Das Norderstedter Amateur-Theater spielt “Dat Dokterbook“ im Festsaal am Falkenberg

Norderstedt. Eine Dämlichkeit so herzerfrischend über die Rampe zu bringen wie Martina Linnig, das ist schon eine Naturbegabung. Für die Norderstedter Amateur-Schauspielerin war die Rolle der naiven Magd Liese Krumhusen in dem niederdeutschen Schwank "Dat Dokterbook" eine Herausforderung, in der sie ihre Vorliebe fürs komische Fach voll ausleben kann - vom verliebt-triefenden Augenaufschlag, wenn ihr der durchtriebene Vertreter Christof Julius Emmerich Grube Avancen macht, vom beleidigten Flunsch, wenn Bauer Asmus Timm sie anranzt, vom herzzerreißenden Schluchzen, als sie entdeckt, das ihr Galan sie mit dem Versprechen, sie vom Landleben zu erlösen, um ihr mühsam Erspartes gebracht hat. Dafür gab's Extra-Applaus vom Publikum im fast ausverkauften Festsaal am Falkenberg.

Das Norderstedter Amateur-Theater (NAT) stellt die Bauernkomödie "Dat Dokterbook" von Jens Exler auf die Bühne. Heiko Tank hat mit dem Klassiker sein Regie-Debüt. Der Sohn von Norbert Tank (Tanks Theater) gibt dem Stück mit seinem Team Tempo, das indes in der Premiere von einigen Texthängern ausgebremst wurde. Toseggersch Ilona Brunnert hatte viel zu tun.

Am besten beherrscht noch Herbert Paschen, mit 77 Jahren und 52 Jahren NAT-Bühne der Älteste im Team, seinen Text und kann sich so voll auf die Gestaltung seiner Rolle als Tagelöhner Fiete konzentrieren. Plietsch spielt er den Mann auf dem Hof, der alles sieht und hört und das, was der Bauer anrichtet, wieder hinbiegt. Paschens Knecht ist ein Fuchs, ein Schalk mit diesem wissenden Grienen - einfach souverän. Seinen Bauern Asmus Timm hat Heiko Tank mit Artur Albers passgenau besetzt. Köstlich, wie er als eingebildeter Kranker schmerzgepeinigt durch die meisterlich eingerichtete Kulisse (Kara Maak, Kurt Görmann und Walter Mumm) schlurft und seine Familie tyrannisiert. Als seine Ehefrau Berta fegt Birgit Bruhn über die Bühne, während Ann-Kathrin Düßler als Tochter Frieda diese durchgeknallten Eltern mit scheinbarer Gelassenheit erträgt. Ein bisschen mehr aufmüpfige Jugend würde ihr gut stehen. Die bringt Marvin Künne, der als Gerd Imhoff mit überraschendem Selbstbewusstsein gegen seine Schwiegereltern in spe auftrumpft.

Für Würze sorgen Benita Brunnert und Uwe Matthes, der sein Rollen-Debüt beim NAT gibt. Der Charakter des windigen Vertreters Grube bietet ihm einen reichen Fundus an exaltiertem Spiel, was der Norderstedter Politiker weidlich und gut, mit beredtem Mienenspiel und Körpersprache nutzt. Benita Brunnert ist ausgebildete Schauspielerin, und so war sie als Irma Bruhn mit der 60er-Jahre-Hochfrisur nicht nur nett anzusehen, sondern auch darstellerisch ein Hingucker.

Aufführungen: Sonnabend, 10., 16 und 20 Uhr, Sonntag, 11., 18 Uhr, Donnerstag, 15., und Freitag, 16., jeweils 20 Uhr, Sonnabend, 17., 16 und 20 Uhr, und Sonntag, 18. März, 18 Uhr, im Festsaal am Falkenberg, Langenharmer Weg 90. Karten zu fünf, sechs und sieben Euro gibt es im Vorverkauf, unter Telefon 040/51 32 23 85, unter schmidt-heike-nat@t-online.de per E-Mail und an der Abendkasse.