Der Norderstedter ist als Gelber Engel des ADAC im Einsatz und hilft gestrandeten Autofahrern in Hamburg und Umgebung, wieder freie Fahrt zu haben.

Hamburg. Daniel Schwark bückt sich hinab zu seinem Patienten. Irgendetwas stimmt hier nicht, soviel ist klar, die Symptome sind unübersehbar. Lediglich die Diagnose steht noch aus. Also legt der Helfer, mitten in einer Garage in Poppenbüttel, Hand an und versucht sich an der Reanimation.

Mit Erfolg: "Die Lichtmaschine lädt nicht richtig, deswegen ist die Batterie alle", sagt Schwark, nachdem der Motor der Mercedes C-Klasse zum Erleichtern des besorgten Manfred Deutschmann wieder zu brummen begonnen hat. Der Psychologe kann also zum Dienst in die Klinik nach Rickling. "Sie haben noch einmal Glück gehabt, es lag nur an der langen Standzeit von drei Wochen", bekommt er noch mit auf den Weg zur Arbeit.

Der Arbeitstag beginnt morgens um 7 Uhr in der heimischen Garage

Wie ein Chirurg in einem Krankenhaus ist Daniel Schwark befähigt und befugt, wichtige und manchmal lebensrettende Eingriffe vorzunehmen. Der 24 Jahre alte Norderstedter gehört zu den Gelben Engeln des ADAC. Sie sind mit ihren Werkstätten auf vier Rädern zur Stelle, wenn auf Deutschlands Straßen alte und neue, große und kleine Autos streiken und ihre Fahrer zur Verzweiflung bringen.

Die Pannenhelfer können theoretisch in 16 verschiedene Schichten eingeteilt werden, doch eines bleibt immer gleich: Die Basisstation ist die heimische Garage - bei Daniel Schwark somit in Glashütte. An diesem Tag bedeutet dies, dass er um Punkt 7 Uhr den Bordcomputer in seinem leuchtend gelben Opel Zafira einschaltet. Auch wenn Reparaturen Handarbeit sind, so sind die ADAC-Kräfte komplett vernetzt. Per GPS ist die Einsatzzentrale informiert über die jeweils letzten erfassten Standorte, in einer Datenbank werden alle Einsätze registriert und automatisch übermittelt.

Daniel Schwark muss also permanent den Touchscreen neben seinem Lenkrad im Blick haben. Die Disponenten oder auch ein Computer senden die eingegangen Notrufe direkt weiter an die "Engel". Dann erscheinen auf dem Bildschirm die Adresse, der jeweilige Fahrzeugtyp, eine kurze Beschreibung des Schadens sowie Name und Telefonnummer des Mitglieds.

Um 8.04 Uhr liest sich das so: SNA, Anlasser ok, Sprit ok. SNA liest sich für Laien vielleicht kryptisch, bedeutet aber ganz salopp: "Springt nicht an." Schwark muss ohne Umwege in das Gewerbegebiet Glashütte. Dort, an der Robert-Koch-Straße, wartet ein Golf II auf die ambulante Hilfe des ADAC.

"Das ging aber schnell", freut sich Milena Held, Auszubildende zur Groß- und Außenhandelskauffrau, als sich Daniel Schwark wie üblich fünf Minuten vor Ankunft telefonisch meldet.

+++ Der ADAC definiert sich über die Arbeit der Gelben Engel +++

Daniel Schwark machte bereits mit 22 Jahren seinen Kfz-Meister

Mit dem ersten Blick erkennt der Beobachter, dass dieser Wagen schon einiges durchgemacht hat. "Das ist schon das vierte Mal, dass ich den ADAC rufen musste", sagt die junge Frau nicht ganz überraschend. Die schwache Zündung wird durch das "Power Pack" wieder auf Touren gebracht. Schwark kann das Starthilfekabel also entfernen, betont indes: "Sie müssen jetzt in die Werkstatt. Ich kann nicht garantieren, dass er heute Abend wieder anspringt."

Nach 20 Minuten ist er fertig. Nun fährt er kreuz und quer durch die Gegend. So ist die Vorschrift, denn: Sofern die Gelben Engel keinen Termin haben, sollen sie den ADAC repräsentieren. "Es ist ein Sicherheitsgefühl", erklärt Daniel Schwark. "Die Autofahrer wissen: Wenn ich liegen bleibe, sind die Pannenhelfer schnell da."

