlich vertieftes Angebot bieten", sagte Oberstudienrätin Christina Packeiser (Kattendorf), Oertels Nachfolgerin als Koordinatorin des alljährlich in Kaltenkirchen stattfindenden Präsentationstages. "Ohne finanzielle Hilfe geht es aber auch nicht."

Die gewährt seit sechs Jahren - und will es auch künftig tun - die Stiftung der Sparkasse Südholstein. Sie trägt die Kosten für Lehrerhonorare und Lehrmaterial, soweit sie nicht vom Land oder dem Schulträger finanziert werden. "Es kann nichts Besseres geben, als Kinder und Jugendliche zu fördern, ihnen Möglichkeiten zu geben, sich weiterzuentwickeln und zu starken Persönlichkeiten heranreifen zu lassen", sagte Stiftungsvorstand Ralph Schmieder. "Gerade den Hochbegabten fehlen oftmals speziell auf sie zugeschnittene Angebote, ebenso der Austausch untereinander. Da wollen wir helfen."

2000 Kinder und Jugendliche haben bereits an den Kursen teilgenommen

Die Teilnehmer am Enrichment-Programm gewähren Jahr für Jahr Einblick, wie sie zu den Themen Kommunikation, Natur, Technik, Mathematik und Kunst unter fachkundiger Anleitung lernen, experimentieren, forschen oder auch kreativ sind.

Mehr als 2000 Schüler und Schülerinnen haben sich seit 2005 an dem Begabtenprogramm beteiligt, 500 in 44 Lernworkshops waren es in diesem Jahr. Sie lösten schwierige Knobelaufgaben (Grundschule Alveslohe), sie versuchten hinter die Geheimnisse der Sterne und des Weltraums zu kommen (Gymnasium Bad Segeberg), sie lernten Chinesisch (Coppernicus-Gymnasium Norderstedt), sie fälschten in der Kleinen Werkstatt sogar Picasso-Bilder (Gartenstadtschule Neumünster) und sie entwickelten Computerspiele (Gymnasium Kaltenkirchen).

In den Lernworkshops haben hochbegabte Kinder und Jugendliche auch im kommenden Schuljahr die Möglichkeit, ihren besonderen Wissensdurst an - für ihre Altersklasse außergewöhnlichen Themen - zu stillen, Gleichgesinnte zu treffen und neue Freundschaften zu schließen. Die Auswahl erfolgt über die beteiligten Schulen beziehungsweise den Schulpsychologischen Dienst.