Sechs Millionen Euro investiert der Energieversorger am Standort in Friedrichsgabe. Das alte Werk ist marode und wird abgerissen.

Norderstedt. Die Stadtwerke bauen ein neues Wasserwerk. Der alte Gebäudekomplex an der Lawaetzstraße direkt gegenüber der Firma Jungheinrich wird abgerissen. Nur wenige Meter weiter südlich entsteht der Neubau. "Das alte Wasserwerk ist das älteste in Norderstedt. Es wurde Anfang der 60er-Jahre errichtet und mehrfach erweitert. Die aktuelle Gebäudeanalyse hat ergeben, dass die Bausubstanz nicht mehr den aktuellen Anforderungen entspricht", sagt Klaus Raabe, technischer Leiter bei den Stadtwerken Norderstedt.

Ein Student der Technischen Hochschule in Hamburg-Harburg hatte in einem Forschungsprojekt vor allem den energetischen Zustand der drei Norderstedter Wasserwerke untersucht und darüber seine Diplomarbeit geschrieben. Fazit der wissenschaftlichen Untersuchung: Das Wasserwerk in Harksheide ist zwar auch fast 45 Jahre alt, doch hier haben die Handwerker und Fachleute mehrfach nachgebessert, der Zustand gebe keinen Anlass zum Handeln. Erst Ende der 90er-Jahre haben die Stadtwerke die Aufbereitungs- und Speicheranlangen in Garstedt gebaut, auch hier waren die Ergebnisse positiv.

+++ Das Wasserwerk Harksheide wird saniert +++

"In Friedrichsgabe macht uns nicht nur die Bausubstanz Sorgen. Die Leitungen verlaufen zum Teil unter den Behältern hindurch. Wenn da mal was passiert, kommen wir nur schlecht ran und haben ein echtes Problem", sagt Raabe. Die Untersuchung habe ergeben, dass es günstiger sei, neu zu bauen als zu sanieren. Die Stadtwerke hätten mit Jungheinrich Flächen getauscht. Davon profitiere der weltweit tätige Gabelstapler-Hersteller, der in Norderstedt sein größtes Werk betreibt: Nun verfüge das Unternehmen über eine weitgehend geschlossene Fläche, das Wasserwerk habe das Firmengelände bisher zerschnitten.

Rund sechs Millionen Euro investiert der Norderstedter Energieversorger, damit die Bürger auch künftig zuverlässig mit Trinkwasser versorgt werden. Die Gesamtkapazität der Förderbrunnen und Reservoirs liegt deutlich über dem Bedarf. An Spitzentagen im Sommer, wenn die Sonne vom Himmel brennt, Blumen gegossen und Rasen gesprengt werden, verbrauchen die Norderstedter zwischen 1500 und 1700 Kubikmeter pro Stunde. Im Winter hingegen sinkt der Verbrauch auf 700 bis 800 Kubikmeter in der Stunde, mit nur 80 Kubikmetern wird nachts das Minimum erreicht.

Doch selbst mit dem Höchstverbrauch werden die drei Wasserwerke spielend fertig: 13 000 Kubikmeter Reinwasser stehen in den Speicherbehältern zur Verfügung, 3000 in Friedrichsgabe, 4000 in Garstedt und 6000 in Harksheide.

Anlass für die großzügige Reserve waren frühere Aussagen der Stadtplaner, an die sich Raabe noch gut erinnert: "Ich kennen noch eine Zielzahl von 150 000 Einwohnern für Norderstedt." Davon sind die Verantwortlichen inzwischen weit abgerückt. 79 000 lautet die Zielzahl, die das Integrierte Stadtentwicklungskonzept für das Jahr 2030 nennt. Dennoch hält der technische Leiter die Speicherkapazität für angemessen: "Dadurch bekommen wir auch keine Probleme, wenn mal ein Wasserwerk wegen technischer Probleme ausfällt und Reparaturarbeiten nötig sind." Außerdem stehe so auch jederzeit ausreichend Löschwasser für die Freiwillige Feuerwehr zur Verfügung.

Das Wasser aus fünf Förderbrunnen, die im Rantzauer Forst verteilt sind, fließt ins neue Wasserwerk und wird dort aufbereitet, rund 300 Kubikmeter pro Stunde. "Das Wasser stammt aus dem zweiten Grundwasserleiter in rund 100 Meter Tiefe und ist relativ sauber", sagt Raabe. Was in der Anlage ankommt, wird chemisch und bakteriologisch von Eisen und Mangan befreit und anschließend in die beiden Reinwasserbehälter mit je 1500 Kubikmeter Fassungsvermögen geleitet.

Die Bauarbeiten haben schon begonnen, zurzeit bereiten Radlader und Bagger das Gelände vor. Während der Neubau hochgezogen wird, versorgt das alte Wasserwerk die Norderstedter weiterhin mit Frischwasser. "Es ist natürlich ein Vorteil, dass wir unter Betrieb bauen können und beispielsweise nicht durch die zwangsweise Stilllegung eines Werkes unter Zeitdruck geraten", sagt der technische Leiter. Er geht davon aus, dass der Neubau Ende nächsten Jahres eingeweiht werden kann. Dann werden die Zuleitungen aus den Förderbrunnen getrennt und nur wenige Meter weiter an den neuen Gebäudekomplex angeschlossen.