In unserer Serie “Fit in die Zukunft“ stellen wir Ihnen heute das Kaltenkirchener Unternehmen Interturbine vor, das jedes Jahr kräftig wächst.

Kaltenkirchen. Burckhard Schneider, 66, bittet um Ruhe. Dann hebt er sein gefülltes Sektglas und sagt "Prost!" Es ist der Moment, auf den die Mitarbeiter des Handelshauses und Dienstleisters Interturbine Group of Companies in Kaltenkirchen lange gewartet haben.

"Jetzt haben wir endlich eine neue, moderne und professionelle Kantine mit einem Chefkoch, der sein Fach versteht. Das Büfett ist eröffnet, ich wünsche einen guten Appetit", beendet der Seniorchef seine kurze Ansprache.

Küchenchef Stefan Bock, unterstützt von Köchin Bärbel Oeffner, tischt auf: selbstgemachte Antipasti, Kassler, Roastbeef, Kartoffelgratin und Pfannengemüse. Wer es nicht so kräftig mag, für den gibt es Tortellinis mit einer Spinat-Ricottafüllung. Alle Mitarbeiter freuen sich: Heute zahlt der Chef.

Der Seniorchef schaut immer noch montags bis freitags nach dem Rechten

Der begnügt sich mit einem kleinen Salatteller. "No calories - keine Kalorien", sagt Burckhard Schneider. Dann setzt er sich in der letzten Tischreihe an einen Eckplatz und erzählt die Erfolgsstory seines jungen Unternehmens.

Er ist stolz darauf, was er geschafft hat - als Gründer und Vorstand der Interturbine Group of Companies. Er freut sich, dass seine Firma kräftig investieren kann und trotzdem schuldenfrei ist. Und er ist zuversichtlich, jedes Jahr 30 neue Mitarbeiter einstellen zu können.

Mit seinem Sohn Stefan, 42 (Kaltenkirchen), der das operative Geschäft leitet, hat er Interturbine zum zweitgrößten, familiengeführten Unternehmen in Kaltenkirchen nach dem Möbel- und Einrichtungshaus Dodenhof gemacht.

Der Seniorchef, der in Bad Bramstedt wohnt und der immer noch montags bis freitags von 8.30 bis 18.30 Uhr nach dem Rechten schaut, blickt aus dem Fenster: Die neuen Lagerflächen (3000 qm), die neuen Büroflächen (1000 qm) und die Kantine mit dem hellen Wintergarten sind für ihn eine sinnvolle Investion für die Zukunft. "Wir wachsen dreimal schneller als der Markt", sagt Burckhard Schneider, "weil wir ein echtes Kompetenzzentrum sind".

Das bedeutet: Die Interturbine Group versorgt die "Aircraft on Ground", die aufgrund fehlender Materialien nicht starten können, binnen 24 Stunden oder schneller mit den benötigten Wartungs- und Ersatzteilen. Auf Abruf liefert Interturbine mehr als 500 000 Produkte von über 3000 Herstellern.

Das Erfolgsrezept heißt "One-Stop-Source". "Es genügt die Kontaktaufnahme mit unserer Zentrale oder einem der weltweit regionalen Vertriebsbüros, und wir bieten die komplette Lösung aus einer Hand", sagt Burckhard Schneider. "Die Kunden erhalten alles von einem einzigen erfahrenen Lieferanten."

Ermöglicht wird dieser Service durch die einzelnen, sich ergänzenden Unternehmen der rund 600 Mitarbeiter zählenden Gruppe. "Auftragsabwicklung, Ersatzteilbeschaffung und Transport werden auf Wunsch zentral organisiert und abgewickelt. Für den Kunden ergeben sich sofortige Einsparungen, weil sich die Kosten für Mehrfachanforderungen und Transport reduzieren", so Schneider.

Zwei wichtige Mitarbeiter fehlen anfangs bei der Kantinen-Eröffnung: Businessmanager Martin Huyer, 44, und Produktionsleiter Thorsten Harms, 44. Sie stehen neben einer neuen Errungenschaft des Unternehmens - dem Wasserstrahlschneider. Der "Waterjet" kostet 170 000 Euro und durchtrennt millimetergenau Materialien aus Edelstahl, Aluminium, Stein und Holz. Bei Interturbine sind es vorwiegend Bodenbeläge für die Nasszellen und die aus Frankreich angelieferten Teppichböden für mehr als 100 Airbus-Maschinen vom Typ 380.

Beim Schneiden wird ein gebündelter Wasserstrahl, der von einer Hochdruckpumpe erzeugt wird, auf das zu schneidende Material gerichtet. Die Austrittsgeschwindigkeit an der Düse entspricht der 2,5-fachen Schallgeschwindigkeit.

Mit dem Wasserstrahl werden bei Interturbine verschiedenste Materialien mit Wandstärke bis zu 150 Millimeter auf einer Bearbeitungsfläche von sechs mal zwei Meter geschnitten. Der Zuschnittteil wird dabei auf einen Tisch fixiert aufgespannt, und der Düsenkopf fährt die programmierten Konturen ab.

+++ Weltweit agierende Unternehmensgruppe +++

"Wir haben alles vorrätig, was für Reparaturen benötigt wird"

Martin Huyer, seit 27 Jahren im Luftfahrtgeschäft tätig, verfügt über eine große Erfahrung. Er war Pilot bei der Bundeswehr und flog für die Nato den Awacs-Aufklärer vom Typ Boeing 707. Sein letzter Dienstgrad, ehe er 1999 seine Soldatenlaufbahn beendete: Major. Er lernte seinen heutigen Chef in der Schweiz kennen und arbeitet seit einem Jahr für die Interturbine Group.

Seit sechs Monaten gehört Warehousemanager Harry Berghofer, 54, zum Unternehmen. Er ist Herrscher über 4500 Quadratmeter große Lagerflächen. "Es gibt nichts, was es nicht gibt", sagt Berghofer. "Wir haben alles vorrätig, was für Reparaturen und Wartungen im Flugzeugbereich benötigt wird. Von Pasten und Ölen über Gummis, Dichtungen bis zu Röhrenlampen, Kabelschläuchen und Klebebändern. Und viele andere Dinge mehr."

Triebwerk-Ersatzteile gehören nicht dazu, aber solche für zivile Hubschrauber und für die Tragflächen der größten Flugzeuge. Die Aufträge von Fluggesellschaften aus der Dritten Welt werden immer umfangreicher, auch China gehört zum Kundenstamm des Unternehmens.

"Wir wachsen jedes Jahr", sagt Personalchef Jochen Müller-Hahle, 40, aus Neumünster, der seit dreieinhalb Jahren zur Firma gehört. Der Umsatz stieg auf 175 Millionen Euro, acht neue Mitarbeiter wurden für das Lager eingestellt. "Meine Philosophie lautet: Charakter und Leistungsbereitschaft geht vor Ausbildung", verrät Müller-Hahle. "Dennoch stellen wir zum 1. August 2012 zehn Lehrlinge ein und liegen damit zehn Prozent über der Quote. Außerdem stellen wir, und das ist bahnbrechend, ein echtes Budget für die Fortbildung unserer Mitarbeiter bereit."

Am kommenden Montag stellen wir Ihnen das Norderstedter Bestattungsinstitut Wulff vor.