Spaziergänger entdecken die Falle im Wald, die offenbar gezielt für Rehe aufgehängt wurde. Die Fangschlinge war professionell konstruiert.

Gönnebek. Unscheinbar ist die dünne Drahtschlaufe zwischen den Ästen im Gönnebeker Wald, doch absolut tödlich, wenn sich ein Reh darin verfängt. Es ist ein elendiger Tod: "Das Tier verfällt in Panik, wenn es mit dem Kopf hineingerät und flieht. Dabei zieht sich die Schlinge zu, und das Reh stranguliert sich selbst", schildert Jagdpächter Harald Hensel, 42, die Funktionsweise der Fangschlinge, die unbekannte Wilderer in seinem Revier aufgehängt haben. Je nachdem, wie panisch das gefangene Tier reagiert, könne sich der Tod des Wildes über Stunden hinziehen.

"Das ist absolute Tierquälerei", sagt der 42-Jährige. Die Schlinge wurde bereits Mitte des Monats von einem Fußgänger in einem Fichtenwaldstück in der Nähe der Gärtnersiedlung entdeckt. Ein Zufall. Jäger Hensel gibt an, höchstens zweimal pro Jahr in diesem Teil des Waldes unterwegs zu sein. Er befindet sich an der Reviergrenze zu Bornhöved, am anderen Ende des Waldstückes komme man in der Industriestraße in Trappenkamp wieder heraus, viele Spaziergänger seien hier tagsüber unterwegs. Zum Jagen gebe es hier zu viel Störungsverkehr, so Hensel.

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Doch eine Fangschlinge arbeitet auch nachts. Beim Anblick der Falle erkennt der geübte Jäger sofort: Das ist kein Anfängerwerk. "Die Fangschlinge war professionell gemacht mit einem Bowdenzug und einem dünnen, aber robusten Draht, etwa zwei Millimeter dick." Für Menschen sei die Falle nicht gefährlich gewesen, aber Hunde hätten durchaus in die Schlaufe geraten können. Für Hensel ist die Sache klar: Die Falle war gezielt für Rehwild ausgelegt worden. Knapp 50 Zentimeter über dem Boden bis zu einer Höhe von 1,20 Metern reichte die Drahtschlaufe. Die richtigen Maße für Wild. Die Schlaufe habe genau über einem sogenannten Wildwechsel gehangen, einer Art Trampelpfad für Rehe. "Die mögen glatte Böden und Wege ohne viele Äste", sagt Harald Hensel. Ähnlich wie Menschen. Mit ein wenig Übung sind die Pfade des Wildes gut im feuchten Boden zwischen den Bäumen zu erkennen.

Mit Wilderei haben Jäger öfter zu tun, meldet die Polizei, die auch im Gönnebeker Fall ermittelt. Berichten zufolge seien in der Vergangenheit schon häufiger Schüsse aus großkalibrigen Waffen gehört worden, die keinem Jäger zuzuordnen waren. Vereinzelt sei auch aufgebrochenes Wild gefunden worden. Das Problem ist auch Hensel nicht unbekannt, die Jagd mit der Fangschlinge jedoch sei ihm bisher nicht untergekommen. Die Schlinge wurde nach dem Fund sofort sichergestellt. Ob sie zuvor schon einmal mit Erfolg angewendet wurde, ist nicht klar.

Mit der Installation einer Wildkamera hoffte Hensel, den Wilderer bei der Suche nach seiner Falle zu ertappen. Das Gerät reagiert auf Bewegungen und fertigt Fotos an, auch im Dunkeln. Allerdings muss der Täter Lunte gerochen haben. Als Hensel fünf Tage später nach der Kamera sehen wollte, sei diese verschwunden gewesen.

Nun hofft die Polizei auf Hilfe aus der Bevölkerung. Hinweise bitte unter Telefon 04551/8840.