Jedes Mal, wenn die Sommerzeit mit ihrer dicksten Frucht da ist, nämlich mit Urlaub, Ferien und Verreisen, dann sind auch sämtliche Hausfrauen, Ehefrauen in einer vervielfachten inneren und äußeren Pflicht: "Wie schaff' ich das bloß alles, packen, die Kinder beschäftigen, an alles denken - der Mann arbeitet bis zum letzten Tag stramm in der Firma -, ja, und dann soll ich auch immer noch so haushalten, dass die Kasse stimmt oder sogar noch Überschuss bleibt, wenn wir endlich am Zielort ankommen?

Wer wollte ihnen da die nötige Hilfe verweigern? Prinzipiell ist doch unabsehbar, was alles kommen wird. Vielleicht helfen hier ein paar Gedanken, die auf den ersten Blick etwas unscheinbar wirken. Bedenke doch einmal: Du kannst ja deine eigene Sprache in deiner eigenen Sprache beschreiben: Aber nicht ganz! Du kannst dein eigenes Gehirn mit deinem eigenen Gehirn erforschen: Aber nicht ganz! Du kannst deine eigene Seele mit deiner eigenen Sprache und mit deinem eigenen Gehirn erforschen: Aber nicht ganz!

Frage: Ist das Ergebnis genügend reichhaltig oder nicht? Ist es frei von Widerspruch? Reicht hier das Erzählte? Wohl nein! Ist mein Wort - aus meiner Sprache -, ist mein Gedanke - aus meinem Gehirn -, ist meine Liebe - aus meiner Seele -, ist all das harmonisch beieinander - oder eben auch nicht?

Dies ist alles und bleibt auch weder beweis- noch widerlegbar. So ist das mit diesem ewig bleibenden "aber nicht ganz"! Und dieses ist am Ende vielleicht tröstlich.

Umgedreht ist es realistisch: Nicht das Erzählte reicht, sondern es zählt am Ende doch nur das Erreichte!

Ich merke, wie bei allen anderen und genauso bei mir alles getan wird, aber immer mit dem Ende "nicht ganz". Der Koffer vom letzten Jahr, dies Jahr ist er irgendwie zu klein - die freie Urlaubszeit, sie wird auch immer weniger, weil wir im Stau schon so lange vorher stehen und auch zurück, und das Geld, das wird auch immer weniger wert beim Einkaufen.

Dennoch, Gott gab uns diese interessante Welt mit den Veränderungen. Und Stendhal sagt so schön: "Diese unsere Welt ist gleichsam ein Buch, von dem man nur die erste Seite gelesen hat, wenn man nichts als seine Heimat kennt."

Also: Gute Reise und heile Rückkehr in dem sicheren Wissen um unser "nicht ganz", das ist so menschenmäßig und eine dicke gute Frucht.

Dietmar Chrobog ist Pastor der Thomaskirche in Glashütte