Für das kommende Wochenende lädt Wulff & Sohn zum Fest an die Segeberger Chaussee ein

Norderstedt. 1912 erhielt Harksheide, eine der vier Norderstedter Ursprungsgemeinden, die erste Strom- und Kraftstoffversorgung, und ein mutiger Tischler gründete an der Segeberger Chaussee 48 seine eigene Werkstatt mit einem kleinen Laden. 25 Jahre war Friedrich Wulff alt, seine Eltern hatten ihm gerade eine Hobelbank als Startkapital geschenkt. Friedrich Wulff baute Möbel, und das Fenster seines Ladens wurde als "erstes Schaufenster am Ochsenzoll" bekannt.

1919 machte der junge Tischler seinen Meister, bildete Lehrlinge aus und brachte ihnen neben dem Handwerk auch Sauberkeit und Ordnung bei.

Wie damals üblich, baute Friedrich Wulff als Tischler auch Särge und bestattete die Toten.

Vor allem aber baute Friedrich Wulff seinen Handwerksbetrieb kontinuierlich aus. 1914 heiratete er Frieda Hesebeck aus Henstedt, das Paar bekam die Söhne Fritz und Werner. Fritz lernte ebenfalls Tischler und arbeitete ab 1934 im väterlichen Betrieb mit. Doch Fritz fiel 1940 als Soldat im Zweiten Weltkrieg, Werner musste ebenfalls als Soldat dienen, und lernte erst ab 1946 bei seinem Vater das Tischlerhandwerk.

1952 wurde er Mitinhaber, die Firmenkasse war noch eine Zigarrenkiste, Möbel und Beerdigungen wurden von den Kunden groschenweise abbezahlt. Diese Kasse bewachte Margret Hergeröder, die nach Amerika auswandern wollte, aber Werner Wulff zuliebe blieb, ihn 1959 heiratete und für Nachwuchs sorgte: Karsten, Torsten, Sönke, Henning und Frauke. Werner Wulff baute auch mit an der Falkenbergkirche, Taufbecken und Altar kommen aus seiner Werkstatt. Am Altar hat er dann seiner Margret das Jawort gegeben.

Im Wirtschaftswunderland expandierte auch Wulff. 50 Lehrlinge bildete er 1962 aus, aus dem Laden ist ein Haus mit Tischlerei, Möbelgeschäft und Bestatter geworden. 1969 wurde der erste Möbelwagen gekauft. 1995 übernahm Sönke Wulff erste Bestattungen, musste aber 2004 das Möbelhaus aufgrund großer Konkurrenz schließen. Das Haus an der Segeberger Chaussee 50 steht seitdem leer, wird aber ab Sonnabend und Sonntag, 21. und 22. April, mit der großen Ausstellung mit Särgen aus Afrika neu belebt.

Programm zum 100. Geburtstag: Sonnabend, 21. April, 10 Uhr: Eröffnung der Ausstellung mit Särgen aus Ghana mit der Autorin Marie-Thérèse Schins. Sie gibt mit der Künstlerin Birte Müller für Schulkinder vom 17. bis 19. April unter dem Motto "Eine Kiste für Opa" Malkurse. Die Särge sind bis 15. Juni, täglich 11 bis 19 Uhr, zu sehen. Ab 12.30 Uhr spielt die Brass Band Claus Popp, ab 14 Uhr hält Schins einen Vortrag über Bestattungskulturen, ab 15.30 Uhr singt der Shantychor Kombüse, um 16.30 Uhr folgt ein Vortrag über Totenmasken. Am Sonntag, 22. April, gibt es um 10.30 Uhr den Vortrag "Die Diamantenbestattung", gefolgt vom Jazz-Frühschoppen, Vorträgen und dem Shantychor Moorbek-Schipper um 15.30 Uhr.