Eine Glosse von Alexander Sulanke

Kennen Sie den? Kommt ein Autofahrer an die Tankstelle...

So beginnt ein alter Witz, doch heutzutage schießen nach den ersten Wörtern Tränen in die Augen. Der Tankanzeiger steht auf Tiefrot. Ebbe im Kraftstoffspeicher. Ihr folgt Ebbe im Portemonnaie. Das ist nicht lustig.

Kommt ein Autofahrer an die Tankstelle. Fragt: "Was kostet ein Tropfen Diesel?"

Ganz ehrlich: eine blöde Frage! Die Mineralölkonzerne protzen vor ihren Verkaufsstellen ja gänzlich ungefragt mit ihren stolzen Preisen. 1,50 Euro. Flächendeckend. An den Zapfsäulen herrscht gähnende Leere. Doch plötzlich, ganz unverhofft, ein Lichtblick: Vor einer Tankstelle stehen Autos Stoßstange an Stoßstange. Hier muss es etwas Gutes geben. Tatsächlich: Einen ganzen Cent billiger ist der Kraftstoff. Das hellt die Stimmung des Autofahrers auf. Volltanken, sagt ihm, der einem Schnäppchenrausch zu erliegen droht, das Bauchgefühl. Der Verstand rät, es lieber bei ein paar Tropfen zu belassen. Genau genommen bei gut zehn Litern für exakt 15 Euro. Die Schlange an der Kasse ist lang, acht Kunden lang. Als hätten sie sich abgesprochen, zahlt jeder genau dieselbe Summe. "Komisch, heute tanken alle für 15 Euro", sagt die Kassiererin. Und lacht. Ja, ist das nicht witzig? Nein. Früher hätten wir besser gelacht. Fährt ein Autofahrer an die Tankstelle. Fragt: "Was kostet ein Tropfen Diesel?" Tankwart: "Ein Tropfen? Nichts." Dann einmal volltropfen, bitte!