Gesamtkriminalität nimmt 2011 leicht zu, aber fast jede zweite Straftat im Kreis Segeberg wird aufgeklärt

Bad Segeberg. Die Gesamtkriminalität im Kreis Segeberg hat 2011 wieder leicht zugenommen. So wurden 17 757 Straftaten angezeigt - 2010 waren es noch 16 916. Dies entspricht einer Steigerung von 5 Prozent. Die Aufklärungsquote verbesserte sich minimal von 46,9 auf 47 Prozent. Dies berichtete die Kriminalpolizei Bad Segeberg anlässlich der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für das vergangene Jahr. Bei den meisten Deliktsgruppen gab es keine signifikanten Änderungen. Die Ausnahmen, zu denen das sogenannte "Abziehen" sowie Internetkriminalität zu zählen sind, geben allerdings Anlass zur Besorgnis.

Die Aufklärungsquote steigt seit zehn Jahren konstant an

"Verglichen mit den letzten zehn Jahren sind wir auf einem angenehmen Niveau. Aber wir haben den Trend nicht fortsetzen können", sagte Alexander Hahn, seit dem 1. Januar 2012 Leiter der Kripo-Stelle in Bad Segeberg. Allerdings war die Gesamtsumme der angezeigten Taten nur 2010 geringer. Positiv hob Heinz Parchmann, Leiter der Polizeidirektion, die Tendenz hinsichtlich der Aufklärungsquote hervor. Diese steigt seit zehn Jahren konstant an und lag früher noch unter 40 Prozent. "Wir haben viel investiert in den Bereichen der Spurensicherung und der DNA-Analyse. Dort sind wir landesweit führend und konnten mit entsprechenden Treffern glänzen."

Damit bezog er sich auf den fünffachen Frauenmörder Hans-Jürgen S. aus Henstedt-Ulzburg. Dieser hatte seine Taten zwischen 1969 und 1984 begangen, konnte aber erst im April 2011 mittels neuer Untersuchungsmethoden endlich überführt werden und wurde letztlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Aufklärungsquote bei Mord liegt entsprechend bei 100 Prozent - gleiches gilt für Totschlag, wo es fünf registrierte Taten gab.

Die Sexualdelikte stiegen auf 204 (2010: 187). Die Zunahme beim sexuellen Missbrauch von Kindern ist zurückzuführen auf die Überführung eines heute 82 Jahre alten Kleingärtners aus Wahlstedt, der über Jahrzehnte kleine Mädchen unsittliche berührt haben soll. Die Aufklärungsquote beträgt für 2011 verbesserte 82,4 Prozent (73,8 Prozent). "Ich glaube, dass wir in dieser Hinsicht gut aufgestellt sind", sagte Heinz Parchmann, schränkte aber ein: "Die Dunkelziffer ist nirgends so hoch wie dort." Generell würden die Anzeigen zunehmen, sobald ein besonderer Fall durch die Medien geht.

Die Anzeigebereitschaft beim "Abziehen" bleibt gering

Unzufrieden ist die Kriminalpolizei mit der Entwicklung bei Raubdelikten auf Straßen, Wegen und Plätzen. Hier ist eine Zunahme von über 200 Prozent, von 18 auf 61 Taten, festzustellen. Die Aufklärungsquote liegt bei lediglich 41 Prozent. Wie Alexander Hahn erklärte, hat das sogenannte "Abziehen" stark zugenommen, die Anzeigebereitschaft hingegen bleibt gering. "Die Hemmschwelle dürfte gesunken sein. Aber es bleibt ein Raubdelikt. Das bedeutet: Freiheitsstrafe ab einem Jahr aufwärts. Darüber sind sich die zumeist jungen Täter nicht im Klaren."

Eine Besserung ist nicht in Sicht, solange die Opfer ihre Peiniger - oft Mitschüler oder Bekannte - nicht melden. "Das führt dazu, dass sich die Täter auch noch bestätigt fühlen", sagte Hahn. "Es fehlen der Mut und die Bereitschaft, sich mit dem Problem an Eltern und Lehrer zu wenden. Wir müssen das Bewusstsein für den Unrechtsgehalt dieser Straftaten wecken."

Die Körperverletzungen gingen auf 1644 zurück

Insgesamt beträgt die Aufklärungsquote bei den Rohheitsdelikten - darunter zählen neben Raubtaten auch Körperverletzungen und Stalking - 87,8 Prozent (2011: 88,2). Die Körperverletzungen gingen von 1677 auf 1644 zurück (Aufklärungsquote: 91,2 Prozent).

Die Diebstahlsdelikte haben hingegen zugenommen. 2011 wurden 7914 angezeigt (2011: 7483), darunter fallen 166 gestohlene Kraftwagen, 1231 Fahrräder und 819 Diebstähle in/aus Wohnungen. Mit 44,6 Prozent stellt diese Gruppe der Delikte den höchsten Anteil an der Gesamtkriminalität (Aufklärungsquote: 22,4 Prozent). Traditionell ist hier die Ermittlungsarbeit schwieriger, da Täter oftmals aus Hamburg kommen, der Zusammenarbeit der jeweiligen Polizeidirektionen aus Kapazitätsgründen aber Grenzen gesetzt sind.

Dass die Vermögens- und Fälschungsdelikte von 2724 auf 3258 gestiegen sind, hängt eng zusammen mit einem überführten Internetbetrüger. Dieser hatte in 633 Fällen mittels eines Onlineshops Kunden vermeintliche Elektroartikel verkauft, diese aber nie zugestellt. Als "Trost" für den Aufschub sendete er allerdings Rotweinflaschen - daher bekam die zuständige Ermittlungsgruppe den Namen "Vino". Nach mehreren Anzeigen und dem Hinweis eines Spediteurs kam die Polizei dem Täter auf die Spur. Aktuell läuft die Fahndung noch - in der Asservatenkammer stapeln sich derweil die beschlagnahmten Kartons mit Rotwein.