Die Kieler Agentur Lemon Design weist Fehler bei der Gestaltung des Henstedt-Ulzburg-Logos von sich

Henstedt-Ulzburg. Plagiat oder Zufall? Das Kieler Unternehmen Lemon Design weist zumindest alle Plagiatsvorwürfe zurück. Das von der Agentur entwickelte Henstedt-Ulzburg-Logo sei zwar mit dem Logo eines Textilvertriebs in den USA (Human Element) identisch, das jedoch sei reiner Zufall. In einer zehnseitigen Stellungnahme, angefordert von der Gemeinde Henstedt-Ulzburg, erklären die Designer, warum das Logo kein Plagiat sein könne: Die Gleichheit vom Logos im weltweiten Kontext sei nicht vermeidbar. Von Experten wird diese Aussage angezweifelt.

In der vergangenen Woche war von einem Redakteur der "Segeberger Zeitung" bei einer Recherche mit nur einem Mausklick im Internet das Doppelgänger-Logo des Textilvertriebs Human Element entdeckt worden. Das HU-Logo sollte künftig eigentlich alle offiziellen Broschüren, Flyer, Briefbögen und Visitenkarten der Gemeinde Henstedt-Ulzburg zieren. Rund 17 000 Euro standen als Budget zur Verfügung. Lemon Design soll bisher angeblich 5000 Euro erhalten haben.

Im weltweiten Kontext sei keine hundertprozentige Sicherheit gewährleistet, heißt es in der Stellungnahme von Lemon Design. Absatzweise begründen die Geschäftsführer Michael Wehrmann und Jörn Kemming, warum das Logo im Internet im vergangenen Jahr nicht habe entdeckt werden können. Die Google-Bildersuche habe zur Zeit der Entwicklung des Logos im Sommer vergangenen Jahres und auch später nicht zum Parallel-Logo der Firma Human Element geführt - weder Lemon Design, noch Vertretern der Gemeinde hätten etwas gefunden. Daraus folgern Wehrmann und Kemming: Es spreche "glasklar" für eine parallele Entstehung , da der zeitliche Unterschied zwischen der Entstehung beider Logos sehr gering sei. Sie weisen darauf hin, dass eine zentrale Datenbank, auf der alle Logos der Welt hinterlegt werden, nicht existiere. Es sei als reiner Zufall anzusehen, dass die US-Firma Human Element oder deren Designer sich des gleichen Zeichensatzes bedient hätten. "Das ist möglich." Ebenso zufällig sei die ähnliche Farbgebung, wobei dafür allein die Vertreter der Gemeinde Henstedt-Ulzburg verantwortlich zeichneten, die diese Farbkombination Rot/Grau in den Räumlichkeiten der Agentur mit Hilfe von Farbkarten und Screentests selbst ausgesucht hätten. "Bei Milliarden von weltweit existierenden Logos wird klar, dass unzählige ähnliche oder gleich Logos existieren müssen."

Nach Angaben von Jörn Kemming ist das Human-Element-Logo rechtlich "wohl" nicht geschützt. Das habe der Patentanwalt des Unternehmens recherchiert. Es gebe allerdings noch weitere Register, in denen geforscht werden müsse. Auf die Frage nach einem Anruf oder einer anderen Kontaktaufnahme mit dem Textilvertreiber Human Element sagt Jörn Kemming: "Nein, wir haben keinen Kontakt aufgenommen." Eine Entschuldigung ist in der zehnseitigen Stellungnahme von Lemon Design übrigens nicht zu finden.

Die Stellungnahme von den Lemon-Design-Geschäftsführern Michael Wehrmann und Jörn Kemming wird von der Gemeinde zunächst unkommentiert gelassen. Wirtschaftsförderin Manja Biel verweist an den Hauptausschuss, der sich mit dem Thema befassen und eine Entscheidung treffen müsse.

Der Henstedt-Ulzburger Norbert Lindhof indessen mag nicht an einen Zufall glauben. Er ist seit mehr als 25 Jahren als Geschäftsführer und Vorstandschef großer nationaler und internationaler Agenturen wie Ogilvy, Scholz & Friends-Gruppe oder der Young & Rubicam Gruppe (Erfinder der "lila Kuh") tätig. Derzeit ist er Mitinhaber der Agentur Aller ! Best GmbH in Hamburg. "So etwas gibt es eigentlich nicht", teilt er mit. "Hier von Zufall zu sprechen, ist schon fast dreist. Ja, es gibt immer mal wieder Ähnlichkeiten bei der Entwicklung: Meist dann, wenn der Auftraggeber mehreren Agenturen gleichzeitig dieselbe Aufgabe stellt. Aber eine komplette Übereinstimmung (wie ein Ei dem anderen) habe ich noch nie erlebt." Seiner Ansicht nach hätte sich Lemon Design für den "Faupax" entschuldigen und - branchenüblich - eine Nachbesserung anbieten müssen, anstatt neu zu verhandeln.