WZV räumt ein, sich bei der Einführung der großen Biotonne ungeschickt verhalten zu haben. Verbandsversammlung berät über ein neues Tarifsystem.

Kreis Segeberg. Harte Tage beim Wege-Zweckverband (WZV). Viele Verbraucher fühlen sich von dem Verband, der im Kreis Segeberg die Müllentsorgung organisiert, getäuscht. Sie hatten eine größere Biotonne geordert und müssen jetzt feststellen, dass vom nächsten Jahr an die Müllgebühren nach Größe der Biotonne berechnet werden soll. Der Wege-Zweckverband selbst räumt ein, "ungeschickt" vorgegangen zu sein.

Der Bericht und der Kommentar zu diesem Thema im Hamburger Abendblatt hat offenbar die Volksseele zum Kochen gebracht. "Die Kunden mit einer kostenlosen größeren Tonne zu locken und dann die Bemessungsgrundlage der Gebühren anhand der Biotonnengröße neu zu berechnen, ist unbeschreiblich", schreibt Abendblatt-Leser Gunnar Wulf aus Ellerau in einem Brief an den Verband. Er hat die große Biotonne wieder abbestellt und die Lieferung storniert.

Tatsächlich standen die Telefone in der Segeberger WZV-Zentrale nach dem Erscheinen des Berichts nicht still: Rund 10 000 Haushalte hatten die WZV-Offerte angenommen und einen kostenlosen Umtausch ihrer 80-Liter gegen eine 120-Liter-Tonne in Anspruch genommen - viele machten diese Bestellung telefonisch wieder rückgängig. "In den ersten drei Tagen war hier viel los", sagt Verbands-Sprecherin Bettina Kramer.

Die Mitarbeiter des WZV ihrerseits waren allerdings nicht untätig: Sie riefen zurück, versuchten die verärgerten Kunden zu beschwichtigen und erklärten ihnen die Zusammenhänge, die zu einer Änderung des Berechnungssystems und damit zu einer Erhöhung der Müllgebühren führen werden. Unter dem Strich wurden nach Angaben von Bettina Kramer etwa ein Prozent der Tonnenbestellungen storniert.

Es wird in ganz Deutschland, also auch im Kreis Segeberg, zu einer Veränderung bei der Berechnung der Entsorgungsgebühren kommen: Entscheidend wird voraussichtlich schon von 2013 an die jeweilige Müllmenge sein - nicht nur, aber auch berechnet nach der Größe der Biotonne.

Mehrere Faktoren werden dann zu einem neuen Tarifsystem führen. Weil der Zweckverband nach einer groß angelegten Analyse des Hausmülls festgestellt hat, dass sehr viel Biomüll in der Restabfalltonne landet, wurde die Aktion mit dem kostenlosen Austausch der kleinen gegen die große Biotonne gestartet. Allerdings ohne die Haushalte verständlich über den Hintergrund zu informieren.

WZV-Sprecherin Bettina Kramer räumt zwar keinen Fehler ein, aber sie gibt zu, dass ungeschickt vorgegangen wurde. So sieht es auch Beatrix Klüver, Bürgermeisterin von Tensfeld, Vorsteherin des Amtes Bornhöved und Vorsitzende der WZV-Verbandsversammlung, in der 94 Mitgliedsorte vertreten sind: "Die Vorgehensweise klingt ungeschickt, man hätte die Aktion besser verkaufen sollen. Ich kann alle, die die große Tonne wieder abbestellt haben, verstehen." Die Vorsitzende der Verbandsversammlung gibt aber auch zu bedenken, dass die Entsorgungsgebühren in den vergangenen zehn Jahren nicht erhöht worden sind. Angesparte Rücklagen und zusätzliche Einnahmen hätten zu einer Preisstabilität geführt. Heute trifft sich die Verbandsversammlung in der Gemeinde Neversdorf, um Weichen für die Zukunft zu stellen. Es geht auch um das neue Tarifsystem.

Stornierung der Lieferung hat ein unangenehmes Nachspiel

Für den Ellerauer Gunnar Wulf hatte die Stornierung der Lieferung übrigens noch ein unangenehmes Nachspiel: "Einer der WZV- Mitarbeiter klingelte bei uns, weil er die 80-Liter-Tonne abholen wollte. Unsere Tonne stand natürlich nicht mehr deutlich sichtbar auf dem Grundstück, weil wir keine Auswechslung wünschten. Ich versuchte ihm klarzumachen, dass wir die alte Tonne behalten wollten. Er sagte, dass noch keine Stornierung vorläge, daher müsse er unsere Tonne mitnehmen und wir bekämen eine neue alte Biotonne. Ich ging davon aus, dass wir nun für eine kurze Zeit eine größere Tonne bekommen. Aber nichts da, die Mitarbeiter nahmen die Tonne mit. Wohin soll ich jetzt mit dem Rasenschnitt?"