Zwei Jungen und ihre Mutter wurden mit Bissverletzungen im Krankenhaus behandelt. Polizei ermittelt wegen Körperverletzung.

Norderstedt. Sie schaukelten und lachten. Die Mutter sah zu, wie sich ihre beiden sieben und neun Jahre alten Söhne auf dem Spielplatz im Moorbek-Park amüsierten. Ein Schäferhund-Mischling beendete das fröhliche Spiel. Er rannte auf die Kinder zu, biss die beiden und deren Mutter, die ihre Kinder vor der Attacke schützen wollte, mehrfach. Die Norderstedterin und ihre Söhne wurden in der Asklepios-Klinik Nord ambulant behandelt.

Die Polizei hat gegen die 58 Jahre alte Hundebesitzerin ein Strafverfahren wegen fahrlässiger Körperverletzung eingeleitet. "Hunde sind nach dem Gefahrhundegesetz so zu halten und zu führen, dass von ihnen keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgeht. In Parks sind Hunde anzuleinen. Auf Kinderspielplätzen sind Hunde verboten", sagt Sandra Mohr, Sprecherin der Polizeidirektion Segeberg. Die Halterin habe durch ihr Verhalten gegen das Gefahrhundegesetz verstoßen und sich ordnungswidrig verhalten.

Hundehalterin Scarlett B. macht sich schwere Vorwürfe: "Der Hund hätte nie hier sein dürfen", sagte sie nach dem Vorfall. Sie habe schon viele Hunde, aber noch nie Probleme gehabt. Nachdem sie ihren 15 Jahre alten Schäferhund-Mix Henry vor zwei Wochen einschläfern lassen musste, entschied sie sich für einen neuen Hund. Drei Tage vor der Beißattacke hatte sie den elf Monate alten Schäferhund-Australian-Shepherd-Mischling für 250 Euro im Tierheim Henstedt-Ulzburg gekauft.

"Dort hat man mir aber nichts von der Vorgeschichte des Hundes erzählt", sagt Scarlett B. Frodo hatte bei einer Schäfer-Familie gelebt, schon eine Ausbildung als Hütehund angefangen. Doch dann hatte die Familie das Tier abgegeben. Sylvia Rückert, Vorsitzende im Verein Tierschutz Westerwohld, der das Tierheim in Henstedt-Ulzburg betreibt, weist die Vorwürfe zurück: "Zum einen ist der Hund überhaupt nicht gefährlich, und natürlich haben wir der neuen Besitzerin erzählt, was wir über den Hund wussten, beispielsweise, dass es sich um einen Hütehund handelt."

Außerdem sei die Vermittlung von Hunden kein Geschäft, das in wenigen Minuten erledigt sei, sondern ein Projekt, in dem sich die neuen Halter und das Tier vertraut machen. Die Mitarbeiter des Tierheims informierten sich über den neuen Besitzer. "Und da die neue Halterin langjährige Erfahrung im Umgang mit Hunden hatte, waren wir uns sicher, dass die beiden gut klarkommen werden", sagte Rückert. Den Beißangriff auf dem Spielplatz wollte sie nicht kommentieren, es gebe zu viele voneinander abweichende Darstellungen. "Es gibt aber Situationen, in denen grundsätzlich jeder Hund aggressiv werden kann", sagte die Vereinschefin.

Daniele Schubert, Hundetrainerin aus Norderstedt, bestätigt: "Frodo ist zu mir freundlich und aufgeschlossen. Er hat mich auch nicht angesprungen." Der Hund sei nicht böse oder schlecht. Er sei jung und müsse noch lernen. "In der Verantwortung sind die Menschen, die einen Hund halten", sagt Daniele Schubert. Im Tierheim verhalte sich der Hund völlig unauffällig. Er sei nicht aggressiv, auch nicht gegen Jugendliche, die im Tierheim ein Schulpraktikum absolvieren.

Der Hund zog beim Training am Spielplatz immer stärker an der Leine

Allerdings hatte Scarlett B. früh gemerkt, dass sie Hilfe im Umgang mit ihrem neuen Begleiter brauchte. Eine Freundin empfahl ihr eine Hundetrainerin. Mit der trainierte sie am Montagnachmittag im Moorbek-Park, ging mit dem Hund an der Leine mehrfach am Spielplatz vorbei. "Schon da zog das Tier immer stärker an der Leine und bellte immer lauter", sagte die Halterin. Sie verließen den Trainingsort zunächst und näherten sich später wieder dem Platz, der mit spielenden Kindern und deren Eltern gut gefüllt war. Da lief Frodo ohne Leine, und dann ging alles ganz schnell: Das kräftige Tier bellte nach Aussagen der Polizei zunächst ein dreijähriges Kind an, das in einem Kinderwagen lag.

Dann rannte der Hund auf die beiden Jungen zu. "Meinen großen, Akin, konnte ich gerade noch hochheben und auf eine Tischtennisplatte stellen. Dann sah ich, wie der Hund hinter meinem kleinen herlief. Cenk wollte einfach nur vor dem Hund davonrennen. Aber der verfolgte ihn", sagte Demet S., 36, Mutter der beiden verletzten Kinder. Sie habe den Jüngeren an sich gezogen und zum Schutz die Arme um ihn gelegt. Doch der Hund habe immer weiter zugebissen.

Dann sei ihr Älterer zu ihnen gelaufen, um sie zu beschützen. "Der Hund biss ihm ins Gesicht", sagte die Norderstedterin. Nach Angaben der Polizei hatte der Neunjährige zwei Bisswunden am Bein und am Ohr und einige Kratzer, der Siebenjährige einige Kratzer, die offenbar von den Pfoten stammten. "Nach unseren Erkenntnissen wurde die Mutter zweimal am Unterkörper gebissen", sagte die Polizeisprecherin.

Die Familie der Verletzten wirft der Polizei vor, nicht hart genug durchgegriffen zu haben: Trotz der gefährlichen Beißattacke, die noch schlimmer hätte ausgehen können, habe der Hund einfach so wieder verschwinden können. Er wurde nicht eingeschläfert, und die Beamten haben ihn auch nicht mitgenommen. Das sei nicht zu verstehen. Da der Hund schon angeleint war und friedlich gewirkt habe, wären weitere Maßnahmen unangemessen gewesen, sagte die Polizeisprecherin. Zumal die Halterin versichert habe, das Tier am nächsten Tag ins Tierheim zurückzubringen. "Das hat sie auch gemacht, wir haben das überprüft", sagte Sandra Mohr.

Doch Demet S. kritisiert auch das Verhalten der anderen, die auf dem Spielplatz waren: "Keiner hat uns geholfen, andere Familien sind mit ihren Kindern weggerannt." Ein älterer Mann habe schließlich die Polizei und den Rettungsdienst alarmiert.

Um die Situation rekonstruieren zu können, sucht die Polizei Zeugen. Sie melden sich bitte unter Telefon 040/52 80 60.