Eine Glosse von Johanna R. Wöhlke

In meinem Garten wird zurzeit emsig gebaut. Dabei geht es durchaus laut und wuselig zu wie bei den menschlichen Projekten. Nur dass Beton und Stahl durch anderes Material ersetzt werden.

Baustelle an Baustelle findet sich - und ich bewundere jeden Tag aufs Neue, wie die kleinen Baumeister das alles bewerkstelligen. Sie machen das sehr geschickt, sind dabei ausgesprochen flink, emsig und sehen dabei auch noch putzig aus. Sie heißen Amsel, Drossel, Fink und Spatz und beweisen mir, dass Mutter Natur eine Zauberin ist. Was schleppen sie nicht alles in ihren Schnäbeln an und davon. Wie fliegen sie hin und her, suchen, hacken und picken, pflücken kleine Zweige ab, wühlen in Laub und Gehölzen so lange, bis sie genau das Stück gefunden haben, das sie zum Bau ihres Nestes benötigen. Manchmal suchen sie auch in der Dachrinne, vor allem nach feuchten, gepressten Laubresten. Sie sind bei der Suche ausgesprochen wählerisch, scheint mir. Nur das genau Passende schafft es, in die engere Auswahl genommen zu werden. Die Parallele zum "Tier Mensch" bringt mich dabei jeden Tag zum Lachen. Die Baustellen möchte ich sehen, um die herum die Maurer mit Steinen und Mörtel im Mund und die anderen Handwerker nur so herumfliegen. Aber den Traum vom Fliegen leben wir ja auf andere Weise aus. Den Handwerkern wird es recht sein. Frühling, wie bist du schön, auch wenn wir nicht fliegen können. Dann schauen wir eben einfach anderen eine Weile dabei zu.