Am Tage verteilen sich rund 30 Gelbe Engel zeitgleich auf die Region zwischen Bargteheide und Quickborn. Viele von ihnen haben ähnliche Lebensläufe wie Schwark. Der gebürtiger Neustädter machte zunächst eine Lehre zum Kfz-Mechatroniker, bildete sich aber fort und bestand mit 22 Jahren bereits seine Prüfung zum Kfz-Technik-Meister. Doch er wollte nicht tagein, tagaus in einer Werkstatt arbeiten und bewarb sich daher beim ADAC. "Ich bin froh, dass ich immer unterwegs, immer draußen bin", sagt er heute.

Starthilfe mit unterschiedlichen Batteriespannungen ist sehr riskant

Um 10.10 Uhr hilft er Claudia Luckner in Hamburg-Ohlstedt. Deren Audi A3 signalisiert, dass der Kühlmittelsensor kaputt sei. Schwark checkt die Elektronik des Autos mittels seines Notebooks, resümiert aber, dass das Fahrzeug keine Fehler gespeichert habe. Er rät zwar, eine Werkstatt aufzusuchen, doch ein gravierender Defekt liegt offenbar nicht vor.

Bei dem Ford Transit, der auf einem Parkplatz einer Haustechnik-Firma Probleme bereitet, kann er dies nicht ausschließen. Die Mitarbeiter hatten dort eigenmächtig versucht, den Dieselmotor per Starthilfe zum Laufen zu bringen, verwendeten allerdings eine Batterie mit einer niedrigeren Spannung. "Es kann sein, dass die Batterie im Ford nun durchgebrannt ist", befürchtet Daniel Schwark, ehe er Entwarnung gibt. "Das war's", sagt er trocken, nachdem die Maschine wieder fahrtüchtig ist.

Der Citroën Pluriel in Hamburg-Wellingsbüttel ist durchaus eine Seltenheit auf hiesigen Straßen. "Für mich ist es auch kein Gebrauchsgegenstand, sondern ein Liebhaberauto", sagt der Halter. Gleichwohl ist sein Schmuckstück in Not - die Ladespannung der Lichtmaschine ist stark abgefallen, das ergibt die Messung von Daniel Schwark. Und wenn die Batterie schwach wird, schaltet ein Fahrzeug in Konsequenz die stärksten Stromverbraucher ab. Keine Chance, der Besitzer muss sofort in seine Stammwerkstatt nach Henstedt-Ulzburg. "Und den Motor nicht mehr ausmachen", warnt ihn Schwark, bevor auch Auftrag 00964 als abgeschlossen an die Zentrale gemeldet wird.

Die Wählhebelsperre des CLK hat Reparaturbedarf

Bevor er seine halbstündige Mittagspause beginnen darf, kümmert Daniel Schwark sich noch um den Mercedes CLK von Uwe Bohl im Stadtteil Volksdorf. Nach vier Wochen Stillstand lässt sich nun der Automatikhebel nicht mehr von "Parken" auf "Fahren" bewegen. Manuell schon, wie Schwark mit einem Schraubenschlüssel demonstriert. Doch die Wählhebelsperre hat Reparaturbedarf. "Sie dürfen jetzt zu einem Mercedes-Händler in ihrer Nähe fahren", einen anderen Vorschlag hat er nicht.

Bevor er sich verabschiedet, überprüft er jedoch die Mitgliedskarte. Denn nur ADAC-Mitglieder bekommen den Service - im Ernstfall muss der Antrag eben auf der Motorhaube des defekten Fahrzeugs ausgefüllt werden.

Nach der Pause wird es ernst. Kein Druck auf dem Kupplungspedal. "Ich glaube, diesen Wagen müssen wir abschleppen", ahnt Daniel Schwark um13 Uhr bei Begutachtung der A-Klasse von Sandra Heusinger aus Lemsahl-Mellingstedt. Ihr Glück ist, dass die Kfz-Meisterei nur 500 Meter entfernt liegt. Also übernimmt Schwark mit seinem Zafira den Transport, zieht den Wagen die Straße hoch und auf den Stellplatz der Werkstatt.

Es folgen noch vier Einsätze: ein Ford Transit wird abgeschleppt, ein Saab 9000 und ein Opel Meriva erhalten Starthilfe, ein Mercedes 280 GLK ebenfalls. Am Ende der Schicht, 15.30 Uhr, hat der Gelbe Engel elfmal repariert, Starthilfe geleistet oder abgeschleppt. Dazu kamen viele gute Ratschläge an die Adresse der glücklichen Autofahrer. Eingehalten werden natürlich längst nicht alle. Daher heißt es auch am folgenden Tag: "Guten Tag, Daniel Schwark, ADAC, in fünf Minuten bin ich bei Ihnen."