Das Gebrauchtwarenhaus mit Möbeln und Kleidern eröffnet im Sommer, aber schon jetzt können die Nordersteder ausrangierte Ware abgeben.

Norderstedt. Eine neuwertige Outdoor-Jacke für 40 Euro. Ein makelloses Holzregal oder ein Kinder-Dreirad zu Flohmarktpreisen - wer künftig solche Schnäppchen machen will, muss nicht mehr am Sonntag um 6 Uhr aufstehen, um auf einem der zahlreichen Trödelmärkte günstig einzukaufen. Gutes Gebrauchtes gibt es demnächst im Gebrauchtwarenhaus Norderstedt. Das wird voraussichtlich Ende Juni/Anfang Juli an der Stormarnstraße 34-36 eröffnen, direkt gegenüber von Famila.

Aber schon jetzt nimmt das Team Waren an. "Wir nehmen alles", sagt Martin Sandhof, Leiter des städtischen Betriebsamtes, das das Second-Hand-Warenhaus betreibt. Möbel vom Couchtisch bis zum Kleiderschrank, Porzellan, Glas, Besteck, Lampen, Kleidung, Spielzeug, Schallplatten, Bücher, selbst Unterhaltungselektronik können die Bürger am Tresen abgeben, wenn die Geräte neuwertig sind.

Für das neue Angebot mietet die Stadt die Räume einer früheren Druckerei

Geld gibt es dafür nicht, feuchte und defekte Waren werden nicht angenommen. "Wir haben zwar eine Mini-Werkstatt, aber eigentlich wollen und können wir hier nichts reparieren", sagt Frank Dreyer vom Betriebsamt, der für die Aufbauarbeit zuständig ist. Das Gebrauchtwarenhaus zieht in die Räume einer ehemaligen Druckerei, die die Stadt für den neuen Service gemietet hat. Die Mitarbeiter holen größere Möbel auf Wunsch auch ab.

Vielfalt soll Erfolg bringen - dieses Konzept haben die Norderstedter von einem Hamburger Unternehmen übernommen, das seit Jahren gute Geschäfte mit dem macht, was Menschen aussortieren. Stilbruch hat bewiesen, dass das Kaufhaus für Möbel, Kleidung, Porzellan, Fahrräder, Schallplatten und alles andere, was ein Haushalt so braucht, funktioniert. Im vorigen Jahr haben die 64 Mitarbeiter 2,5 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet.

Die Kunden sind gut gemischt, Studenten und Menschen mit schmalem Haushaltsbudget gehören ebenso dazu wie besser situierte Bürger, die besondere Stücke suchen. Angefangen haben Stilbruch-Chef Jörg Bernhard und sein Team vor gut zehn Jahren mit Ein-Euro-Jobbern. Nachdem die Mittel für die Erwerbslosen im Vorjahr in Hamburg gekürzt wurden, wurden alle fest angestellt, sind aus Arbeitslosen Berufstätige geworden.

Nun wollen die Norderstedter dem Hamburger Vorbild nacheifern. Stilbruch-Chef Bernhard hat Starthilfe gegeben, bei der Schulung der Mitarbeiter geholfen und Einblick in die Materialwirtschaft gewährt. Schließlich müssen die Preise zwar günstig, aber auch realistisch sein. "Wir können ja eine kaum getragene Jacke von Wellenstein nicht für fünf Euro verkaufen", sagt Frank Dreyer. Jörg Bernhard zumindest hat den Norderstedter Kollegen Hoffnung gemacht, er sieht gute Chancen für das Projekt, das dem Umweltmotto "Wiederverwerten statt wegschmeißen" folgt.

Mit rund 1300 Quadratmetern ist die Verkaufsfläche in der Norderstedter Anlaufstelle genauso groß wie bei Stilbruch in Hamburg. Hinzu kommen rund 300 Quadratmeter für die Warenannahme. "Aber die Hamburger haben uns eine höhere Qualität des Angebots vorhergesagt. Dafür gibt es hier möglicherweise nicht das Potenzial an Käufern wie in der Metropole", sagt Dreyer. Die Abnehmer sollen aus einem Umkreis von rund 50 Kilometern kommen, jedenfalls ist das der Radius, in dem das Betriebsamt offensiv für sein neues Angebot werben will. Wesentlich für den Erfolg ist, so Dreyer, ein zügiger Umschlag. "Alle sechs bis acht Wochen sollte das Sortiment komplett erneuert sein. Sonst wird es für die Kunden langweilig, sie bleiben weg", sagt der Projektleiter.

Im Kaufhaus für Gebrauchtes kann jeder einkaufen, es gibt keine Sozialbindung - die galt für das Sozialkaufhaus am Gutenbergring, das Anfang des Jahres schließen musste. Das Jobcenter konnte die 45 Ein-Euro-Jobber nicht mehr bezahlen, da der Bund die Mittel gekürzt hatte (wir berichteten). Für das neue Gebrauchtwarenhaus ist ein Sozialrabatt angedacht, politisch aber noch nicht beschlossen. Vorgegeben haben die Norderstedter Politiker aber schon, dass sich die neue Einrichtung selbst tragen muss, städtische Zuschüsse sind nicht vorgesehen.

Das Kaufhaus muss sich selbst tragen, Zuschüsse von der Stadt gibt es nicht

Betriebsamts-Leiter Sandhof hatte im Umweltausschuss eine Kalkulation präsentiert, die diese Voraussetzung erfüllt. Das gesamte Projekt werde aus den Abfallgebühren finanziert, die Gebühren würden dafür nicht erhöht. Sandhof geht davon aus, dass die Kosten für die Sperrmüllentsorgung sinken. Der Verkauf bringe Einnahmen, als Warenlieferant dient neben den Bürgern auch der Recyclinghof an der Oststraße. Zusätzlich sollen die Erlöse aus dem Einsammeln von Altkleidern, Altpapier und Altmetall für das Kaufhaus eingesetzt werden. Was in den Sammelcontainern landet, hat sich in den letzten Jahren zu einem Geschäft für die Stadt entwickelt, da der weltweite Bedarf an Rohstoffen ständig wächst.

Dreyer geht davon aus, dass sieben Männer und Frauen den Betrieb bewältigen werden, vier davon sollen behinderte Menschen aus den Norderstedter Werkstätten sein. Drei Stellen werden ausgeschrieben.

Ausrangierte und gut erhaltene Möbel, Kleidung, Spielzeug und andere Haushaltsgegenstände können im Gebrauchtwarenhaus an der Stormarnstraße 34-36 in Norderstedt montags bis donnerstags von 9 bis 15.30 Uhr, freitags bis 12.30 Uhr abgegeben werden. Annahmestelle ist nach wie vor auch der Recyclinghof an der Oststraße 144. Die Mitarbeiter holen Möbel auch ab, Großmöbel müssen allerdings zerlegt sein. Termine werden unter Telefon 040/53 59 58 00 vergeben.