Beat-Kids heißt eines der neuen Projekte, mit denen das DRK sein Trainingsangebot für Kinder erweitert. Es soll Konzentration fördern.

Norderstedt. Sie können sich nur schwer konzentrieren. Sitzen stundenlang über ihren Hausaufgaben und bringen doch nichts zustande. Der Erfolg bleibt aus, die Motivation sinkt, Schulversagen droht. "Oft ist das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom die Ursache, die Kinder sind hyperaktiv", sagt Claudia Schöpper-Röpke. Die Diplom-Pädagogin und Gedächtnistrainerin, immer auf der Suche nach Hilfe, hat ein neues Trainingsprogramm gefunden: "Beat-Kids" nennt sie den Kursus, den sie wieder zusammen mit dem Roten Kreuz in Norderstedt anbietet.

Vorbild ist "Drums Alive", ein Fitness-Programm für Erwachsene, das immer beliebter wird. Die Teilnehmer trommeln mit Stöcken auf Plastikbälle, arbeiten sich aus, stärken Muskeln und Koordination. "Das ist auch für Kinder interessant, für solche, die Energie loswerden müssen, aber auch für diejenigen, die scheu sind und nur schwer aus sich herausgehen können", sagt die Pädagogin, die eine weitere Zielgruppe im Blick hat: Kinder, die motorisch eingeschränkt sind. Die Beat-Kids arbeiten ganzheitlich, der Körper ist gefordert, aber auch die Wahrnehmung, wenn die Jungen und Mädchen den Rhythmus aufnehmen, den die Trainerin vorgibt, und auf die Stöcke in ihren Händen übertragen müssen. "Und damit das vernünftig klingt, müssen wir alle im Takt sein", sagt Claudia Schöpper-Röpke. Das sei die soziale Komponente, das Trommeln in der Gruppe, jeder muss sich auf die anderen einstellen, sich bremsen oder Gas geben.

Die Kinder können mit voller Wucht auf die Bälle einschlagen

Die Bälle vertragen schon eine ordentliche Tracht Prügel, da könnten die Kinder schon mit voller Kraft draufhauen, sich verausgaben, Frust und Wut herausschreien. Und wie immer bei Claudia Schöpper-Röpke folgt auf die Phase der Anspannung die der Entspannung. Sich auf den Ball legen, Arme und Beine baumeln lassen, zur Ruhe kommen - das gehört zum Training genauso dazu wie in anderen Kursen, die beim DRK seit einigen Jahren erfolgreich laufen und nun in die nächste Runde gehen. "Grips-Kids lernen leichter" startet wieder im April.

In Kleingruppen mit höchstens fünf, manchmal auch nur drei Teilnehmern, lernen die Jungen und Mädchen, wie sie Schulprobleme hinter sich lassen können. "Wenn sie in meine Kurse kommen, reden wir nicht über Schule, weil das negativ besetzt ist und gleich zu Abwehr führen könnte", sagt die Kursusleiterin. Sie will zeigen, dass das Lernen Spaß macht, Wissen und Können das Selbstbewusstsein stärken. Viele haben nach den schulischen Misserfolgen ein geringes Selbstvertrauen, hat Claudia Schöpper-Röpke beobachtet. Glich zu Beginn steuert sie gegen, aktiviert das Vermögen der Kinder, sich selbst einzuschätzen: Sie werfen Bälle in einen Korb, sollen vorher sagen, wie viele sie aus welcher Entfernung versenken. Oder vier zu den Zahlen auf einem Blatt addieren und vorhersagen, ob sie das schaffen.

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"Sie erfahren auch, dass und wie Störfaktoren das Leistungsvermögen einschränken, dass sie sich schlechter konzentrieren können, wenn sie Durst haben, aufs Klo müssen oder sie neben einem bestimmten Mitschüler sitzen", sagt die Trainerin. Die tiefe Bauchatmung wird geübt, indem die Kinder Watte über den Tisch pusten oder sich einen Stoffhund auf den Bauch legen und ihn mit der Atmung "über die Wellen reiten lassen". Die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson ergänzt das Programm genauso wie Lerntechniken zum Erfassen von Texten oder dem Lernen von Vokabeln und Tipps, wie der Arbeitsplatz aussehen oder der Ranzen gepackt sein sollte.

"Das Angebot für Kinder von der ersten bis zur fünften Klasse hat sich rumgesprochen. Viele Norderstedter Grundschulen schicken uns Jungen und Mädchen", sagt DRK-Ortschef Werner Aschmutat, der bewusst Familien mit schmalem Haushaltsbudget ansprechen will. Die Kinder zahlen für den wöchentlichen Termin, der eineinhalb Stunden umfasst, fünf Euro. Ist das zu viel, sinkt der Beitrag auf einen Euro. Die Lücke wird über den Norderstedter Bildungsfonds geschlossen.

Schüler der vierten bis sechsten Klassen lesen für Blinde und Sehbehinderte

Neu ist auch das Projekt "Grips-Kids lesen für Blinde und Sehbehinderte". Angesprochen werden sollen Kinder von der vierten bis zur sechsten Klasse, die gern lesen. "Mit maximal fünf Jungen und Mädchen wollen wir Texte vorlesen und aufzeichnen, die als Hörbuch für Blinde und Sehbehinderte, aber auch für Freunde und Verwandte veröffentlicht werden", sagt Claudia Schöpper-Röpke, die mit den Teilnehmern gemeinsam das Thema für die CD aussuchen will. Die Kinder lernen im Projekt, das auf ein Halbjahr angelegt ist, unterschiedliche Wege kennen, einen Text zu verstehen, sie trainieren ihre Stimme und Atemtechnik. "Gerade für Kinder, die sich nicht trauen, vor der Klasse zu sprechen, ist dieses Projekt eine gute Chance, selbstbewusster zu werden", sagt die Trainerin.

Für die der Projekte Beat-Kids, Grips-Kids und Grips-Kids lesen für Blinde und Sehbehinderte lädt das DRK zu einem gemeinsamen Informationsabend am Dienstag, 13. März, von 19.30 bis 21 Uhr ins DRK-Haus, Ochsenzoller Straße 124, in Norderstedt ein. Auskünfte unter Telefon 040/523 18 26.