Die zwölfjährige Norderstedterin Charlotte gewinnt den Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbs in der Stadtbücherei in Norderstedt-Mitte.

Norderstedt. Gutes Vorlesen ist Kopfarbeit. Dieser Tipp stammt von Rufus Beck, einem renommierten deutschen Schauspieler. Er muss es wissen, denn Beck ist einer der gefragtesten Hörbuch-Vorleser. "Das wichtigste sind das Denken und die Fantasie. Gutes Vorlesen ist eben, wenn sich keiner langweilt." So betrachtet gab es beim Kreisentscheid des Vorlesewettbewerbs in der Stadtbücherei in Norderstedt-Mitte einige Mädchen und Jungen, die diese Kriterien erfüllten. Am besten aber machte es Charlotte Repenthin aus der sechsten Klasse des Lessing-Gymnasiums in Norderstedt. Sie wurde von der Jury zur Siegerin gekürt und hat jetzt die Chance, sich über den Regionalwettbewerb für den Landesvorlesewettbewerb zu qualifizieren. Organisiert wurde der Vorlesewettbewerb schon zum 16. Mal von Christina Gerisch, Leiterin der Kinderbücherei.

Es war ein wahrer Lesemarathon, den die vielen Zuhörer und die Jury in der Kinder- und Jugendbuchabteilung der Stadtbücherei erlebten: Fast vier Stunden geballtes Vorlesen mit kleinen Pausen. 25 Schüler gaben ihr Bestes, aber es gab nur einen Sieger. In diesem Falle eben die zwölf Jahre alte Charlotte, die sich für ihre "Kür" ein ganz besonderes Buch ausgesucht hatte: "An der Decke leuchten die Sterne" von Johanna Thydell ist die Erzählung eines Teenagers über Leben und Tod, Freundschaft und Liebe. Mit dem Tod der Mutter hatte sich Charlotte dazu noch eine besonders schmerzliche, aber dennoch anrührende Passage zum Vorlesen ausgesucht. Das gefiel der Jury.

Aber nach der "Kür" folgte die "Pflicht": Nach dem ersten Lesedurchlauf mussten die sieben bis dahin besten Leserinnen und Leser aus einem Buch vorlesen, das sie vorher noch nie in den Händen hatten. Eine schwierige Aufgabe, die aber von allen mit Bravour gemeistert wurde. Nathan Luffs Buch "Nichts für Weicheier" erzählt die Geschichte eines unsicheren Jungen, der auf einer australischen Farm viel über das wahre Leben lernt. Charlotte Repenthin erwies sich auch dabei als eine gewiefte und einfühlsame Leserin, die den Figuren in der Geschichte viel Leben einhauchen konnte.

Eine Leseratte ist Charlotte natürlich - aber nicht um jeden Preis. Im Augenblick sieht sie zwar gerne Fernsehsendungen, die Bücher aber sind immer in Griffweite. Die Harry-Potter-Bände hat sie natürlich alle verschlungen, aber genau so gerne greift sie zu Büchern, in denen Liebesgeschichten erzählt werden. Das Buch "An der Decke leuchten die Sterne" hatte Charlotte von ihrer Mutter geschenkt bekommen. "Es hat mich sehr berührt, deshalb habe ich daraus vorgelesen." Beim Vorlesen benahm sie sich professionell, in dem sie immer wieder geschickt ins Publikum blickte und dadurch Kontakt aufbaute.

Erste Berührungen mit Büchern hatte sie schon, als sie noch gar nicht lesen konnte: Ihre Eltern lasen viel vor und haben dabei manchmal auch gesungen. Das sind angenehme Erinnerungen für Charlotte, die übrigens Stammkundin in der Norderstedter Stadtbücherei ist und sogar eine eigene Büchereikarte besitzt. Die Leseleidenschaft teilt sie auch mit vielen ihrer Freundinnen. "Und ich kenne auch viele Jungs, die gerne lesen."

Einen Sonderpreis bekam Florian Koppetsch von der Trave-Förderschule in Bad Segeberg für sein Lesen aus dem Buch "Vorstadtkrokodile".